Das Labyrinth des Maal Dweb
Fleisch, in das sie eingedrungen waren, weiterhin an, und binnen Kurzem gewann es eine fäulnisartige Färbung, die den gesamten Körper zu erfassen drohte.
Zu keinem Zeitpunkt kam der Patient zu vollem Bewusstsein, wenn er auch in der Nacht nach der Rückkehr der Expedition damit begann, sich in leichtem Fieberwahn schwach hin und her zu wälzen und vor sich hin zu murmeln. Dieses Delirium ging unvermittelt in ein Koma über, aus dem der Patient nicht mehr erwachte. Um zehn Uhr am folgenden Morgen erklärte Dr. Adams ihn für tot. Der Verstorbene musste umgehend bestattet werden, denn seine Überreste wiesen den gleichen Zersetzungszustand auf wie ein einwöchiger Leichnam.
Das Schicksal des Chemikers warf einen düsteren und bedrückenden Schatten auf die gesamte Expeditionsmannschaft. Dennoch herrschte Einigkeit, dass nichts die begonnenen Forschungsarbeiten verzögern oder beeinträchtigen durfte. Kaum war der bedauernswerte Sylvester in einem hastig ausgehobenen Grab im Sand der Sahara zur letzten Ruhe gebettet worden, da begannen seine Kollegen ungeduldig mit der Untersuchung der sichergestellten Proben. Man studierte sie unter leistungsfähigen Mikroskopen und unterzog sie den strengsten und gründlichsten chemischen Analysen. Dabei fand man zahlreiche bekannte Bestandteile, doch waren sie sämtlich mit Elementen versetzt, für welche die Chemie keinen Namen hatte.
Die Molekularstruktur der Kristalle war komplexer als die jedweder Substanz, die auf Erden bekannt ist, und die Metalle waren schwerer als alles, was irdische Wissenschaftler bislang entdeckt hatten. Die Zellzusammensetzung der beiden pflanzlichen Gebilde wies eine befremdliche Ähnlichkeit mit tierischen Organismen auf, und es ließ sich leicht feststellen, dass sie ein Zwischenprodukt des Tier- und des Pflanzenreichs darstellten und Merkmale von beiden aufwiesen. Wie solche Minerale und Pflanzen aus heiterem Himmel hatten in Erscheinung treten können, zudem an einem Ort, der ganz eindeutig selbst für irdische Arten unwirtlich war, bot Anlass für endlose Debatten und rief fruchtlose Spekulationen unter Lapham und seinen Kollegen hervor. Eine Zeit lang vermochte niemand, eine Theorie vorzubringen, die auch nur ansatzweise schlüssig oder annehmbar erschien. Von allem Übrigen abgesehen stellte der Staubgürtel über dem veränderten Gebiet die Forscher vor ein Rätsel: Dieser Gürtel bestand, wie sich herausstellte, aus Sandpartikeln mit teilweise aufgespalteten und zerlegten Molekülen.
»Es hat den Anschein«, erklärte Lapham, »als habe irgendjemand oder irgendetwas jedes einzelne Atom in diesem Teil der Sahara auseinandergesprengt und dann einen völlig neuen Prozess der Re-Integration und Evolution in Gang gesetzt. Daraus gingen Wasser, Minerale, Pflanzen sowie ein Erdboden und eine Atmosphäre hervor, wie sie während keines geologischen Erdzeitalters existiert haben können.«
Diese erstaunliche Theorie löste lebhafte Debatten aus, und nach gründlicher Abwägung des Für und Wider akzeptierte man sie als einzige Erklärung, die in Ansätzen glaubhaft erschien. Es galt aber nach wie vor herauszufinden, welche ursächliche Kraft hinter diesen geologischen und evolutionären Veränderungen stand, und natürlich vermochte niemand, irgendeine eindeutige Aussage über die Natur dieser Wirkmacht zu treffen. Die ganze Angelegenheit war geeignet, die Erfindungsgabe eines Jules Verne zu beschämen, und anerkannt nüchterne Wissenschaftler wie Lapham und seine Kollegen gewährten den Hirngespinsten einer zügellosen Fantasie keinen Raum. Sie waren nur an Dingen interessiert, die sich in Übereinstimmung mit den bekannten Naturgesetzen prüfen und beweisen ließen.
Mehrere Tage vergingen mit Untersuchungen, Kontrolluntersuchungen und Mutmaßungen. Dann wurde ein Bericht über die im fraglichen Gebiet vorgefundenen Zustände aufgesetzt. Eine Zusammenfassung dieses Berichts, so beschloss man, sollte per Funk nach Europa und Amerika durchgegeben werden. Doch als man die Funkgeräte der Expedition in Betrieb nahm, ertönte nur das undurchdringliche Rauschen eigentümlicher atmosphärischer Störungen, die über dem dampfbedeckten Gebiet herrschten. Es war unmöglich, über dieses Gebiet hinweg Funknachrichten zu senden oder zu empfangen.
Hingegen bereitete es keinerlei Probleme, Empfangsstationen zu erreichen, die nicht auf einer Linie mit dem neuartigen Terrain lagen, etwa Rom, Kairo, Petrograd, Havanna und New Orleans. Diese statischen
Weitere Kostenlose Bücher