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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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Restaurant?», fragte Travis.
    Sie schüttelte den Kopf. «Der ganze Ort, finde ich.»
    Jetzt, wo er näher hinsah, begriff Travis, was sie damit meinte. Rum Lake war zwar nicht direkt menschenleer, schien aber unnatürlich unbelebt. Nirgendwo Kinder auf Fahrrädern. Nirgends Leute, die mit Hunden oder einfach nur so durch die Straßen spazierten. Aus einer Ausfahrt kam ein schwer mit Gepäck beladener Jeep Cherokee zum Vorschein, fuhr zwei Blocks weit und bog dann nach Westen hin auf die Hauptstraße ab. Wenig später hatte er die Vororte durchquert und fuhr auf der Zufahrtsstraße stadtauswärts, in Richtung Küste. Paige deutete auf ein anderes Haus: Die Bewohner schleppten gerade Koffer und Reisetaschen heraus, um sie im Kofferraum einer Limousine zu verstauen.
    «Die wissen, dass irgendetwas los ist», sagte Travis.
    «Finden wir heraus, was genau», ergänzte Bethany.

    Zehn Minuten später betraten sie das Lokal Zur Dritten Kerbe. Die Person mit der Schürze entpuppte sich als Frau um die vierzig, auf deren Namensschild JEANNIE geschrieben stand. Sie wirkte irgendwie gestresst, geradezu so, als wäre der Laden proppenvoll und sie die einzige Bedienung. Aber das Lokal war menschenleer, abgesehen von Jeannie und zwei Kindern – einem Jungen und einem Mädchen, etwa sechs und zehn Jahre alt, offenbar ihr Sohn und ihre Tochter. Die beiden saßen an einem der Tische und daddelten an Gameboys herum, ohne große Begeisterung allerdings, eher lustlos und gelangweilt.
    Jeannie drückte sich gerade ein Handy ans Ohr, als sie durch die Tür kamen. Sie winkte ihnen flüchtig zu und gab mimisch zu verstehen, dass sie sich gleich um sie kümmern würde. Dann sagte sie in das Handy: «Wo bleibst du denn, wir warten. Sperr alles gut ab und komm uns hier abholen.» Sie beendete das Telefonat, ohne sich von ihrem Gesprächspartner zu verabschieden, und wandte sich dann ihnen zu. «Die Küchenmannschaft ist schon nach Hause gegangen. Ich habe noch Pizzascheiben da, die ich Ihnen aufwärmen kann, und Getränke.»
    Travis zögerte kurz, ehe er ihr antwortete. Bei der Herangehensweise, die er sich überlegt hatte, wäre es wohl nicht ratsam, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.
    «Cola Light oder Pepsi Light», sagte er. «Was Sie gerade dahaben.»
    Paige und Bethany äußerten beide denselben Wunsch und setzten sich dann mit Travis an den Tresen, während Jeannie kurz ins Hinterzimmer verschwand. Links neben sich sah Travis einen Stapel Speisekarten liegen. Auf dem Einband war eine an den legendären Holzfäller Paul Bunyan erinnernde Gestalt mit Rauschebart zu sehen, angetan mit einem gewaltig breiten Gürtel, in den drei Kerben geritzt waren. Welche Geschichte damit verbunden sein mochte, interessierte Travis momentan allerdings nicht im Geringsten.
    Jeannie kehrte mit den Getränken zurück, stellte sie vor ihnen auf den Tresen und legte auch schon die Rechnung dazu, ehe sie anfing, um die Kasse herum seltsam hektisch und fahrig Kleinkram aller Art einzusammeln und wegzuräumen.
    «Jemand hat mir mal von Ihrem Laden erzählt. Ist schon länger her», sagte Travis.
    Jeannie blickte nicht von ihrer Arbeit auf. «Ach ja?»
    «Ein Typ, den ich früher mal kannte, hat mir empfohlen, mal vorbeizuschauen, falls ich je in der Gegend wäre.»
    Jeannie sagte nichts darauf.
    Draußen fuhr gerade die Limousine vorbei, deren Kofferraum inzwischen anscheinend vollgepackt war.
    «Er hätte was für mich im Untergeschoss hinterlegt, hat er gesagt», fuhr Travis fort. «Und auch, dass man hier schon wissen würde, wovon ich rede.»
    Endlich unterbrach Jeannie ihre Arbeit und sah ihn an.
    Travis musterte sie aufmerksam. Hielt Ausschau nach irgendeiner Regung, die darauf hätte schließen lassen, dass sie wusste, was es mit dem Untergeschoss auf sich hatte. Oder dass ein Fremder, der darum ersuchte, dieses Untergeschoss zu betreten, irgendwie ihren Argwohn erregte.
    Aber sie runzelte bloß die Stirn. «Ist ziemlich leer da unten, glaube ich», sagte sie. «Wie lange ist das her?»
    «Ein paar Jahre», sagte Travis.
    Jeannie zuckte die Achseln, schien kurz darüber nachzudenken und wandte sich dann wieder ihrer Aufräumarbeit zu, als wäre die Diskussion damit beendet.
    «Kann ich mich trotzdem mal dort umsehen?», ließ Travis nicht locker.
    Sie lächelte, als fände sie das aus irgendeinem Grunde komisch, sagte aber mit einem weiteren Achselzucken: «Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an.» Dann griff sie unter den Tresen. Travis hörte, wie

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