Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)
nicht verdient.
Jeb und Jenna waren weiterhin den Zeichen gefolgt, die ihnen zuverlässig den Weg wiesen, und nun, fast einen Tag, nachdem sie den Wald betreten hatten, verließen sie ihn wieder.
Die Bäume standen lichter, der Abstand zwischen den Stämmen wurde größer. Sogar Gras wuchs hier wieder. Es gab Büsche und Sträucher. Von ihren Helfern hatten sie nichts mehr gesehen und auch kein weiteres Essen gefunden.
Als sie in die Graslandschaft hinaustraten, empfing sie greller Sonnenschein. Nach der Düsternis des Waldes dauerte es eine Weile, bis sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Es war heiß. Jeb war durstig und brauchte eine Pause. Seit dem frühen Morgen trug er Jenna auf seinem Rücken. Jenna war es unerträglich, ihm so zur Last zu fallen. Er hatte seinen Gang an die Last angepasst, es ging ihm dabei besser als am Tag zuvor, das konnte sie spüren. Trotzdem fiel es ihm zusehends schwerer weiterzugehen und sie erkannte an seinem Gang, dass er Schmerzen hatte. Er brauchte eine Pause und musste alles einmal auslockern, sonst würde er bald keinen Schritt mehr vor den anderen setzen können. Seit einiger Zeit schon war der Weg angestiegen, und das hatte ihn seine ganze Kraft gekostet. Sie deutet ihm an, sie abzusetzen.
Jeb ließ Jenna hinunter und lockerte seine Glieder.
»Gibst du mir mal das Wasser?«
Jenna kramte im Rucksack herum und reichte ihm die Flasche. Jeb trank langsam, genoss sichtlich jeden Tropfen, der seine Kehle hinablief. Im Moment hatten sie zwar noch ausreichend Wasser, aber jetzt auf der Ebene würden sie nichts mehr finden. Sie mussten sparsam damit umgehen.
»Jeb, ich glaube, ich sehe etwas«, sagte Jenna neben ihm. Sie hielt eine Hand schützend über die Augen und deutete mit der Hand zum Horizont. »Dort! Siehst du es auch?«
Jeb kniff die Augen zusammen und... schüttelte den Kopf. Doch dann erkannte sie an seiner Haltung, dass er schließlich auch das blaue Schimmern entdeckt hatte, kaum auszumachen in der flirrenden Hitze.
»Was ist das?« Er schien immer noch nicht zu begreifen.
»Das Leuchten ist zu unnatürlich für diese Gegend. Es sieht künstlich aus…« Sie seufzte auf einmal tief auf. »Wir haben die Tore gefunden.«
»Meinst du wirklich? Aber wenn das stimmt…« Er strahlte sie an. Dann machte er drei schnelle Schritte auf sie zu und wirbelte sie herum. »Wir haben es geschafft. Wir haben es tatsächlich geschafft!«
Jenna lachte. »Lass mich runter, Jeb!« Dann wurde sie schlagartig ernst. »Wo die anderen wohl sind?«
»Ob sie schon durchgegangen sind, was meinst du?«
»Möglich«, sagte Jenna.
»Dann ist nur noch ein Tor übrig.« Als er ihren Gesichtsausdruck sah, fügte er schnell hinzu: »Uns wird schon etwas einfallen.«
Jenna sah ihn ernst an. »Wir müssen darüber reden, das weißt du.«
Statt einer Antwort blickte er zu Boden, nahm einen kleinen Ast in die Hand und fing an, Kreise in den Staub zu zeichnen. Sie erinnerten Jenna an die Muster auf der Kleidung der Ureinwohner.
»Jeb. Was machen wir, wenn wir dort sind und es nur noch ein Tor gibt? Wenn nur einer von uns aus dieser Welt entkommen kann?«
»Lass uns später darüber reden, wenn es so weit ist.«
»Nein, wir reden jetzt darüber.« Jenna wirkte zornig. Ihre Stirn war in Falten gelegt. »Ich kann mir denken, was du vorhast. Du willst freiwillig zurückbleiben, damit ich durch das letzte Portal gehen kann.«
Aus den Kreisen wurden Figuren mit breiten Schultern und schmalen Hüften. Sie hielten Speere in den Händen.
»Aber so läuft das nicht«, sagte Jenna. »Du hast mich bis hierher getragen, ohne dich wäre ich schon längst tot. Ich werde nicht zulassen, dass du dich für mich opferst.«
»Vielleicht sind noch mehr Tore übrig. Vielleicht hat es einer der anderen nicht geschafft oder wir können zusammen durch ein Tor gehen…«
»Du weißt, dass man das nicht kann!« Jenna beugte sich zu ihm herüber, fasste ihn an der Schulter. »Sieh mich an!«
Er hob den Blick und sah in Jennas Gesicht. »Wenn alles so ist, wie du es uns vorgelesen hast, und die anderen die Tore schon durchschritten haben, dann wirst du gehen. Alles andere ergibt keinen Sinn, sonst wäre alles umsonst gewesen, verstehst du?«
»Ich werde dich nicht zurücklassen. Niemals.«
»Doch, du musst, Jeb. Du musst. Kämpfe und überlebe für uns!«
»Jenna, ich kann nicht.«
Sie sah Tränen in seinen Augen. So viel hatte er auf sich genommen, um sie bis zu den Toren zu bringen. Stunde um
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