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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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versetzte Tiglari. »Was habt Ihr mit ihr gemacht?« Die Worte erschienen ihm fremd und klangen wie aus weiter Ferne, als hätte ein anderer sie gesprochen.
    »Athlé ist von großer Schönheit«, erwiderte die Stimme. »Es ist der Wille Maal Dwebs, ihre Lieblichkeit und Anmut einem ganz bestimmten Zweck zuzuführen. Einem Zweck allerdings, über den jemand, der wilden Tieren nachstellt, sich den Kopf nicht zu zerbrechen braucht … Du bist recht töricht, Tiglari.«
    »Wo ist Athlé?«, beharrte der Jäger.
    »Athlé ist auf dem Weg, um im Labyrinth von Maal Dweb ihr Schicksal zu finden. Erst vor Kurzem empfahl ich dem Krieger Mocair, der ihr bis zu meinem Palast nachgestiegen war, seine Suche inmitten der unentrinnbaren Irrpfade dieses grenzenlosen Labyrinths fortzusetzen, und er folgte dem Vorschlag. Geh nun auch du, Tiglari, und such nach ihr … Mein Labyrinth birgt viele Geheimnisse. Und womöglich – wer weiß? – ist es dir ja bestimmt, eines davon zu ergründen.«
    Der Jäger bemerkte, dass nun inmitten der spiegelverkleideten Wand eine Tür offen stand. Gleichzeitig waren tief in den Spiegeln zwei von Maal Dwebs metallenen Sklaven erschienen. Sie übertrafen Menschenmaß und schimmerten von Kopf bis Fuß im harten Glanz polierter Schwerter. Beide kamen auf Tiglari zu. Der rechte Arm eines jeden von ihnen endete statt in einer Hand in der Halbmondkurve einer Sichel. Hastig, ohne noch einmal über die Schulter zu blicken, schlüpfte Tiglari durch die offene Tür hinaus. Hinter ihm erklang das unheildrohende Krachen der zuschlagenden Türhälften.
    Noch war die kurze Nacht auf dem Planeten Xiccarph nicht vorüber, und die vier Licht spendenden Monde waren bereits untergegangen. Dennoch sah Tiglari deutlich den Anfang des sagenumwobenen Irrgartens vor sich liegen, erhellt von runden, leuchtenden Früchten, die wie Kugellampen aus dem Laub bizarrer Bogengänge und Bogengewölbe herabhingen. Geleitet von ihrem ruhigen, gespenstischen Schein betrat er das Labyrinth.
    Zu Beginn erschien es ihm als Ort voll märchenhafter Schrullen und Wundereinfällen. Absonderlich verschlängelte Arkadengänge erwarteten Tiglari, die dürre, bizarr gewachsene Bäume als Säulen besaßen und ihn zwischen Spaliergittern, durch welche die Fratzengesichter fremdartiger Orchideen wie Clownsmasken hervorlugten, unverhofft hinführten zu gespenstisch-verwunschenen Laubenverstecken. Ihm war, als habe man diese anfänglichen Mäanderpfade nur erschaffen, um zu verblüffen, zu bezaubern und voranzulocken.
    Doch dann, mit jedem weiteren Schritt, den der Jäger tat, schien eine anfangs kaum merkbare Verfinsterung, eine schleichende Wendung ins Übel Verheißende die Stimmung des Labyrinth-Erfinders angekränkelt zu haben. Die Bäume beidseits des Irrpfades besaßen verwachsene, ineinander verschlungene Äste und wanden sich gequält, laokoongleich im Schein gewaltig-großer Pilzgewächse, die unheilig brennende Kerzen auszustülpen schienen. Der Pfad selbst verlief bald abwärts, bald stieg er an, folgte heimtückisch schiefen Stufen durch Grotten aus überlappendem Blattwerk, das bronzefarben schillerte wie die Schuppenhaut von Drachen.
    Nach jeder Biegung teilte der Pfad sich vor Tiglari, vervielfachten sich die irreleitenden Abzweigungen. Und so spielend er sich sonst im Dschungel zurechtfand, wäre es ihm doch vollkommen unmöglich gewesen, seinen Weg zurückzuverfolgen. So schritt er weiter voran in der Hoffnung, dass ein Zufall ihn zu Athlé führte. Immer wieder rief er sie laut beim Namen. Doch zur Antwort erhielt er nur entfernte höhnische Echos oder das jammervolle Heulen irgendeines unsichtbaren Tieres, das sich im Labyrinth des Maal Dweb verirrt hatte.
    Er gelangte zu gespenstischen, von zuckenden und züngelnden Sumpflichtern erhellten Tümpeln, die in dunkel überlaubten Grotten schwappten. Aufgedunsene, grünliche Hände wie von Leichen schienen die schillernde Phosphoreszenz der Wasseroberfläche zu durchstoßen. Einmal glaubte Tiglari gar, das ertrinkende Antlitz Athlés zu erblicken. Er stürzte hinein in den seichten Pfuhl … doch bekam er nur stinkenden Schlamm und ein geblähtes, ekelhaftes Etwas zu fassen, das sich unter seiner Berührung träge zu krümmen begann.
    Jetzt mühte er sich aufwärts durch ein Dickicht tückischer Rankenpflanzen, die ringsumher ungestüm wie Schlangenhälse wogten und peitschten. Immer heller wurde der Pfad: Die nächtlich leuchtenden Früchte und Blüten wirkten nun so fahl und krank

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