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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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geringer Preis zu sein.
    Noch während ich mich mit diesen Überlegungen befasste, brach die dunstige Herbstdämmerung herein. Doch Amberville kehrte nicht zurück. Während ich auf ihn wartete, begannen mich grauenhafte, gestalt- und namenlose Vorahnungen zu quälen. Die Dämmerung verfinsterte sich zur Nacht. Auf dem Tisch wurde das Abendessen kalt.
    Als ich gegen 21 Uhr meinen Mut zusammenraffte, um loszugehen und nach ihm zu suchen, trat er mit eiligem Schritt ein. Er wirkte bleich, zerrauft, außer Atem; und in seinem Blick stand ein schmerzerfülltes Starren, als ob ihn etwas bis über das Maß des Erträglichen hinaus in Furcht versetzt hatte.
    Für seine Verspätung entschuldigte er sich nicht, auch sprach er meinen Besuch am Wiesengrund nicht an. Offenbar hatte er die Episode vollständig vergessen – hatte auch vergessen, wie grob er mich behandelt hatte.
    »Ich bin fertig mit dem Ort!«, rief er. »Dorthin gehe ich nicht mehr zurück – das riskiere ich nicht mehr. Bei Nacht ist der Platz ja noch höllischer als am Tage. Ich kann Ihnen nicht sagen, was ich gesehen oder empfunden habe – das muss ich vergessen, falls ich es kann. Da strömt etwas hervor – etwas, das sich nach Sonnenuntergang offen zeigt, aber am Tage im Hintergrund hält. Es verlockt mich, es wollte mich dazu bringen, heute Abend dort zu bleiben – und beinahe hätte es mich erwischt … Oh Gott! Ich dachte nicht, dass so etwas möglich ist – diese grausame Mischung aus …«
    Er verstummte, ohne den Satz zu vollenden. Seine Augen weiteten sich, als ob ihn die Erinnerung an etwas durchzuckte, das zu grausig war, um es mit Worten zu beschreiben. In diesem Moment fiel mir der giftig gequälte Blick des alten Chapman ein, den ich manchmal im Dorf getroffen hatte. Ich hatte kein besonderes Interesse an ihm gehegt, ihn vielmehr für ein typisches Landei gehalten, das sich eine undurchsichtige und unangenehme Verhaltensstörung angeeignet hatte.
    Als ich jetzt jedoch den gleichen Blick in den Augen eines empfindsamen Künstlers registrierte, begann ich mich erschauernd zu fragen, ob nicht auch Chapman von dem unheimlichen bösen Wesen gewusst hatte, das auf seiner Wiese hauste. Vielleicht war er auf eine Weise, die sich menschlichem Verständnis entzog, dessen Opfer geworden … Dort war er gestorben, und sein Tod hatte gar keinen geheimnisvollen Eindruck gemacht. Doch in Anbetracht all dessen, was Amberville und ich wahrgenommen hatten, schien mehr an dem Vorfall zu hängen, als irgendjemand zuvor vermutet hatte.
    »Sagen Sie mir doch, was Sie gesehen haben!« wagte ich einen Vorstoß. Und bei meiner Aufforderung schien sich ein Schleier zwischen uns zu senken, ungreifbar, jedoch furchterregend. Mürrisch schüttelte er den Kopf und antwortete nicht. Das rein menschliche Entsetzen, das ihn sich auf seine übliche Persönlichkeit besinnen ließ und ihn kurzfristig gesprächig gemacht hatte, fiel von Amberville ab. Und erneut umfing ihn ein Schatten, finsterer denn bloße Furcht, eine undurchdringliche, düstere Fremdartigkeit. Mehr in meiner Seele als auf meiner Haut spürte ich einen eisigen Hauch, und erneut keimte in mir der abseitige Gedanke, dass seine verwandtschaftliche Bindung mit der ghoulischen Wiese nur noch stärker wurde. Im lampenerleuchteten Zimmer schien hinter der Maske seines Menschentums ein lauerndes Wesen zu sitzen, das nichts Menschliches an sich hatte.
    Die folgenden albtraumhaften Tage fasse ich nur kurz zusammen. Es wäre unmöglich, den ereignislosen, grauendurchsetzten Schrecken zu vermitteln, in dem wir lebten und uns bewegten.
    Ich schrieb unmittelbar danach an Miss Olcott und drängte sie, mir während Ambervilles Aufenthalt einen Besuch abzustatten, und damit sie meine Einladung auch ganz sicher annahm, streute ich ein paar Andeutungen ein, dass ich um seine Gesundheit besorgt sei und ihren Beistand benötige. Während ich auf ihre Antwort wartete, versuchte ich den Künstler abzulenken, indem ich Ausflüge zu szenisch interessanten Orten in der Umgebung vorschlug. Diese Vorschläge lehnte er mit distanzierter Kurzangebundenheit ab; dabei wirkte er eher undurchdringlich und verschlossen als bewusst unhöflich.
    Generell ignorierte er meine Existenz geradezu und zeigte mir in aller Deutlichkeit, dass er in Ruhe gelassen zu werden wünsche. Verzweifelt entsprach ich schließlich diesem Verlangen und wartete nur noch auf die Ankunft von Miss Olcott. Wie gewöhnlich zog er jeden Morgen in aller Frühe mit

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