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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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erkennen, ertönte hinter ihr ein lauter Knall. Etwas schlang sich um ihre Beine und zischte dann an ihr vorbei über die Kante der Schlucht und war verschwunden.
    Sie wusste sofort Bescheid: Das Seil war gerissen.
    Ihre Augen suchten Tian, der einen Sekundenbruchteil über dem Abgrund zu schweben schien, bevor er in die Tiefe stürzte. Er schrie.
    Dann war er verschwunden.
    Die Schlucht hatte ihn verschluckt.
    Während Jenna, Jeb, León und Mischa nach vorne rannten und in die Tiefe starrten, blieb Mary fassungslos stehen.
    Sie wandte den Kopf.
    Kathy kam hinter dem Felsen hervor, an dem das Seil befestigt gewesen war. In ihrer Hand blitzte etwas auf. Ein Messer.
    Mary sah gebannt zu Kathy hinüber, die ungerührt ihren Blick erwiderte und in einer fließenden Bewegung das Messer in ihrer Jacke verschwinden ließ.
    Du hast das Seil durchgeschnitten. Du hast Tian umgebracht.
    Mary bekam Angst. Kathy war zu allem fähig. Sie hatte schon vorher bewiesen, dass sie keine Skrupel und kein Mitgefühl kannte.
    Ich muss den anderen sagen, was Kathy getan hat.
    Mary drehte sich gerade um, als Kathy plötzlich dicht vor ihr stand. Ihre grünen Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengezogen, das hübsche Gesicht vollkommen versteinert. Dann plötzlich verzog sich Kathys Mund zu einem Lächeln. Sie schien so mit sich selbst im Reinen, dass Mary keine Worte mehr dafür fand und einen Moment den Atem anhielt. Kathy beugte sich vor, strich Mary sanft mit einem Finger über die Wange, bis zum Hals hinunter und einmal quer darüber.
    Dann, ohne ein Wort, machte Kathy auf dem Absatz kehrt und ging zu den anderen an den Rand der Schlucht.

31.
    Jennas Mund war trocken. Trockener als er ohnehin schon war, sie hatte seit Stunden keinen Schluck Wasser mehr getrunken. Sie war verwirrt, konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Ihr Kopf war wie leer gefegt.
    Tian war tot.
    Wie konnte das sein? Warum war das Seil gerissen? Jenna spürte, wie eine Träne ihre Wange hinunterlief.
    Neben ihr stöhnte Mischa leise auf. »Sie kommen«, sagte er kaum hörbar.
    Jenna hob den Blick. Die andere Seite der Schlucht flirrte im trüben Licht. Sie entdeckte Gestalten, die nach allen Seiten ausschwärmten und das Plateau absuchten. Doch dann sah sie noch etwas. Etwas, das nicht sein konnte, nicht sein durfte.
    Eine der Gestalten richtete sich auf und blickte zu ihr herüber. Langes, blondes und verdrecktes Haar bewegte sich im Wind, umschloss ein schmales, ausdrucksloses Gesicht.
    Jenna blieb stumm, aber innerlich schrie alles in ihr, als sie das Mädchen erkannte, das sie von der anderen Seite der Schlucht unverwandt anstarrte. Mit zitternden Fingern deutete Jenna auf die andere Seite der Schlucht und wich verängstigt zurück. Jeb folgte ihrem Blick und zuckte zusammen. Jenna hörte León leise neben sich fluchen – sie bildete sich das also nicht nur alles ein.
    Das andere Mädchen sah blass aus, irgendwie leblos. Doch es gab keinen Zweifel: Dieses Mädchen sah aus wie sie, Jenna. Wie ein blasses Spiegelbild ihrer selbst bewegte sie sich auf den Abgrund zu. Ihr Gesicht zeigte keinen Ausdruck, nicht mal eine besondere Entschlossenheit, als sie sich nach dem Seil bückte, das drüben noch immer am Fels befestigt war. Sie zog ein paar Mal daran, dann kletterte sie mit schnellen Griffen am Seil hinab in die Tiefe.
    Jenna schreckte abrupt zusammen, als Jeb sie an der Schulter rüttelte. »Wir müssen hier verschwinden!«, sagte er heiser.
    Wie betäubt wandte sich Jenna vom Abgrund ab und sah ihn an. Mischa, Mary, Kathy und León standen bereits einige Meter weiter entfernt, direkt vor den immer stärker pulsierenden Toren.
    Jenna zögerte. Sie wollte diesem Mädchen nicht begegnen und trotzdem konnte sie sie nicht einfach so zurücklassen.
    Wer war sie? Warum sah sie ihr so ähnlich?
    Widerwillig ließ Jenna sich von Jeb mitziehen. Ihr Geist war wie betäubt. Erst als sie sah, dass León direkt auf eines der Tore zusteuerte, kam sie wieder zu Sinnen.
    Sie waren in großer Gefahr! Sie mussten weiter, egal, was sie auf der anderen Seite erwartete, egal, ob diese Tore Rettung oder noch größere Gefahr bedeuteten. Nein, sie wollte nicht herausfinden, wer dieses Mädchen war, das in diesem Moment das Seil hinabkletterte.
    Die anderen hatten sich inzwischen vor den Toren aufgebaut und starrten auf das immer hektischer werdende Pulsieren.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Mischa. »Einfach so durchgehen? Ich trau den Dingern nicht.«
    León griff nach Tians

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