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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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überschüttete man mich förmlich mit mündlichen und schriftlichen Glückwünschen wissenschaftlicher Größen. Und nur dem Beistand von Kronous, der eine Abneigung meinerseits gegen öffentliche Aufmerksamkeit vorgab, verdankte ich es, jeder Menge Einladungen zu entgehen.
    Da er nun einmal in der Hauptstadt weilte, fand Kronous verschiedene Angelegenheiten zu regeln, wodurch sich unsere Rückkehr zu seinem Landsitz um einige Tage verzögerte. Er konnte mir nicht seine gesamte Zeit widmen, und so machte ich es mir zur Gewohnheit, lange Spaziergänge durch die Straßen von Djarma und die nähere Umgebung zu unternehmen.
    Gemächlich inmitten der wechselnden Schauplätze einer großen Stadt zu flanieren, ist schon seit jeher ein Quell unendlicher Faszination für mich gewesen. In dieser mir unvertrauten Stadt der Zukunft, in der alles neu und andersartig war, vervielfachte sich naturgemäß der Reiz solcher Spaziergänge. Und das Wissen, über den Ruinen von New York zu wandeln, die von meiner eigenen Epoche durch dreizehn Jahrtausende mitsamt ihren unfassbaren geschichtlichen und geologischen Umwälzungen getrennt lagen, weckte Gefühle in mir, die unheimlicher wirkten als so ziemlich alles, was ich je im Leben empfunden hatte.
    Befremdliche Schauspiele boten sich mir auf diesen Spaziergängen. Weit verbreitet waren leichte, lautlos gleitende Fahrzeuge, die keinen äußerlich erkennbaren Antrieb besaßen. Außerdem waren viele Flugapparate unterwegs, die wendig und leise durch die Luft schwirrten und ihre Passagiere auf den Dächern oder Balkonen der höher aufragenden Gebäude absetzten. Der Start oder die Landung großer, schimmernder Raumschiffe bot ein stündliches Spektakel. Am meisten jedoch vermochte das Gedränge auf den Gehwegen meine Aufmerksamkeit zu fesseln. Beide Geschlechter und alle Altersstufen waren in farbenfrohe Gewänder gehüllt. Ich war beeindruckt angesichts des fast völligen Fehlens von Lärm, Getümmel und Gehetze – alles lief überschaubar, geordnet und ruhig.
    Die Seltenheit, mit der Frauen inmitten des Menschenstroms auftauchten, machte mir klar, wie berechtigt die demografischen Befürchtungen waren, die Kronous mir gegenüber geäußert hatte. Gemessen an den Idealen des 20. Jahrhunderts wirkten die Frauen, die ich sah, nicht allzu hübsch oder anziehend. Vielmehr fand ich etwas beinahe Lebloses und Automatenhaftes an ihnen. Als habe das weibliche Geschlecht seit Langem den Endpunkt seiner evolutionären Entwicklung erreicht und befinde sich nun im Stadium der Stagnation, ja des Abstiegs. Dies, so vertraute Kronous mir an, traf tatsächlich zu. Doch wurden diese Frauen aufgrund ihrer Seltenheit und des hohen Wertes für die Rasse mit größter Umsicht beschirmt und beschützt. Vielmännerei war weit verbreitet. Hingegen kannte man romantische Liebe oder gar heftige Leidenschaft in dieser spätzeitlichen Welt nicht mehr.
    Zuweilen befiel mich ein entsetzliches Heimweh, wenn ich mich inmitten der Scharen mir so fremder Menschen bewegte und in die Schaufenster blickte, deren Auslagen oft absonderliche Nahrungsmittel und eigentümlich gewebte Stoffe enthielten, die von fremden Planeten stammten. Und dieses Gefühl verstärkte sich noch, wann immer ich mich dem Viertel der Marsleute näherte, in dem sich eine beachtliche Kolonie dieser geheimnisvollen Eigenbrötler angesiedelt hatte.
    Einige von ihnen hatten die verwinkelte und asymmetrische Architektur ihrer Heimat auf die Erde mitgebracht. Die Behausungen trotzten den Gesetzen der Geometrie – fast könnte man sagen: denen der Schwerkraft –, und die Gassen zwischen diesen Häusern füllten sich mit exotischen Gerüchen, aus denen die betäubenden Räucherschwaden der Gnultan- Droge besonders hervorstachen. Ich empfand es als beunruhigenden Ort. Doch übte er auch Anziehungskraft auf mich aus, und oftmals streifte ich durch das Gassenlabyrinth, bis ich dahinter in offenes Gelände gelangte und zwischen fruchtbaren Feldern und inmitten von Palmwäldern flanierte, nicht weniger unvertraut und zum Staunen anregend als alles, was diese Stadt zu bieten hatte.
    Eines Nachmittags brach ich später als gewöhnlich auf. Während ich die Metropole durchquerte, bemerkte ich, dass sich nur wenige Venusianer auf den Straßen aufhielten, und ich schnappte Gerüchte über neue Meutereien auf. Doch schenkte ich dem Gerede zu diesem Zeitpunkt wenig Beachtung.
    Die Abenddämmerung hatte mich bereits eingeholt, als ich meine Schritte aus dem offenen

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