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Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
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von schwarzem Marmor schimmerte. Ein atemloses Intervall, während das Wasser schäumte, und sodann tauchte ein wohlbekanntes Haupt neben mir auf, dazu ein Arm, der ein funkelndes Messer emporgehoben hielt. Es war Mybaloë selbst. Mit wunderbarer Gewandtheit trieb sie das Messer bis zum Heft in die Flanke des vordersten Krokodils, gerade als das Ungetüm seine furchtbaren Kiefer öffnete, um mich zu packen.
    Ihr Hieb hatte das Herz getroffen, und die Bestie glitt unter der Wasserfläche von dannen, wo sie in kurzem Todeskampf um sich drosch. Ihr Gefährte jedoch glitt, ohne innezuhalten, weiter und begegnete demselben unfehlbaren Klingenstoß der Mybaloë. Es entstand Gewimmel im Teich, und die dunklen Leiber der anderen Echsen jagten heran. Mit übermenschlicher Flinkheit und anscheinend nicht mehr als einer einzigen Bewegung zog Mybaloë sich bereits auf die Felsen des Uferrandes hoch und ergriff meine Hände mit den ihren. Noch einen Augenblick, und ich stand bebend neben ihr, kaum wissend, wie ich dorthin gelangt war, so leicht und schnell hatte sich mein Aufstieg vollzogen. Die Krokodile schnüffelten das Ufer unter uns ab, gerade als ich mich umblickte.
    Atemlos und tropfnass kauerten wir auf einem mondhellen Sims der Höhle und fingen an, einander zu befragen, mit zärtlichen Zwischenspielen des Schweigens und der Liebkosungen. In ein paar Wochen hatte ich viel gelernt von der Sprache der Azombeii, und so brauchten wir zu keiner Zeit mehr die Dienste des alten Dolmetschers.
    Zu meinem Erstaunen stritt Mybaloë ab, mir an diesem Abend einen Boten geschickt zu haben. Sie war zurückgekehrt, weil sie eine überwältigende Vorahnung gehabt hatte, dass etwas Böses bevorstand, welches mich bedrohte, und hatte sich unwiderstehlich hingezogen gefühlt zur Grotte – und dort war sie gerade noch rechtzeitig angelangt, um mich zappelnd im Teiche zu finden. Als sie durch die Höhle der Wanaôs schritt, von welcher aus ein niedriger Tunnel zur offenen Grotte führte, da war sie in der Finsternis einem Manne begegnet und meinte, es könne Mergawe gewesen sein. Ohne zu sprechen, war er an ihr vorbeigegangen, in ebensolcher Eile wie Mybaloë selbst.
    Ich erzählte ihr von dem Stoß, den ich von hinten erhielt, als ich oben auf dem Vorsprung gestanden hatte. Nur zu deutlich war, dass jemand, der meine Beseitigung wünschte, mich in die Höhle gelockt haben musste. Soweit wir wussten, besaß Mergawe als einziger Mensch in Azombeii die Fähigkeit, ein solches Motiv zu ersinnen oder zu hegen. Mybaloë wurde sehr ernst, und wenig mehr hatten wir uns hinsichtlich dieser Angelegenheit zu sagen.
    Nach unserer Rückkehr ins Dorf sandte Mybaloë mehrere Männer aus, nach Mergawe zu suchen und ihn vor sie zu bringen. Aber der Hexer war verschwunden, und niemand vermochte seinen Aufenthaltsort zu benennen, obschon mehr als eine Person ihn früher am Abend gesehen hatte. Auch am Morgen kehrte er nicht in seine Behausung zurück, und selbst eine emsige und gründliche Suche im gesamten Azombeii vermochte während der folgenden Tage keine Spur von ihm zu erbringen. Sein bloßes Verschwinden wurde natürlich als stillschweigendes Schuldbekenntnis aufgefasst. Äußerste Empörung herrschte im Volk, als das Ereignis in der Grotte öffentlich bekannt wurde, und trotz der Furcht, welche sein Ruf heraufbeschwor, wäre es Mergawe katastrophal in den Händen seiner Stammesgenossen ergangen. Das von Mybaloë gegen ihn verkündete Todesurteil wäre nicht mehr vonnöten gewesen, hätte er es gewagt, sich in ihrer Mitte zu zeigen.
    Die unerwartete Gefahr, der ich gegenübergestanden hatte, sowie die von Mybaloë bewirkte wunderbare Rettung dienten dazu, uns noch enger aneinander zu binden, und unsere Leidenschaft erfuhr nunmehr eine neue Tiefe und Schwere. Als jedoch die Zeit verging und nichts von Mergawe zu hören war, der von der weiten und schwülen Stille der tropischen Unendlichkeit verschluckt zu sein schien, begann die Episode in den Hintergrund zu weichen. Sie entschwand allmählich aus unserer Sicht, ging auf in dem Erinnern und Erleben einer sich dehnenden Folge glückseliger Tage. Wir hörten auf, weitere Versuche, uns zu schaden, seitens des Medizinmannes zu fürchten und wurden in träger Sicherheit gewiegt – einer Sicherheit, in der unser Glück die Farbtöne seines reifenden Sommers annahm.
    Eines Abends gaben die Priester der Wanaôs ein Abendmahl zu meinen Ehren. 40 oder 50 Leute hatten sich bereits in einem Bankettraum unweit des

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