Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)
Stimme. »Du bist ein Schwächling. Wir hätten das Ganze zusammen durchstehen können, aber du schaffst es nicht, Prioritäten zu setzen. Zuerst musst du die retten, die du magst. Und du hast mir eben gesagt, dass du mich magst. Warum zur Hölle würdest du dann Mary retten?« Sie tat beleidigt. »Du solltest dich nicht darum kümmern, was mit den anderen geschieht. Sondern um mich.«
Er wollte etwas erwidern. Ihr versichern, dass er an sie dachte, es immerzu tat, dass er sich für sie opfern würde.
»Ich würde alles für dich tun«, sagte er schwach. Und gleichzeitig ärgerte er sich über sich selbst. Kathy hatte es erneut geschafft, ihn zu manipulieren, ihn anzulocken, nur damit sie ihn umso härter wegstoßen konnte.
»Zu spät, kleiner Mann.« Sie sah ihn noch einmal eindringlich an. »Und jetzt lass mich in Ruhe und hör auf, mir auf die Brüste zu starren.«
Tian schoss vor Verlegenheit das Blut ins Gesicht. Als er aufblickte, schaute Kathy ihn immer noch an. In ihrem Gesicht stand Verachtung. Grenzenlose Verachtung. Schon wieder hatte er jemanden enttäuscht. Was? Wieso schon wieder? Was war da, an das er sich nicht erinnern konnte? Die Last der Vergangenheit drängte nach oben, ohne dass er sie zu fassen bekam, aber das Gefühl, versagt zu haben, unendlich versagt zu haben, blieb.
In seinem Magen begann es zu rumoren, Galle stieg auf. Im letzten Moment wandte er sich ab und übergab sich ins Gras. Trotz des heftigen Würgens hörte er Kathys glockenhelles Lachen, als sie davonging.
León bemerkte, dass sich Tian abwandte und sich die Seele aus dem Leib kotzte. Als Kathy mit einem zufriedenen Lächeln an ihm vorbeistolzierte, packte er sie am Arm und hielt sie fest.
Kathy streifte energisch seinen Griff ab, blieb aber stehen. »Was hast du jetzt schon wieder getan?«, fragte León zornig. Mischa und Mary betrachteten mit einigem Abstand die Szene.
»Ich?« Sie sah ihn unschuldig an. »Warum muss immer alles meine Schuld sein? Ich habe nur ein wenig mit Tian geplaudert. Warum ihm schlecht geworden ist, weiß ich auch nicht.« Sie zuckte mit den Achseln.
León starrte sie an. »Ich glaube dir kein Wort!«
Ein gemeines Lächeln umspielte ihre Lippen. »Das ist schade, denn ich habe ihm lediglich gesagt, dass er aufhören soll, dauernd auf meine Titten zu glotzen, da er sowieso nie die Chance bekommen wird, sie näher kennenzulernen.« Sie blinzelte ihm zu. »Das gilt natürlich nicht für alle.«
Es war unfassbar. Sie war unfassbar. Was für eine Bitch. Du verfluchte Schlampe, dachte León.
Sein Mund war nur noch ein dünner Strich. Langsam beugte er sich vor. »Mit deinen Scheißspielchen hältst du uns nur auf. Wenn Tian kotzt, kann er nicht laufen. Wenn er nicht läuft, hält er die ganze Gruppe auf und es geht nicht vorwärts. Kapierst du das nicht?«
Sie sah ihn hochnäsig an. »Wer braucht schon Tian? Wir sollten ihn zurücklassen.«
León stieß ihr mit beiden Händen gegen die Schultern. Kathy wurde nach hinten geworfen und landete hart auf dem Rücken. Ein Stöhnen entwich ihren Lippen, aber schon war León wieder bei ihr. Mit einem einzigen Satz war er über ihr, packte sie an der Kehle und drückte sie so fest auf den Boden, dass sich Kathy nicht mehr rühren konnte. Ihr Atem entwich in kurzen Stößen, aber León empfand kein Mitleid. Langsam zog er das Messer heraus. Seine Hand zitterte nicht, als er die Spitze der Waffe auf Kathys rechtes Auge richtete. Nur ein halber Zentimeter weiter oder ein Zucken von ihr und mit ihrem Auge wäre es vorbei. León schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.
»Hör mir gut zu. Es ist wichtig, dass du Folgendes verstehst.«
Sie schielte panisch nach dem Messer. Ein einzelner verzweifelter Laut entschlüpfte ihrer Kehle.
»Wenn du mir noch einmal Schwierigkeiten machst, irgendetwas tust, was mich aufhält, lasse ich dich zurück. Ich fessle dich, gehe weiter und drehe mich auch nicht mehr um, wenn du verzweifelt um dein Leben brüllst. Ist das klar?«
Er lockerte seinen Griff, sodass Kathy antworten konnte, aber sie nickte nur mit dem Kopf als Zustimmung.
León erhob sich und stieß mit Tian zusammen. Er hatte rot verheulte Augen.
»Was ist hier los?«, wollte Tian wissen.
»Nichts«, antwortete León.
»Du musst sie nicht schlagen«, sagte Tian. »Nicht wegen mir.«
León starrte ihn an. »Ich habe sie nicht geschlagen, aber selbst wenn, wäre es nicht wegen dir. Kathy hat einen Fehler gemacht, indem sie die Gruppe aufgehalten hat. Das Gleiche
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