Das Labyrinth der Zeit
sagte Travis. «Und wenn du schon oben bist, fahr die Jeeps nach draußen und räume dann irgendwelchen Kram an die Stellplätze, zur Tarnung.»
Sie nickte abermals, trat dann wortlos um das Loch herum und rannte los in Richtung Treppenhaus.
Travis wandte sich den anderen zu. «Werfen Sie einen Blick auf Ihre Uhr oder Ihr Handy. Setzen Sie sich eine Frist von genau fünf Minuten.» Er redete weiter, während alle seiner Anweisung folgten. «Versuchen Sie, unten noch so viele wie möglich zu retten, aber in fünf Minuten sitzen Sie oben in den Jeeps, abfahrbereit. Weil dann alle sechs Jeeps losfahren, und zwar zusammen. Schon ein einziger Nachzügler, der nur eine Minute später losfährt, würde nicht nur sich, sondern auch alle anderen in Lebensgefahr bringen. Seien Sie also pünktlich dort, sonst werden Sie hier zurückgelassen.»
Er wartete erst gar nicht ab, wie sie diesen Plan aufnahmen. Es war unwichtig, was sie davon hielten. Ein anderes Vorgehen kam schlicht nicht in Betracht, ohne am Ende den Tod aller Überlebenden zu riskieren. Er drehte sich um und rannte zum Treppenhaus los, und dabei hörte er ihre Schritte, die ihm eilig folgten.
Als sie zwei Stockwerke hinabgelaufen waren, verlangsamte Travis seinen Schritt und zog Paige auf einem Treppenabsatz beiseite. Er wartete, bis die anderen sie überholt hatten.
«Ich muss noch mal hoch, zurück auf B4, und dort was erledigen», sagte er. «Wir können diese Etage unmöglich intakt zurücklassen. Wenn Holts Leute die Abwehrzentrale entdecken, können sie daraus folgern, dass wir von dort aus den Bomber haben herankommen sehen. Sollte dieser Raum bei ihrem Eintreffen weiter existieren, noch dazu verlassen, wissen sie sofort, dass es Überlebende gegeben hat, denen die Flucht gelungen ist.»
Paige verengte leicht die Augen, während sie seine Überlegung nachvollzog. «Wäre die Abwehrzentrale dagegen zerstört … würden sie glauben, sie hätten uns alle erwischt.»
«Hundert Prozent. Es würde ihnen gar nicht in den Sinn kommen, dass wir mit Jeeps abgehauen sind – weil sie gar nicht wüssten, dass wir hier Jeeps haben, vierzig Meilen von der nächsten Straße entfernt. Die Ladestation allein in der Scheune gibt ihnen da auch keinen Fingerzeig; die könnte für hundert andere Geräte benutzt werden.»
Paige nickte. Dann verzog sie auf einmal besorgt das Gesicht. Sie blickte nach oben, in Richtung B4, als könnte sie durch die Treppenhauswände hindurchsehen.
«Was hast du vor?», fragte sie.
«Noch nichts Konkretes. Es wird ein paar Minuten dauern, bis ich alles vorbereitet habe. Kehre du mit allen anderen wieder nach oben zurück und ruf dann zu mir auf B4 herunter, wenn alle sich oberhalb dieser Etage befanden.»
«Travis, was genau hast du –»
«Keine Zeit. Mir passiert schon nichts. Ich komme dann sofort hoch und schließe zu dir auf.» Sie schien etwas sagen zu wollen, aber er kam ihr zuvor. «Auch du musst etwas für mich tun.»
«Genau das habe ich bereits vor», erwiderte sie. «Das erledige ich als Erstes, und dann helfe ich bei der Bergung der Überlebenden.»
«Ich weiß, was du vorhast», sagte er. «Aber ich möchte, dass du die Finger davon lässt, falls die Sache zu riskant sein sollte.»
«Ich muss aber doch versuchen –»
«Nein, musst du nicht. Nicht, wenn du dabei dein Leben aufs Spiel setzt. Falls es zu gefährlich ist, lass es einfach sein und kümmere dich mit um die Verletzten.»
Sie machte Anstalten, zu protestieren, aber wieder ließ er sie nicht zu Wort kommen. «Versprich’s mir.»
Eine Sekunde verstrich. Sie sah kurz frustriert drein, ehe sie sich einen Ruck gab.
«Na gut. Versprochen.»
Dann stürmte sie auch schon davon, die Treppe hinunter, den anderen nach.
Travis wandte sich um und spurtete, mehrere Stufen auf einmal nehmend, wieder die Treppe hinauf.
Er ging um das Loch herum, das die Bombe im Boden hinterlassen hatte, und trat in die Abwehrzentrale, wo alle Computer und Wandbildschirme schwarz und erloschen waren. Er sah zu der Wand hinüber, an der die riesigen, halbtransportablen Großrechner aufgereiht standen, acht an der Zahl.
An ihrer Unterseite befanden sich Rollen. Stabile, große Schwenkrollen, gut zwanzig Zentimeter im Durchmesser, gesichert mit Bremshebeln, die per Fußtritt betätigt wurden. Zu seiner Erleichterung stellte Travis fest, dass jeweils nur die vorderen Rollen der Rechner arretiert waren. Eilig rannte er von Rechner zu Rechner und löste per Hackentritt sämtliche
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