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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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der Anonymität etwa.
    Er wandte sich Bethany zu. «Kannst du irgendwie in Erfahrung bringen, wer hier 1978 gewohnt hat?»
    Sie verzog leicht gequält das Gesicht. «Versuchen kann ich es. Könnte sein, dass alte Steuerunterlagen da etwas hergeben – nur unter der Voraussetzung natürlich, dass die damaligen Bewohner überhaupt Steuern gezahlt haben.»
    «Vielleicht existieren ja noch Akten zu den früheren Mietern», sagte Paige. «Fragen wir doch am besten mal nach. Höchste Zeit für Klartext, würde ich sagen.»

    Sie kehrten wieder in das Restaurant zurück, und Travis erkundigte sich bei Jeannie ohne Umschweife nach alten Mietunterlagen.
    Sie starrte ihn an. Nach ihrem Telefonat war sie noch immer in Fahrt, das war nicht zu übersehen.
    Dann sagte sie: «Ich dachte mir schon, dass Sie die Nummer mit dem ‹guten Cop› bald aufgeben würden.»
    «Entschuldigung?», erwiderte Travis.
    Die beiden Kinder hatten ihre Gameboys inzwischen sinken lassen und blickten interessiert herüber.
    «Ab mit euch in die Küche, alle beide», sagte Jeannie.
    Die Kinder standen gehorsam auf und verschwanden in dem Raum hinter dem Tresen.
    «Ma’am», fing Travis an, «egal, was Sie denken –»
    «Das ist doch die Grundidee, oder?», fiel Jeannie ihm aufgebracht ins Wort. «Den ganzen Morgen über bekommen wir’s mit den bösen Cops zu tun – all diese Mistkerle in ihren Humvees, die jeden einschüchtern, der sie auch nur anzusehen wagt. Die planmäßig von einem Geschäft zum anderen ziehen und uns nach Ruben Ward ausfragen, nach Allen Raines. Woran erinnern Sie sich? Was haben Sie gesehen?»
    «Raines», wiederholte Travis. Zu diesem Mann hatte er sie von Anfang an befragen wollen, aber erst nach einer Überprüfung des Untergeschosses. Um die erste Unterredung mit ihr nicht unnötig zu überfrachten.
    «Ja, den habe ich gekannt», sagte Jeannie. «Hier kennt jeder jeden. Euch Typen dagegen kennen wir nicht, und deshalb erfahrt ihr auch von uns nichts über ihn. Auch nicht, wenn Sie hier in Zivil anrücken und einen auf harmlos machen.»
    «Wir gehören nicht zu den anderen», stellte Travis klar. «Wir sind zu Fuß über den Gebirgskamm gekommen, um denen aus dem Weg zu gehen.»
    Sie glaubte ihm offenbar nicht.
    «Raus», sagte sie. «Und falls Ihre Freunde hier sind, um die Sache zu beheben, die gerade in dieser Mine aus dem Ruder läuft – richten Sie ihnen aus, dass sie sich darum kümmern sollen, anstatt hier sinnlos Wirbel zu verursachen.»
    «Mine?», fragte Paige, während sie erst Travis und dann Bethany ansah, die ebenso verblüfft waren wie sie.
    Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr ins Restaurant ließ Jeannies Zorn sichtlich nach. Sie blickte sie der Reihe nach an, sichtlich erstaunt über ihre Reaktion.
    Travis trat näher und stützte die Hände auf die Rückenlehne des Barhockers, auf dem er vor kurzem gesessen hatte. Er sah Jeannie direkt an, ohne zu blinzeln.
    «Wir spielen nicht den guten Cop», sagte er. «Hören Sie mir zu, bitte. Was hier gerade geschieht, ist nur der Auftakt zu dem, was wirklich bevorsteht. Wissen Sie zufällig, um wie viel Uhr Allen Raines gestern getötet wurde?»
    Sie dachte kurz nach. «Um Viertel vor sieben ungefähr.»
    «Und um wie viel Uhr wurde Präsident Garner ermordet?»
    Sie wollte eben antworten, hielt aber dann inne. Die zeitliche Übereinstimmung wurde ihr bewusst.
    «Die Sache, die gerade abläuft, beschränkt sich nicht auf Rum Lake», fuhr Travis fort. «Das Problem ist viel umfangreicher, und alle, die es eigentlich hätten stoppen sollen, sind, soweit wir es überblicken, jetzt tot. Bitte – Sie müssen uns helfen. Erzählen Sie uns alles, was Sie wissen. Angefangen bei der Mine.»
    Jeannie antwortete nicht sofort. Vielleicht überlegte sie, wo sie anfangen sollte. Oder war unschlüssig, ob sie überhaupt Auskunft geben sollte.
    Travis nahm eine Bewegung am Rande seines Gesichtsfelds wahr. Die beiden Kinder waren zur Küchentür gekommen, von wo aus sie jetzt mit großen Augen herübersahen. Das Mädchen stand halb vor seinem kleinen Bruder, wie um ihn zu beschützen.
    Jeannie stieß die Luft aus. «Die ist seit etwa hundert Jahren nicht mehr in Betrieb. Ich kenne niemanden, der sich daran erinnern kann, dass sie mal offen war. Ich bin in den Neunzigern hergezogen, ein paar Jahre, nachdem hier oben alles passiert war. Ich kenne nur die Geschichten, die man sich darüber erzählt, aber an denen habe ich nie gezweifelt. Weil ihr Inhalt sich über die Jahre nie

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