Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)
Sonne steht schon ganz schön hoch. Es wird Zeit.«
Jenna packte alles ein. Schlafsäcke, Jacken und die Wasserflaschen.
Jeb ließ sich mit den Knien auf den Boden sinken. »Mylady, wenn Ihr so weit seid.«
Jenna warf sich den Rucksack über die Schultern und kletterte auf seinen Rücken. Mit einem Ächzen erhob sich Jeb.
»Hast du letzte Nacht zugenommen?«, fragte er lachend.
Jenna lächelte und antwortete dann: »Nein, das sind wahrscheinlich nur unsere reichhaltigen Vorräte im Rucksack.«
»Na, dann mal los! Wir müssen aus dem Wald raus und uns orientieren. Wenn alles klappt, finden wir auch die Tore.«
»Ja, wenn…«, wiederholte Jenna. »Dir ist schon klar, dass wir uns wahrscheinlich total verlaufen haben.«
»Ich glaube, die Eingeborenen wussten genau, wohin wir wollen. Ich wette mit dir, es ist nicht mehr weit.«
Jeb setzte sich in Bewegung und Jenna wusste vor lauter Gedanken in ihrem Kopf nichts zu sagen.
»Wenn du möchtest…«, durchbrach Jeb ihr Schweigen.
»Was?«
»...kannst du ein Lied singen«, schlug Jeb vor.
Sie kicherte, dann gab sie ihm einen Klaps auf die Schulter. »Vielleicht sollte ich das tun. Ich bin mir sicher, ein Lied reicht und du lässt mich freiwillig zurück.«
»Das heißt, du kannst nicht singen?«
»Nicht einmal dann, wenn mein Leben davon abhängt.«
Jeb grinste. »Gut, dann erzähl mir eine Geschichte.«
»Was denn für eine Geschichte? Schon vergessen, ich erinnere mich an nichts.«
»Dann erzähl mir noch einmal, woran du dich erinnern kannst.«
Jenna holte Luft, dann begann sie mit leiser Stimme zu sprechen.
Sie waren nicht weit gekommen, als Jenna plötzlich einen Schrei ausstieß. Jeb zuckte erschrocken zusammen und hätte sie beinahe fallen lassen. Er hob den Kopf und suchte die Gefahr, vor der ihn Jenna offensichtlich warnen wollte.
»Sieh mal da vorn!«, rief Jenna.
»Was ist denn? Ist da jemand?«, keuchte er atemlos. »Ich sehe nichts.«
»Nein, schau doch.« Ihre Hand erschien in seinem Blickfeld und deutete auf eine Gruppe unscheinbarer Büsche. »Ich glaube, da liegt ein Rucksack.«
Mühsam stolperte Jeb darauf zu. Tatsächlich, zwischen all dem Grün lag ein Rucksack, der seinem eigenen bis ins Detail glich. Er ließ Jenna von seinem Rücken gleiten und bückte sich danach. Mit zitternden Fingern öffnete er ihn, wühlte darin herum. Was er fand, erstaunte ihn nicht, aber was er nicht fand, versetzte ihm einen Schrecken.
Ich muss mich täuschen.
Es kann nicht sein.
Jeb stülpte den Rucksack um und schüttelte den Inhalt auf den Boden.
Vor ihm lagen unangetastete Lebensmittelrationen und ein Schlafsack. Die gleichen, die er auch in seinem Rucksack gefunden hatte.
Aber keine Wasserflasche. Keine Kleidung.
Dafür ein Paar unbenutzter Socken.
Jeb nahm sie in die Hand.
Er blickte auf, sah Jenna direkt in die Augen.
»Das ist Leóns Rucksack. León hat keine Socken getragen, als wir ihm begegnet sind, erinnerst du dich?«
Jenna erbleichte. »Das kann nicht sein. Er hat ihn auf der Ebene verloren, zwei Tagesmärsche von hier entfernt.«
Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Etwas stimmt hier ganz und gar nicht.« Jeb seufzte. »Ich versteh das einfach nicht. Wie kommt der Rucksack hierher? Jenna, was ist hier los?«
Jenna hatte sich niedergelassen und packte den Proviant in ihren Rucksack. Dann richtete sie sich mühsam wieder auf.
»Ich weiß es nicht, Jeb. Ich weiß es doch auch nicht. Was passiert nur mit uns?«
Schweigend ging Jeb in die Hocke. Jenna legte ihm die Arme um den Hals und zog sich hoch. Dann gingen sie weiter.
Neben seinem Ohr flüsterte Jenna: »Für den Moment rettet uns dieser Fund das Leben. Aber ich fürchte, das müssen wir später teuer bezahlen.«
26.
Das kann nicht wahr sein«, fluchte Mischa. »Verdammt, es darf einfach nicht wahr sein.«
Er stand wie die anderen am Rand einer tiefen Schlucht und starrte auf die andere Seite des Abgrunds. Dort drüben pulsierten die Tore in blauem Licht.
Es waren sechs Portale, jedes davon oval und ungefähr zwei Meter hoch. Woraus sie bestanden, war nicht zu erkennen. Das Licht der Tore wirkte verlockend. In einem gleichmäßigen Rhythmus, ähnlich dem menschlichen Herzschlag, nur langsamer, wurde es heller und dann wieder dunkler. Die Farbe blieb dabei ein leuchtendes Blau. Weithin sichtbar. Jebs Botschaft hatte die Wahrheit verkündet, alles darin stimmte mit der Wirklichkeit überein. Es gab die Tore tatsächlich und sie mussten nur über diese verdammte
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