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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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geschaut, während sie sprach. Jetzt hob er den Blick. «Wie vor fünf Minuten. Es fühlt sich an, als hätte man Insekten im Kopf.»
    Jeannie nickte. «Das zweite Summen war etwa vier Stunden nach dem ersten zu spüren, dann ging es knapp zwei Stunden später wieder los, und seitdem kommen diese Geräusche in immer kürzeren Intervallen.»
    Kein Wunder, dass die Einwohner fluchtartig die Stadt verließen. Seit fünfundzwanzig Jahren kursierten diese Geschichten, und jetzt stellte sich heraus, dass sie einen realen Kern hatten. Dass sich oben in der Mine tatsächlich etwas Schreckliches verbarg.
    Travis sann kurz über das Wort Sterngucker nach. Ein wahrhaft sonderbarer Name für etwas, das sich tief unter der Erde befand.
    Aber sonderbar war schließlich vieles, was sie bislang herausgefunden hatten – sowohl hier als auch schon vor ihrer Ankunft in Rum Lake. In dem Puzzle klafften riesige Lücken, und Travis wusste beim besten Willen nicht, wie sie hätten gefüllt werden können. Der Sterngucker selbst warf mehr Rätsel auf, als dass er Antworten lieferte. Er musste sich bereits seit dem Sommer 1978 in der Mine befunden haben, volle neun Jahre, ehe die Skalar-Ermittler ihn ausfindig gemacht hatten, doch in all der Zeit war er anscheinend inaktiv geblieben. Denn hätte er damals schon diese Geräusche verursacht, hätte sich der Ort in Kürze in eine Geisterstadt verwandelt. Als Raines die Aufsicht über das Ding übernahm, musste er jedoch Tag und Nacht in seiner Nähe bleiben, und zwar von Anfang an. Diese zwei Tatsachen waren nur schwer miteinander in Einklang zu bringen. Wie auch eine dritte: Selbst wenn es ihm, Paige und Bethany irgendwie gelang, zu dem Sterngucker vorzudringen, war es unwahrscheinlich, dass sie sehr viel mehr würden ausrichten können als Raines in all den Jahren. Sie könnten das Ding höchstens in Schach halten, vorausgesetzt, sie fanden heraus, wie das ging. Aber war das nicht eine gefährliche Achillesferse? Wenn sie das Ding nur beaufsichtigen könnten, sozusagen – wie lange könnten sie das durchziehen, ehe jemand ihnen ins Handwerk pfuschte? Etwa diese Typen in den Humvees. Ein paar Stunden, wenn’s hoch kam?
    Seine Gedanken drehten sich sinnlos im Kreis, so viel stand fest, und würden zu rein gar nichts führen, bis sie den Sterngucker mit eigenen Augen gesehen hatten. Erst dann würden sie Einblick in das Gesamtbild erhalten, wie auch immer es beschaffen sein mochte. Hoffnung schöpfte er nur aus der Einschätzung, die Bethany in Casper geäußert hatte: Falls die uns für eine Gefahr halten, dann sind wir auch eine.
    Das kleine Mädchen trat aus der Küchentür und zupfte Jeannie an der Hand.
    «Der Geist», sagte sie. «Erzähl es ihnen.»
    Jeannie runzelte die Stirn. Schien hin und her gerissen zwischen widerstreitenden Empfindungen, als würde sie selbst zwar an die Geschichte glauben, aber nicht damit rechnen, dass andere sie ihr abnehmen würden.
    «Schießen Sie einfach los», ermunterte Travis sie.
    Jeannie schüttelte den Kopf, seufzte und gab sich dann einen Ruck. «Das geschieht immer in der Nähe der Mine, erzählt man sich, an beiden Zugängen. Wer sich einem Zugang nähert, hört auf einmal Stimmen, ein leises Flüstern, ganz in der Nähe, zwischen den Bäumen hinter einem. Um einen herum bewegen sich plötzlich Kiefernzweige, als würde der Wind hineinfahren, auch bei völliger Windstille. Mein Mann und ich … heute erklären wir uns das lieber damit, dass wir uns dieses Flüstern nur eingebildet haben. Dass an dem Tag damals eben doch etwas Wind ging. Mehr war es vielleicht gar nicht. Keine Ahnung.»
    Travis rief sich das Satellitenbild vor Augen und versuchte, sich den Minenzugang bildlich vorzustellen, nicht allzu weit von Raines’ Haus entfernt. Dabei fiel ihm etwas auf. Er wandte sich Bethany zu.
    «Der Satellit war doch fast senkrecht auf die Erde hinabgerichtet, oder?»
    Sie nickte. «Hundert Prozent senkrecht. Das ist die Normeinstellung, es sei denn, der Satellit wird irgendwie umprogrammiert.»
    «Aus der Perspektive», sagte Travis, «müssten auch in den Redwoods jede Menge Lücken zwischen den Bäumen zu sehen sein. Offener Waldboden also, und nicht zu knapp.»
    Bethany zuckte mit den Schultern. «Anzunehmen. Doch, da müsste einiges an Waldboden zu sehen sein.»
    «An dem Hang oberhalb von Raines’ Haus haben wir keine Hitzesignaturen gesehen», sagte Travis. «Keine Körper also, die dort im Wald unterwegs waren. Nicht einen einzigen.» Er

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