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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Labyrinth war?«, sprach Kathy weiter. »Und warum ist er bei Jenna zurückgeblieben?«
    »Er ist einfach ein guter Mensch«, sagte Tian.
    Kathy sah ihn verächtlich an. »Glaubst du das wirklich? Wie naiv bist du eigentlich? Warum sollte er sich für jemanden opfern, den er nicht kennt? Wenn es stimmt, was er sagt, dann gibt es in jeder Welt ein Tor weniger, als von uns noch am Leben sind. Nur einer von uns wird durch das letzte Tor gehen, alle anderen sterben vorher. Warum sich also opfern, warum jemanden retten, der sowieso dem Tod geweiht ist?«
    »Weil er nicht anders kann!«
    Ohne dass sie es bemerkt hatten, war León herangekommen und hatte ihr Gespräch mit angehört.
    »Du glaubst also, er hat einfach ein Helfersyndrom?«, fragte Kathy verächtlich.
    »Nein, ich halte ihn für einen Idioten, weil er sein Leben für jemand anderen riskiert, aber im Gegensatz zu dir respektiere ich sein Opfer.«
    »Opfer, wenn ich das schon…«
    »Halt deine Klappe, Kathy. Halt einfach mal deine Klappe.« Leóns Stimme ließ die anderen frösteln. »Wir alle wissen, warum du nicht gut auf Jeb zu sprechen bist. Also mach ihn nie wieder schlecht, sonst stopfe ich dir persönlich dein Maul.«
    »Sag mal, wie redest du…?«
    Er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Ich will nichts mehr von dir hören. Kein einziges beschissenes Wort mehr oder ich schwöre dir, dass ich mich vergesse.«
    Hinter ihnen in der Ferne erklang das gefürchtete Heulen und Kreischen. Sie zuckten zusammen. Tian fing an, Unverständliches zu stammeln und mit den Füßen zu stampfen. Die anderen blickten ihn sorgenvoll an und hofften, dass er sich wieder abregte.
    »Scheiße«, knurrte León. »Hört ihr das? Warum kommen sie uns hinterher und nicht Jeb und Jenna?«
    »Vielleicht sind sie schon tot«, bemerkte Mischa.
    León knirschte mit den Zähnen.
    »Nein. Jeb hat wie immer schon einen Schritt weitergedacht. Irgendwie hat er es geschafft, dass sie unserer Spur folgen und nicht seiner, der verdammte Mistkerl.«
    Jeb, du bist cleverer, als ich dachte.
    In diesem Moment schmiss sich Tian auf den Boden, presste abwechselnd die Fäuste auf die Ohren und schlug sich auf den Kopf: »Mach, dass es aufhört. Bitte! Ich ertrag das nicht mehr, es macht mich wahnsinnig. Jemand soll dieses Geräusch stoppen. Bitte tut doch etwas. Es soll aufhören. AUFHÖREN!«
    Das verzweifelte Gebrüll Tians vermischte sich nun mit den kehligen Rufen ihrer Verfolger und die Spannung in der Gruppe war unerträglich und ließ sie alle in Reglosigkeit verharren.
    Dann trat Kathy zu León und verlangte so resolut nach seinem Messer, dass er es ihr augenblicklich reichte. Dass sie dabei Mary warnend anblickte, fiel in diesem Moment niemand auf. Sie schnitt vom unteren Rand ihres Hemds einige Zentimeter ab, knotete es zusammen und streifte es Tian über den Kopf. Als der sich wehrte und nicht aufhörte, weinerlich zu stammeln, verabreichte sie ihm eine schallende Ohrfeige. Abrupt war Ruhe und Tian kam wieder zu sich. Er schob das braune Band sorgfältig über seine Ohren und legte die Hände darüber. Für einen Moment schloss er die Augen. »Danke, Kathy«, keuchte er.
    León steckte sein Messer wieder ein.
    »Ab jetzt gibt es keine Pausen mehr. Wer nicht mehr kann, bleibt zurück.«
    Jeb schwitzte aus jeder Pore, während er langsam, den Blick zu Boden gerichtet, auf den Wald zumarschierte. Mit der linken Hand umfasste er Jennas Bein, mit der rechten stützte er sich auf Leóns Speer.
    Seit einiger Zeit hatte er das Gefühl, dass sich das Kreischen hinter ihnen entfernte. Wenn er die Kraft dazu gehabt hätte, würde er jetzt zufrieden grinsen, aber er war inzwischen ziemlich am Ende. Nachdem er die erste halbe Stunde zügig voranmarschiert war, drückte ihn nun die Last auf seinem Rücken beinahe zu Boden. Nicht nur der heutige Marsch saß ihm in den Knochen, sondern auch die Anstrengungen der letzten Tage. Hinzu kam die nervliche Anspannung, die ihm ebenfalls die Kraft raubte.
    Vielleicht werde ich krank, überlegte er. Sein Gesicht glühte, aber bei der Hitze war das kein Wunder. Er hob kurz den Kopf. Was er sah, gab ihm neuen Mut. Sie waren dem Wald deutlich näher gekommen und der Anblick versprach Erholung und Schatten. Sie mussten dringend Wasser finden, denn seine Zunge klebte am Gaumen.
    Wie es wohl Jenna geht?
    Seit dem Aufbruch hatten sie kein Wort miteinander gesprochen. Jenna schien zu spüren, dass er seine volle Konzentration brauchte. Still drückte sie sich an ihn. Nicht

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