Das Labyrinth des Maal Dweb
Mensch, denn ich selbst konnte anfangs nichts sehen oder hören, was ihre Alarmbereitschaft gerechtfertigt hätte. Dann jedoch erspähte ich hoch oben zwischen den Sternen ein gleitendes Licht wie von den Scheinwerfern, welche sich an Bord der akamerikanischen Flugzeuge befanden.
Zunächst brachte ich das Licht nicht mit dem Gedanken an eine mögliche Rettung in Verbindung. Vielmehr wunderte ich mich über die Unruhe der Sklaven. Dann erkannte ich, dass das Licht sehr niedrig dahinglitt und weiterhin absank, während es direkt auf das Feuer zuhielt. Es näherte sich mit kometenhafter Geschwindigkeit, bis Jos Talar und ich und die zusammengekauerten Wilden von den bläulichen Strahlen des Suchscheinwerfers überflutet wurden. Das Fluggerät selbst schwebte wie alle seiner Art fast vollkommen lautlos durch die Luft. Mit übernatürlicher Schnelligkeit und Geschmeidigkeit sank es herab und setzte 20 Schritte vom Feuer entfernt auf dem Boden auf.
Mehrere Männer entstiegen dem schlanken Rumpf und rannten auf uns zu. Die Sklaven hatten Jos Talar und mich losgelassen. Sie knurrten wütend und duckten sich, als wollten sie die näher kommenden Gestalten anfallen.
Sämtliche Männer hatten sich mit röhrenförmigen Objekten bewaffnet, von denen ich annahm, dass es sich um die bekannten elektronischen Strahlenwerfer handelte. Sie richteten sie auf die Venuskreaturen. Dünne Feuergarben wie von Schweißbrennern stachen durch die Dunkelheit. Mehrere der Wilden schrien vor Schmerz und sackten zuckend zu Boden. Einer stürzte in die Kohlen und brüllte einige Sekunden lang wie ein Dämon, der in einer Fallgrube festsitzt, die man für die Verdammten ausgehoben hat. Die Übrigen gaben Fersengeld, doch wurden sie von langen, dünnen Strahlen verfolgt, die sie auf der Flucht erfassten und noch einige von ihnen niederstreckten. Binnen Kurzem waren die Überlebenden außer Sicht und von der Dunkelheit verschluckt. Die Gefallenen hatten zu zucken aufgehört.
Als unsere Retter auf uns zukamen und die Glut des ersterbenden Feuers ihre Gesichter erhellte, sah ich, dass der Vorderste von ihnen Kronous Alkon war. In einigen der Übrigen erkannte ich Wissenschaftler, die ich in Djarma kennengelernt hatte.
Kronous Alkon kniete neben mir nieder und durchtrennte meine Fesseln mit einem scharfen Messer, während ein anderer Jos Talar den gleichen Dienst erwies.
»Bist du verletzt?«, fragte Kronous.
»Nicht schlimm«, erwiderte ich. »Aber ihr seid buchstäblich in letzter Sekunde gekommen. Einen Moment später, und sie hätten uns aufs Feuer geworfen. Euer Auftauchen ist ein Wunder – ich begreife nicht, wie das zuging.«
»Das lässt sich leicht erklären«, versetzte Kronous, während er mir auf die Füße half. »Als du heute Abend nicht zurückkamst, machte ich mir Sorgen. Da ich die Richtung kenne, die du gewöhnlich bei deinen Spaziergängen einschlägst, überprüfte ich diesen Teil der Umgebung von Djarma sehr genau mithilfe eines Nachtsichtgeräts, das die Einzelheiten der dunkelsten Landschaft auch auf große Entfernung deutlich sichtbar abbildet. Schnell machte ich die Venusianer und ihr Feuer ausfindig. Ich erkannte zwei gefesselte Gestalten und dass du eine davon warst. Anschließend benötigte ich nur Minuten, um einige Kameraden zusammenzutrommeln, sie mit Waffen auszustatten, einen Flieger zu chartern und die Stelle anzusteuern, die das Nachtsichtgerät anzeigte. Ich bin mehr als dankbar, dass wir rechtzeitig eingetroffen sind.«
Seine Miene wurde finster, als er fortfuhr: »Während der letzten Stunden hat ein weltweiter Sklavenaufstand stattgefunden. Zwei Kontinente, Asien und Australien, befinden sich bereits in feindlicher Hand, und überall in Akamerika wird zu dieser Stunde verzweifelt um die Vorherrschaft gekämpft. Wir begnügen uns nicht länger mit den elektronischen Strahlenwerfern, die ja nur betäuben. Die Waffen, die wir heute Nacht eingesetzt haben, sind Hitzestrahler mit tödlicher Wirkung. Aber komm jetzt – wir müssen nach Djarma zurückkehren. Später erzähle ich dir mehr.«
Kapitel V: Der Kampf um die Welt
Unser Flug verlief ereignislos. Kronous und ich wurden von unseren Kameraden auf dem Dach des Gebäudes abgesetzt, in dem wir untergebracht waren. Hier verabschiedeten wir uns von Jos Talar, der mit den Wissenschaftlern aus dem Rettungsteam weiterflog, um einige Verwandte ausfindig zu machen und falls möglich etwas über das Schicksal seiner Familie in Erfahrung zu bringen.
Kronous und ich
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