Das Labyrinth des Maal Dweb
Elemente, die von der Schwarzen Fäulnis angegriffen wurden, in Bezug auf Radioaktivität und atomare Zerstörungskraft die genau entgegengesetzten Eigenschaften von Radium aufwiesen.
Mit gedämpfter Stimme teilte ich Kronous meine Beobachtung mit. »Könnte es nicht sein«, gab ich zu bedenken, »dass Radium sich zur Bekämpfung der Seuche nutzen lässt? Soweit ich mich entsinne, hast du mir erzählt, dass Radium, so wie jedes andere Element, heutzutage problemlos künstlich herstellbar ist.«
»Das ist ein beachtenswerter Ansatz«, erwiderte Kronous nachdenklich, »und es könnte einen Versuch wert sein. Dank unserer chemischen Fähigkeiten können wir in unseren Laboratorien so viel Radium erzeugen wie nötig. Mit deiner Erlaubnis werde ich die Idee vortragen.«
Er erhob sich und sprach kurz inmitten des gespannten Schweigens der Versammlung. »Die Anerkennung für diesen Einfall«, verkündete er zum Schluss, »gebührt Huno Paskon, diesem jungen Pallas-Kolonisten hier, den ich als meinen Gast auf die Erde mitgebracht habe.«
Verlegen fühlte ich die ernsten Blicke dieser gelehrten und verehrten Denker einträchtig auf mir ruhen, während sie mich auf eine Weise musterten, die ich nicht zu ergründen vermochte. Irgendwie kam es mir unendlich anmaßend vor, in ihrem Beisein einen Vorschlag eingebracht zu haben.
Trotzdem schien die Anregung lebhafte und ernsthafte Erörterungen auszulösen – eine umfassende Debatte, die offenbarte, dass der vorgeschlagene Einsatz von Radium breite Zustimmung fand. Zu guter Letzt erhob sich ein ehrwürdiger Gelehrter namens Argo Kan, der Sprecher der Versammlung, und sagte:
»Ich plädiere für eine unverzügliche Erprobung der von Kronous Alkon und Huno Paskon vorgeschlagenen Methode.«
Nun erhoben sich nacheinander weitere Versammlungsmitglieder von ihren Plätzen und äußerten gleichfalls Zustimmung zu dem Antrag, bis er von fast allen Anwesenden gebilligt wurde.
Sodann löste sich die Versammlung auf. Von Kronous erfuhr ich, dass örtliche Laboratorien unvermittelt ans Werk gingen, um Radium in großer Menge herzustellen und es so wirkungsvoll wie möglich einzusetzen.
Nach weniger als einer Stunde waren schon mehrere Chemiker aufbruchbereit, um ins Gebiet der Zerstörung vorzudringen. Sie hatten sich mit tragbaren Vorrichtungen zur Zerstäubung von Radium ausgerüstet, sodass es als feiner Sprühnebel ausgebracht werden konnte. Die Wirkung des Radiums bei der Eindämmung der Schwarzen Fäulnis erwies sich als geradezu zaubermächtig. Die Seuche hatte sich unaufhaltsam in die Stadt vorangefressen, war entlang der bröckelnden Gehwege von einem Haus zum nächsten gekrochen. Doch bald wurde die gesamte befallene Zone, die inzwischen mehrere Quadratkilometer einnahm, von einem Kordon aus Männern umschlossen, die mit Radium gegen die Fäulnis vorgingen. Zur größten Erleichterung der Einwohner von Djarma und ganz Akamerika wurde die Seuche für gebannt erklärt.
Kapitel IV: In den Klauen der Kannibalen
Während unseres Aufenthalts in Djarma wurden wir in einem anmutigen Gebäude untergebracht, das auf Hauptstadtbesuch weilenden Wissenschaftlern zur Verfügung stand. Ich staunte über den sybaritischen Luxus, den diese Menschen entfaltet hatten – ein Luxus, der, obschon ungeheuer und unerhört erfinderisch, doch niemals die Grenzen des guten Geschmacks überschritt. Es gab dort Bäder, die einen römischen Kaiser mit Neid erfüllt, und Betten, die Kleopatra an den Bettelstab gebracht hätten.
Köstliche, ätherische Musik, die scheinbar aus dem Nichts die Luft durchwob, lullte uns ein. Wir mussten nur einen Wunsch aussprechen, schon wurden wir wie von unsichtbaren Händen mit Speisen und allem versorgt, dessen wir sonst bedurften. Natürlich steckte irgendein technisches Geheimnis hinter solchen Wundern. Doch dieses Geheimnis war raffiniert verborgen, und die Funktionsweise des Ganzen drängte sich niemals auf. Demütig erkannte ich, wie weit diese Menschen des Jahres 15.000 nach Christus uns selbst voraus waren, dank ihrer unaufdringlichen, aber vollendeten Herrschaft über die Naturgesetze – einer Herrschaft, die niemand von ihnen als sonderlich kostbar oder wichtig zu erachten schien.
Ich fühlte mich nicht wenig in Verlegenheit gebracht durch die Ehrbezeugungen, die mir zuteilwurden, weil ich die Methode zur Eindämmung der Schwarzen Fäulnis entdeckt hatte. Ich selbst glaubte, dass ich meine Eingebung nur einem glücklichen Zufall verdankte. Dennoch
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