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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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Beschreibung, aber ich konnte nichts von dem bösartigen Einfluss feststellen, der in seinen Zeichnungen dem Teich, der Weide, den Erlen und dem Schilf angehaftet hatte.
    Amberville saß, den Rücken mir zugewandt, auf einem Klappstuhl vor seiner Staffelei, die er auf dem mit dunkelgrünem Gras bewachsenen offenen Feld oberhalb des Tümpels aufgestellt hatte. Allerdings schien er gerade nicht zu arbeiten, sondern starrte auf die Szenerie vor seinen Augen, während er einen farbtropfenden Pinsel müßig in der Hand hielt. Das Riedgras dämpfte meine Schritte, und er hörte nicht, wie ich zu ihm aufschloss.
    Von Neugier erfüllt spähte ich über seine Schulter auf die große Leinwand, an der er gearbeitet hatte. Meiner Ansicht nach hatte das Gemälde bereits einen Zustand technischer Vollkommenheit erreicht. Es gab nahezu fotografisch den mit Entenflott befleckten Tümpel wieder, das weißliche Gerippe der vorgeneigten Weide, die ungesunden, halb entwurzelten Erlen und die dicht gedrängt nickenden Schilfkeulen. Doch ich sah darin auch den makabren dämonischen Geist aus seinen Skizzen: Die Wiese schien wahrhaftig wie ein böse verzerrtes Gesicht auf etwas zu warten und zu lauern. Eine Sickergrube der Bosheit und Verzweiflung, die mit der herbstlichen Umwelt nichts gemein hatte, ein Pestloch der Natur, auf ewig verflucht und verlassen.
    Wieder blickte ich auf die Landschaft selbst – und erkannte, dass der Ort tatsächlich dem Bild entsprach, das Amberville angefertigt hatte. Er trug das hasserfüllte, aufmerksame Antlitz eines irrsinnigen Vampirs zur Schau! Im gleichen Augenblick wurde mir die völlige Stille auf das Unangenehmste bewusst. Wie der Maler es gesagt hatte, gab es keine Vögel und keinerlei Insekten. Scheinbar konnten nur kraftlose und ersterbende Winde diese Talsenke erreichen. Das kleine Rinnsal, das sich im sumpfigen Boden verlor, glich einer Seele auf dem Weg in die Verdammnis. Auch das schien mir Teil des Geheimnisses zu sein, denn ich konnte mich an keinen Bach auf der anderen Seite des Hügels erinnern, der die Senke abschloss – nichts, was auf einen unterirdischen Ausfluss hingedeutet hätte.
    Ambervilles Starre sowie die Haltung von Kopf und Schultern wirkten ganz wie die eines Mannes im Bann der Hypnose. Ich wollte mich gerade bemerkbar machen, doch in jenem Augenblick erfasste mich das deutliche Gefühl, dass wir uns nicht alleine auf der Wiese befanden. Am äußersten Rand meines Sichtfeldes schien uns eine lauernde Gestalt zu beobachten. Ich fuhr herum, aber da war niemand. Dann hörte ich einen erschrockenen Aufschrei von Amberville, wandte mich ihm zu und sah, wie er mich anstarrte. Seine Miene zeugte von Entsetzen und Überraschung, wies aber immer noch einen Ausdruck hypnotischer Entrücktheit auf.
    »Mein Gott!«, sagte er. »Ich dachte schon, Sie wären der alte Mann!«
    Ich weiß nicht mehr mit Bestimmtheit, ob danach noch einer von uns etwas sagte, trage jedoch den Eindruck vollkommenen Schweigens in mir. Nach seinem überraschten Ausruf schien Amberville in eine undurchdringliche Geistesabwesenheit zu verfallen, als ob ihm meine Gegenwart nicht länger bewusst war, als ob er mich erkannt und sofort wieder vergessen hatte. Ich empfand wiederum eine unnatürliche und überwältigende Beklemmung. Diese widerliche, unheimliche Szenerie stürzte mich in eine bodenlose Niedergeschlagenheit. Es schien mir, als wolle der sumpfige Boden mich auf unnennbare Weise hinabziehen. Die Zweige der kränklichen Erlen winkten mir lockend zu. Der Tümpel, über dem das Weidengerippe wie der Tod der Bäume selbst herrschte, umgarnte mich mit dem Gestank seines faulig stehenden Wassers.
    Abgesehen von der unheilvollen Atmosphäre der Szene selbst wurde mir zudem schmerzlich eine weitergehende Veränderung an Amberville bewusst – eine Veränderung, die schon einer Entfremdung gleichkam. Seine Gemütsverfassung der letzten Tage, welche Ursache sie auch haben mochte, hielt ihn nun in einem gewaltig verstärkten Griff: Er war noch tiefer in ihrem morbiden Dämmerzustand versunken und hatte die offene und lebensfrohe Persönlichkeit verloren, die ich zuvor gekannt hatte. Es schien, als ob ihn jederzeit der Irrsinn erfassen konnte, und diese Aussicht erfüllte mich mit Entsetzen.
    Ohne mir noch einen zweiten Blick zu widmen, nahm er mit den langsamen Bewegungen eines Schlafwandlers die Arbeit an seinem Bild wieder auf, und eine Weile sah ich ihm dabei zu, ohne recht zu wissen, was ich tun oder sagen

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