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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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wie die abgebrannten Kerzen eines Hexengelages. Die erste der drei Sonnen war aufgestiegen. Und ihre senfgelben Strahlen sickerten hernieder durch die verschlungenen Schrecken dieses Natternnests der Giftgewächse.
    Von weit her und anscheinend von einer Erhebung herab, die irgendwo vor Tiglari im Labyrinth verborgen lag, ertönte ein Chor ehern hallender Stimmen, als handelte es sich um sprachbegabte Glocken oder Gongs. Einzelne Wörter konnte er nicht heraushören. Doch der Tonfall entsprach dem einer feierlichen und unheilvollen Verlautbarung, geschwängert von mystischer Endgültigkeit, von weihevoller Verdammung. Dann verstummte der Chor, und kein Geräusch war mehr vernehmbar außer dem Geraschel und Geflüster wogender Pflanzen.
    Tiglari setzte seinen Weg fort. Das Dickicht des Irrgartens wurde immer maßloser, immer unwirklicher. Da gab es abgestuft aufragende Gewächse, die obszönen Skulpturen oder architektonischen Gebilden glichen und scheinbar aus Stein oder Metall bestanden. Andere ähnelten aasigen Albträumen aus festgewurzeltem Fleisch, das sich in widerlichen Morasten aalte und rangelte und paarte. Scheußliche Gewächse mit syphilitischen Knospen spreizten sich auf satanischen Stelen. Lebendige, blutrote Schmarotzer-Moose krochen über monströse Pflanzen, die aufgedunsen hinter den Säulen abscheulicher Pavillons hervorquollen.
    Inzwischen hatte es den Anschein, als sei jeder Schritt des Jägers vorbestimmt und ferngelenkt. Nicht länger stand es ihm frei, beliebig seinen Weg zu wählen. Zahlreiche Pfade waren zugewuchert von Dingen, mit denen er höchst ungern in Berührung kommen wollte. Andere versperrten furchtbare Fallgitter aus Stachelgewächsen und wiederum andere mündeten in Tümpel, deren Wasser von Blutegeln, größer als Hechte, brodelte. Schon gingen die zweite und dritte Sonne über Xiccarph auf. Doch ihre smaragdgrünen und karminroten Strahlen bewirkten nur, dass die Schrecken des Netzes, das Tiglari eingesponnen hatte, ihm umso deutlicher vor Augen traten.
    Über Stufen, auf denen Blütenstängel sich natterngleich voranschlängelten, und über Steigungen, gesäumt von hackenden und hauenden Kakteen, klomm er langsam empor. Nur selten erhaschte er einen Blick auf die unter ihm liegenden Abschnitte des Labyrinths oder auf die höheren Ebenen, denen er entgegenstrebte. Irgendwo im Laufe seines blinden Aufstiegs begegnete er einer der Affenbestien Maal Dwebs: eine dunkle, ungezähmte Kreatur, mit glattem, schimmerndem Fell wie ein nasser Otter, als habe sie ein Bad genommen in einem der versteckten Tümpel. Mit einem heiseren Knurren glitt sie an Tiglari vorbei, vertrieben wie ihre Vorgänger von dem Geruch, den sein mit Pflanzensaft eingeriebener Körper verströmte. Nirgends jedoch fand er die Jungfrau Athlé, oder auch den Krieger Mocair, der vor ihm in den Irrgarten eingetaucht war.
    Alsbald erreichte Tiglari ein eigentümliches, schmales Rechteck, mit schwarzem Onyx gepflastert. Ausgenommen die Seite, von der er sich genähert hatte, wurde der Ort dicht umschlossen von riesenhaften Blumen mit geriffelten, bronzeartigen Stängeln und großen, geneigten Glockenblüten ähnlich den gefleckten Köpfen bestialischer Fabelwesen, die ihre scharlachroten Rachen spreizten. Er schlüpfte durch die Lücke, die vor ihm in dieser sonderbaren Hecke klaffte, und betrat das Pflaster. Innehaltend starrte er unschlüssig auf die dicht geschlossenen Blütenreihen, denn der Pfad schien hier zu enden.
    Der Onyx unter seinen Füßen war benässt von einer ihm unbekannten, klebrigen Flüssigkeit. Tiglari fühlte sich benommen von all dem Wunderlich-Bizarren und dem verwinkelten, wuchernd-rankenden Grauen, das er durchmessen hatte. Trotzdem verspürte er eine Ahnung drohender Gefahr. Er wandte sich wieder der Öffnung zu, durch die er hineingelangt war. Doch sein Fluchttrieb war zu spät erwacht: Über dem Wurzelfuß eines jeden der hohen Blütenstängel schoss blitzschnell eine lange Ranke vor, und alle legten sich wie Eisendraht um seine Knöchel. Gefangen und hilflos stand Tiglari im Zentrum eines straff gespannten Netzes. Und während er noch wirkungslos gegen diese Gefangennahme aufbegehrte, begannen die mächtigen Stängel, sich zu krümmen und in seine Richtung zu neigen, bis die karminroten Mäuler der Blüten seine Knie gleich einer Rundversammlung fußfälliger Ungeheuer umdrängten.
    Dichter und dichter wogten die Blüten an Tiglari heran, bis sie ihn beinahe berührten. Von den wulstigen

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