Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick

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schon auf dem Weg dorthin irgendwo hineinkrachen, aber auch das wäre bereits ein vorzügliches Ablenkungsmanöver. Das ihnen vielleicht eine Fifty-Fifty-Chance verschaffte, ungesehen den Wald zu erreichen, vorausgesetzt, sie befanden sich zum Zeitpunkt des Aufpralls ganz oben am Rand der Stadt und rannten dann sofort los.
    Keines dieser Manöver aber war in drei Minuten zu bewerkstelligen. Nicht mal ansatzweise.
    «Du hast recht», sagte er. «Uns läuft die Zeit davon, lange Überlegungen können wir uns nicht mehr leisten.»
    «Also, was sollen wir tun?», fragte Paige.
    Travis fiel nur eine absolute Panikoption ein, alles andere als ein durchdachter Plan. Wie dann alles im Einzelnen ablaufen würde, stand völlig in den Sternen – weil er den Humvee ganz in der Nähe und die Anzahl der Insassen ja noch gar nicht gesehen hatte. Wahrscheinlich mehr als nur einer und weniger als fünf.
    Hören aber konnte er ihn jetzt, ein niedertouriges Motorgrollen, während das Fahrzeug die Gässchen absuchte, die von der Main Street abzweigten. An dieser Gasse hier würde das monströse Ding, Travis’ Schätzung nach, in etwa zwanzig Sekunden vorbeikommen.
    Dass diese Typen keine Beschreibung ihrer Beute hatten, fiel kaum ins Gewicht. Schon der Umstand, dass sie zu Fuß unterwegs waren, wäre verräterisch genug, denn von den wenigen noch in Rum Lake verbliebenen Einwohnern war auf den Straßen weit und breit keiner mehr unterwegs.
    «Haltet euch dicht bei mir», sagte Travis, «aber bleibt noch in der Gasse. Und seid bereit, sofort loszurennen, falls die Sache schiefgeht.»
    Mehr sagte er nicht. Er wandte sich wieder zur Main Street um, etwa sechzig Meter von ihm entfernt. Und starrte auf die Lücke, wo der Humvee jetzt gleich auftauchen würde. Er war sich ziemlich sicher, dass er schon eher dort sein könnte.
    Er rannte los, so schnell er nur konnte. Hörte, dass Paige und Bethany ihm folgten, und ebenso das Grollen des leistungsstarken Dieselmotors, irgendwo vor ihm und noch etwas seitlich.
    Noch dreißig Meter bis zur Gasseneinmündung in die Main Street. Noch fünfzehn. Noch zehn.
    Er stürmte mitten hindurch, ohne langsamer zu werden, und nahm das gewaltige Fahrzeug aus dem Augenwinkel wahr. Nicht ganz acht Meter entfernt. Mattschwarz lackiert. Das diffuse Licht absorbierend, das vom wolkenverhangenen Himmel herunterstrahlte, und so gut wie nichts davon reflektierend.
    Travis touchierte mit der Schuhspitze bewusst den Gehweg, sodass er der Länge nach hinschlug. Er landete mit den Händen voran auf dem Beton und überschlug sich einmal, wobei er spürte, wie er sich Schrammen an unterschiedlichsten Körperstellen zuzog. Er hörte, wie der Humvee rapide sein Tempo drosselte. Hörte das leise Jaulen von Stoßdämpfern, als der Fahrer jäh auf die Bremse trat und die zweieinhalb Tonnen schwere Karosserie auf ihren Frontaufhängungen nach vorne ruckte.
    Travis rappelte sich auf und rannte sofort weiter. Warf dabei einen Blick seitwärts auf den Humvee und reagierte darauf, wobei er halb überrascht, halb erleichtert tat, aber kaum länger als eine halbe Sekunde. Dann ging er auf das Fahrzeug zu, mit zittrigen Beinen und wild die Hände über dem Kopf schwenkend, wie um es anzuhalten – als würde er in seiner heillosen Verwirrung nicht einmal wahrnehmen, dass es bereits für ihn haltgemacht hatte. Er war noch gut vier Meter entfernt, als der Fahrer seine Tür öffnete und ausstieg. Der Typ mit der tiefen Stimme, gar keine Frage. Ein Hüne von über einem Meter neunzig, der locker seine hundertzehn, hundertzwanzig Kilo auf die Waage brachte. Um die Schulter hatte er eine Heckler & Koch MP5 geschlungen, deren Griff er mit der rechten Hand umfasst hielt, den Finger jedoch noch außerhalb des Abzugs. Travis konnte die linke Seite der Waffe sehen, und damit auch den Bedienhebel zur dreistufigen Feuerauswahl, ganz wie bei den MPs, die er zwanzig Jahre zuvor im Polizeidienst kennengelernt hatte. Die Einstellungen waren mit S, E und F markiert, Abkürzungen für «Sicher», «Einzelfeuer» und «unbegrenzter Feuerstoß». Bei dieser MP hier stand der Hebel auf «Sicher» – momentan jedenfalls noch. Travis spähte unauffällig durch die Windschutzscheibe des Humvees, um die übrigen Insassen zu zählen. Einer saß auf dem Beifahrersitz, zwei andere auf dem Rücksitz.
    Er machte einen weiteren, betont unbeholfenen Schritt. Näherte sich dem Fahrer damit bis auf drei Meter. Der Typ holte gerade Luft, als wollte er etwas