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Das Labyrinth der Zeit

Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick
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Hundert Stundenkilometer, hatte er mal irgendwo gelesen, entsprachen etwa achtundzwanzig Metern in der Sekunde. Da diese Fahrzeuge mit ähnlichem Tempo in entgegengesetzte Richtung unterwegs waren, sauste er an ihnen also eher mit sechsundfünfzig Metern in der Sekunde vorbei. In kaum mehr als einer Sekunde befanden sie sich alle hinter ihm, nur noch Umrisse in seinem Seitenspiegel, die jetzt anhielten und in aller Hast zum Wenden ansetzten; wobei sie ihre Mühe hatten, sich nicht gegenseitig zu rammen, wie unfähige Polizisten in einer alten Filmkomödie.
    Am Ende der Main Street bremste Travis heftig ab und bog mit fünfzig Sachen in die andere Straße ab, wo er sofort wieder beschleunigte. Schon jetzt konnte er die Kurve weiter vorne sehen, die sie den Hang hinauf zu Raines’ Haus führen würde. Die drei Männer dort hatten inzwischen fraglos ihre Schusswaffen gezogen. Einem Beschuss mit Kugeln vom Kaliber 9 mm, schätzte Travis, könnte die Karosserie des Humvees vermutlich standhalten, aber ganz sicher war er sich nicht.
    Er bog in die Kurve ein und sah sofort den Hang, der sich über ihm erhob, ebenso steil wie die Straßen in San Francisco. Links und rechts von Travis befanden sich Häuser, aber schon ein Stück weiter war die Straße nur noch von freier, unbebauter Wiese umgeben. Raines’ Haus befand sich etwa hundert Meter oberhalb dieser Stelle, und nahezu direkt hinter dem Haus fing der Wald an.
    Travis sah die Spähposten. Alle drei hielten Waffen in der Hand. Sie hatten sich hoch oben direkt neben dem Haus postiert, wie um sofort hineinhechten zu können, falls sie Deckung benötigten.
    So weit würde es nicht kommen. Travis riss das Lenkrad nach rechts und fuhr ganz von der Straße ab, ohne sie eines zweiten Blickes zu würdigen, um in schräger Linie den Hang hochzufahren. Er würde gut sechzig Meter rechts an dem Haus vorbeifahren. Während der Wald näher kam, schätzte er den Abstand zwischen den Bäumen ab. Von fern hatten sie lediglich wie eine Art Sichtschirm gewirkt, aber nun entdeckte er während der Fahrt diverse Lücken dazwischen, durch die ein Humvee hindurchgelangen konnte. Sehr weit würden sie in dem Wald wohl kaum kommen, aber jede noch so kurze Strecke war besser als nichts.
    Sie befanden sich noch dreißig Meter von den Bäumen entfernt, als die Spähposten am Haus das Feuer eröffneten. Eine Salve aus einem Dutzend Schüssen traf das Fenster gleich neben Travis; die Scheibe wölbte sich nach innen, während das Glas zwischen den Lexanschichten zersplitterte. Weitere Salven prasselten gegen die Metallseiten des Fahrzeugs. Travis hielt konzentriert auf die breiteste Lücke zwischen den Bäumen zu, und gleich darauf waren sie hindurchgeschlüpft und befanden sich mit einem Mal im schattigen Halbdunkel des Waldes, in einem grünlichen Licht, das durch die Baumkronen fiel. Er steuerte wieder nach links. Der Minenzugang, hatte Jeannie erzählt, befand sich praktisch oberhalb des Hauses. Er wich einem Baumstamm aus, der jäh aus dem Halbdunkel auftauchte, und sah eine Lücke zwischen zwei anderen, direkt vor ihnen, die ihm kurz breit genug schien, um hindurchzufahren. Dann aber plötzlich nicht mehr. Er bremste heftig und spürte, wie die mächtigen Reifen auf der sandigen Erde ins Rutschen gerieten. Er riss das Lenkrad nach rechts und nahm wahr, wie das Fahrzeug rotierte, ohne jedoch seinen Kurs zu ändern. Gleich darauf blieb es, nahezu seitwärts über seinen Weg rutschend, abrupt stehen.
    Travis stieß seine Tür auf. Er hörte, wie auch Paige und Bethany hinter ihm schleunigst ausstiegen. Von weiter unten am Hang, noch ein ganzes Stück entfernt, drang hektisches Geschrei und das Geräusch schwerer, heranrasender Motoren herauf; die Humvee-Kolonne trennten nur noch weniger als dreißig Sekunden von ihnen.
    Travis, Paige und Bethany rannten los. Sie kämpften sich den mit trockenen Baumnadeln übersäten Hang hinauf, während sie vor sich nach etwas Ausschau hielten, das wie der Zugang einer Mine aussah. Erst jetzt kam es Travis in den Sinn, dass dieser Zugang schwierig zu entdecken sein könnte; dass er womöglich mit Farnkraut und sonstigem Gesträuch überwuchert war und aus einer Entfernung von mehr als drei Metern aussah wie ein x-beliebiges Stück Unterholz. Mit dieser Sorge plagte er sich etwa fünf Sekunden lang herum, bis Bethany auf einmal «Da!» schrie und mit dem einen Arm nach vorn zeigte. Der Zugang zu der Schachtanlage war eine oberirdische Öffnung, ein wenig wie

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