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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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widerfahrene Schicksal auf seinen Verstand. Dergleichen überstieg das Begriffsvermögen eines einfachen Jägers.
    Inzwischen hatten die vorgebeugten Blüten sich bis zu Tiglaris Schultern emporgearbeitet und begeiferten ihm nun Arme und Körper. Und die Umgestaltung schritt voran unter ihrem abscheulichen Verwandlungszauber: Zottige Behaarung spross aus Tiglaris Rumpf hervor, der in die Breite ging. Seine Arme streckten sich, sie wurden länger, bis sie einem Affen zu gehören schienen. Die Hände sahen den Füßen immer ähnlicher. Vom Hals abwärts unterschied Tiglari sich bald überhaupt nicht mehr von den Affengeschöpfen des Gartens.
    Erfüllt von hilflosem, jämmerlichem Entsetzen erwartete Tiglari den Abschluss seiner Umgestaltung. Nur allmählich wurde er des Mannes gewahr, der vor ihm stand. Der Mann trug einfache Gewänder, und um seine Augen und Lippen lag ein Zug der Übersättigung an allem, was selten und seltsam ist. Hinter dem Mann, als seien sie ihm hörig, verharrten zwei der Automatenmenschen aus Eisen mit ihren Sichelklauen.
    Mit schleppender, gelangweilter Stimme sprach der Mann ein unbekanntes Wort, dessen langer, eigentümlicher Nachhall die Luft erbeben ließ. Darauf zog der Ring vorgereckter Blüten sich von Tiglari zurück, und die Blumen reihten sich aufrecht zur vormaligen, gespenstischen Hecke. Die drahtartigen Ranken ließen seine Knöchel los und gaben ihn frei. Kaum fähig, seine Freilassung zu begreifen, vernahm Tiglari den Bronzeklang eherner Stimmen. Und ihm wurde dunkel bewusst, dass die Dämonenschädel der Säulen gesprochen und sich wie folgt hatten vernehmen lassen:
    »Der Jäger Tiglari wurde mit dem Nektar der Blüten der frühen Lebensformen benetzt und besitzt nun vom Hals abwärts zur Gänze die Gestalt jener Tiere, die er einstmals bejagte.«
    Sowie der weihevolle Chor verstummt war, trat der müde wirkende, einfach gekleidete Mann näher heran und sprach zu Tiglari:
    »Ich, Maal Dweb, hatte die Absicht, mit dir genau so zu verfahren, wie ich mit Mocair verfuhr und mit vielen vor ihm. Mocair war das Tier, dem du im Labyrinth begegnet bist und dessen frisch gewachsenes Fell noch glatt und genässt vom Blütensaft war. Einige seiner Vorgänger hast du in der Umgebung des Palastes gesehen. Allein, meine Launen dünken mich oft wechselhaft. Du, Tiglari, sollst im Unterschied zu jenen anderen zumindest vom Hals aufwärts ein Mensch bleiben. Und es steht dir frei, deine Streifzüge durch das Labyrinth wieder aufzunehmen und daraus zu entkommen, falls du es vermagst.
    Mein Sinn steht nicht danach, deiner ein zweites Mal ansichtig zu werden, und meine Milde entspringt einem anderen Beweggrund als Wertschätzung für deinesgleichen. Nun aber geh: Der Irrgarten besitzt viele verschlungene Wege, die du bisher nicht durchmessen hast.«
    Eine entsetzliche, ehrfürchtige Scheu hatte Tiglari ergriffen. Die ihm angeborene Wildheit, seine instinktgetriebene Raubtiernatur fanden sich gebändigt von des Hexers müder Zwingkraft. Einen einzigen Blick nur, in dem Angst, Besorgnis und Erstaunen sich mischten, warf Tiglari zurück auf Athlés erstarrte Gestalt. Dann zog er gefügig von dannen, im gebeugten Schlurfgang eines großen Affen. Sein Fell schimmerte feucht im Schein der drei Sonnen, und so tauchte er unter in den Dickichtpfaden des Labyrinths.
    Maal Dweb, gefolgt von seinen metallenen Sklaven, schritt hinüber zur erstarrten Gestalt von Athlé, deren staunender Blick noch immer an dem Stahlspiegel hing.
    »Mong Lut«, sprach er, den nächststehenden der beiden Automatenmenschen, die sich dicht hinter ihm hielten, beim Namen nennend: »Wie du weißt, hat es mir gefallen, kurzlebiger Frauenschönheit Ewigkeit zu spenden. Athlé ist ebenso meinem Ruf gefolgt und auf den Berg gestiegen wie all die anderen Mädchen. Und ebenso wie diese sandte ich auch Athlé aus, um die raffinierten Geheimnisse meines Labyrinths zu erkunden. Und gleich jenen hat auch Athlé in den Spiegel geblickt, dessen jähes Erstrahlen Fleisch in Stein wandelt, welcher schöner als Marmor ist und nicht weniger unvergänglich …
    Wie du gleichfalls weißt, fiel es mir ein, mithilfe einer reichlichen Menge des Blütennektars bestimmter künstlich erschaffener Blumen Männer in Tiere zu verwandeln, sodass ihre äußere Erscheinung genau ihrem inneren Wesen entspricht. War es nicht wohlgetan von mir, Mong Lut, so zu handeln? Bin ich nicht Maal Dweb, der alles Wissen und alle Macht in sich vereint?«
    »Wahrhaftig,

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