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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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Schrankzugang und den Boden, der hindurchführte. Von ihm war nicht mehr viel übrig – nur ein schmales Sims an der Seite nämlich, höchstens fünf Zentimeter breit. Ansonsten gähnte unter der erhaltenen Türhälfte das Nichts. Um zu dem intakten Schrankboden dahinter zu gelangen, müsste sie sich am Rand des Türrahmens festhalten und ihren Körper darum herumschwingen. Dabei würde es sich nicht vermeiden lassen, dass ihr Schwerpunkt kurzzeitig über dem Abgrund schwebte.
    Sie machte sich auf den Weg durch das Zimmer, wobei sie ihre Schritte behutsam verlangsamte, je mehr sie sich dem Schrankdurchgang näherte. Es war nicht abzusehen, wie stabil der Fußboden entlang der Abbruchkante sein mochte – was allerdings ebenso für die Stelle galt, an der sie gerade stand. Aufgrund des Teppichbodens konnte sie nicht sehen, in welchem Zustand sich der Beton unter ihren Füßen befand. Und sie ging davon aus, dass der Beton rissig war; auch die Wand rings um die Schranktür war von einem ganzen Spinnennetz von Rissen durchzogen, das in alle Richtungen abstrahlte.
    Der Türrahmen befand sich jetzt noch knapp einen Meter vor ihrer ausgestreckten Hand. Sie unternahm einen weiteren Schritt. Beugte sich vor. Legte die Fingerspitzen an den Rahmen und drückte gegen das geriffelte Holz, in Richtung Abgrund, um seine Stabilität zu prüfen.
    Schon beim ersten leichten Druck zerbröselte die rissige Wand rings um den Durchgang. Der Türrahmen und etwa acht Zentimeter Beton ringsherum brachen einfach aus der Wand heraus, kippten vornüber und stürzten ins bodenlose Dunkel.
    Paige zuckte zusammen und wich so hastig zurück, dass sie ins Stolpern geriet und mit dem Hintern unsanft auf dem Teppich landete. Sie starrte zu der schartigen Öffnung, wo sich eben noch der Durchgang befunden hatte.
    Trotzdem könnte sie immer noch in den Schrank gelangen. Auch wenn der Türrahmen nun fort war, könnte sie stattdessen die Wand an der abgebröckelten Kante mit beiden Händen umfassen und ihren Körper über den Abgrund schwingen, wie geplant.
    Versprich’s mir , hatte Travis zu ihr gesagt.
    Sie starrte zu der Öffnung und zu dem Wandtresor drei Meter dahinter. Starrte hinab in den Abgrund, in dem Staub umherwirbelte.
    Aus den Stockwerken über ihr hörte sie die Stimmen der anderen, die unter lautem Rufen bemüht waren, die Verletzten ausfindig zu machen.
    Sie rappelte sich vom Boden auf, machte kehrt, verließ eilig das Schlafzimmer und rannte los zum Flur.

    Travis schob den letzten der Großrechner auf den Flur hinaus und positionierte ihn behutsam hinter den anderen, die er auf der abschüssigen Ebene bereits in einer Reihe platziert hatte, einen hinter dem anderen. An Ort und Stelle gehalten wurde diese Masse durch den ersten Rechner, den Travis an den Abhang gestellt hatte. Nur bei ihm waren die Bremsen an den vorderen Rollen arretiert.
    Travis beobachtete, wie die Formation leicht erzitterte und ein, zwei Zentimeter vorwärtsrückte, als er Nummer acht ans hintere Ende schob.
    Er hörte Schritte, die unweit von ihm die Treppe hinaufpolterten. Nicht zum ersten Mal in der letzten Minute. Er blickte noch einmal auf sein Handy: noch dreißig Sekunden bis Fristablauf.
    Weitere Schritte, manche im Eiltempo, manche eher schleppend. Er hörte, wie die Treppenhaustür geöffnet wurde, und drehte sich um. Paige steckte den Kopf hindurch.
    «Elf Überlebende», sagte sie. «Nur zwei von ihnen können sich nicht ohne Hilfe auf den Beinen halten.» Sie runzelte die Stirn. «Ich konnte ihn leider nicht bergen.»
    «Mach dir keine Gedanken deswegen», sagte Travis.
    Jetzt erst blickte Paige zu den Großrechnern hinüber. Sie begriff offenbar, was Travis vorhatte. Ihre Augen weiteten sich ein wenig.
    «Befinden sich jetzt alle über uns?», fragte Travis.
    Paige nickte langsam, während sie weiter zu den Rechnern hinüberstarrte.
    Travis hastete nach unten zum ersten Rechner. Musterte kurz die beiden Bremsen und löste dann durch einen beherzten Tritt den Hebel, der der Wand am nächsten war. Sobald die Bremse die Rolle freigab, bewegte sich die gesamte Formation mit einem Ächzen vorwärts, gut zehn Zentimeter weit, ehe sie wieder zum Stillstand kam.
    Travis blickte hoch zu Paige, die nach wie vor in der Tür stand.
    «Muss ich es extra sagen?», fragte sie.
    «Lauf, was du kannst?» Er brachte ein Lächeln zustande. «Nein.»
    Paige erwiderte sein Lächeln, aber nur ganz matt. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Travis ließ seinen

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