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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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verändert hat, wie das bei erfundenen Geschichten meist der Fall ist.»
    «Erzähl ihnen von dem Geist», sagte das kleine Mädchen.
    Jeannie winkte in ihre Richtung unwillig ab.
    «Du hast uns erzählt, er wäre echt gewesen», ließ die Kleine nicht locker. «Du hast gesagt, du und Papa, ihr hättet ihn reden gehört.»
    Jeannie schien verärgert über die Hartnäckigkeit ihrer Tochter, vielleicht auch ein wenig verlegen. Aber Travis meinte aus ihrer Miene noch mehr herauszulesen. Etwas wie eine Unfähigkeit, der Kleinen zu widersprechen, weil sie ihren Kindern diese Dinge offenbar tatsächlich erzählt hatte.
    «Ich weiß nicht, was sich dort oben genau befindet», sagte sie schließlich, zu Travis, Paige und Bethany gewandt. «Aber etwas … ist dort.» Sie verstummte kurz, schüttelte dann den Kopf. «Die Geschichten, die ich gehört habe, lauten ungefähr wie folgt: Bis 1987 war die Mine nichts Besonderes – Jugendliche sind gern da oben hingegangen, um was zu trinken oder ungestört zu knutschen, aber sonst war da nie irgendwas. In dem Jahr dann ist die Regierung angerückt und hat da oben alles abgezäunt. Der nächste Schachteingang befindet sich etwas außerhalb der Stadt, auf Gelände der Forstverwaltung.» Sie deutete mit einer Kopfbewegung aus dem Fenster. «Das Haus oben am Waldrand, vor dem all diese Fahrzeuge stehen, haben Sie ja wohl gesehen.»
    «Raines’ Haus», sagte Travis.
    Sie nickte. «Sein Grundstück grenzt direkt an dieses Forstgelände. Der Minenzugang befindet sich etwa zweihundert Meter oberhalb des Hauses, den Hang hinauf, tief im Wald. Es heißt, die Regierung hätte das Gelände beschlagnahmt und etwas … dort oben gemacht. Etwas gebaut, möglicherweise. Unten in dem Schacht.»
    Travis sah Paige an. Sah, wie sie diese Information verarbeitete und zu demselben Schluss kam wie er selbst: dass Jeannie sich irrte. Dass die Geschichten sich irrten. Die Regierung, in Zusammenarbeit mit Tangent, hatte dort oben in der Mine lediglich etwas gefunden . Die lange Suche nach Fragen im Rahmen der Skalar-Ermittlung hatte letzten Endes zu dieser Stadt geführt und war hier wiederum in die Mine gemündet. Was auch immer sich darin verbergen mochte, Ruben Ward hatte es erschaffen. Vielleicht unter Mithilfe anderer.
    «Die Aktivitäten der Regierung, so heißt es, haben sich an einem anderen Zugang abgespielt», fuhr Jeannie fort, «auf der anderen Seite des Gebirgskamms im Norden. Die Öffnung dort liegt viel tiefer und ist über alte Holzabfuhrstraßen zu erreichen. Soweit ich weiß, sind Teenager hier aus der Stadt einige Male ziemlich dicht in die Nähe des Zugangs gekommen, als damals alles im Gang war. Dicht genug, um Gespräche von Arbeitern mitzubekommen, darüber, was sich in der Mine befand.» Ein Frösteln schien sie zu überlaufen, das sie entschlossen abschüttelte. «Die Arbeiter nannten es den Sterngucker. Sie hatten Angst davor. Hielten sich nur ungern unten in seiner Nähe auf, was auch immer es sein mochte – oder noch immer sein mag. Es müsse unter Kontrolle gehalten werden, sagten sie, wobei aber zu der Zeit an Lösungen offenbar noch gearbeitet wurde. Und dann hat Mr. Raines das Haus oben am Hang gekauft – hat sogar den doppelten Preis gezahlt, den es eigentlich wert war, um den Vorgang zu beschleunigen. Er bezog das Haus, und etwa um dieselbe Zeit hörten die Regierungsaktivitäten wieder vollständig auf. Es war ziemlich klar, dass Raines etwas damit zu tun hatte. Anfangs hat ihm hier, glaube ich, niemand so recht über den Weg getraut. Nach einer Weile aber wurde eines deutlich: Der Mann hat kein einziges Mal diese Stadt verlassen. Und das ist wörtlich zu verstehen, ich habe es in den fast zwanzig Jahren, die ich jetzt hier wohne, selbst miterlebt. In all den Jahren ist Raines nie auch nur zum Meer hinausgefahren, drei Meilen von hier. Er ist höchstens mal zum Einkaufen in den Ort runtergekommen, auf die Main Street, oder hierher, um ein Sandwich zu essen. Dann ist er sofort wieder zum Haus hoch. Woraus sich die Leute letzten Endes zusammengereimt haben, dass er derjenige war, der den Sterngucker unter Kontrolle hielt, wie auch immer das genau bewerkstelligt wurde. Er hat diese Aufgabe übernommen, und er hat sie erledigt. Er hat uns davor beschützt, all die Jahre. Aber das ist uns erst nach seinem Ableben richtig klargeworden. Etwa sechs Stunden nach seinem tödlichen Unfall hat das nämlich angefangen, dieses … Summen.»
    Travis hatte auf den Tresen

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