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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Rucksack und warf ihn durch den blinkenden Ring. Aber was immer sie erwartet hatten, sie wurden enttäuscht. Es gab keinen Energieblitz, kein Knallen oder sonst etwas, das gezeigt hätte, dass hier unbekannte Kräfte am Werk waren. Ernüchternd simpel plumpste der Rucksack auf der anderen Seite zu Boden.
    »Wie funktionieren die Dinger überhaupt?«, fragte Mischa.
    »Vielleicht reagieren sie nur bei etwas Lebendigem«, wandte Mary ein.
    »Möglich«, sagte León. Er streckte seine rechte Hand aus. Das durchsichtige Energiefeld innerhalb des Tores warf bei seiner Berührung Wellen auf, die zum Rand strebten. Es war, als hätte man einen Stein in einen See geworfen, und ebenso wie der Stein verschwand auch Leóns Hand unter der spiegelnden Oberfläche. Kurz darauf zog er sie zurück und alles war wie vorher. Der Ring pulsierte und das Energiefeld wurde wieder unsichtbar. León hielt seine Hand dicht vor die Augen.
    »Merkwürdig«, murmelte er.
    »Was?«, fragte Mary.
    »Es war ein komisches Gefühl, die Hand da durchzustecken, aber noch komischer war die Tatsache, dass es auf der anderen Seite kalt war. Fass mal meine Hand an«, forderte er Mary auf.
    Mary berührte seine Finger. »Tatsächlich. Eiskalt. Wie kann das sein?«
    Niemand hatte eine Antwort.
    »Und jetzt?«, fragte Jenna in die ratlose Gruppe.
    León sah sie an. »Das, was uns aufgetragen ist. Wir gehen durch die Tore.«
    In einer einzigen schnellen und fließenden Bewegung drehte er sich um, sprang in das Portal…
    …und war verschwunden. Ebenso das Tor, das er durchschritten hatte.
    Wie die anderen starrte Jenna verblüfft auf die Stelle, an der eben noch das Portal gestanden hatte. Nun begannen die restlichen fünf Tore, unruhig zu flackern. Die Zeit wurde knapp. Jenna trat vor eines der Tore. Mischa, Jeb, Kathy und Mary ebenfalls.
    Jenna holte tief Luft, dann schloss sie die Augen und machte einen großen Schritt…
    … in eine andere Welt.

2. Buch

32.
    Als Mary die Augen aufschlug, hatte sich alles um sie herum verwandelt. Gerade eben noch stand sie in einer heißen Landschaft, die von sanften Tönen wie Gelb, Braun, Grau und Ocker bestimmt war, nun herrschten Weiß, Grau und Schwarz.
    Und es war kalt.
    Bitterkalt.
    Ein eisiger Wind trieb Schneeflocken heran, die sich auf ihre Haare legten und in ihrem Gesicht schmolzen.
    Es roch nach Asche und Tod.
    Marys Puls begann zu rasen. Sie konnte kaum drei Meter weit sehen, so dicht war das Schneetreiben. Ihr Körper zitterte vor Kälte und ihre Hände fühlten sich steif an, obwohl sie erst seit wenigen Minuten hier stand. Sie drehte sich nach dem Tor um, aber es war verschwunden.
    Mary machte einen Schritt vorwärts und stolperte beinahe. Vor ihren Füßen stand ein Rucksack, der dem ähnelte, den sie auf ihrem Rücken trug, nur dass er praller gefüllt war. Sie zog ihn zu sich heran und hob ihn hoch. Ja, er war schwer. Sofort schoss Mary der Gedanke an Essen durch den Kopf. Schließlich hatte sie in den letzten Tagen nur an einem alten Stück Trockenfleisch herumgekaut und nun brannte ihr Magen vor Gier auf Nahrung.
    Wo waren bloß die anderen?
    Jeb, Mischa, Jenna, León – ja, selbst über Kathy hätte sie sich in diesem Moment gefreut. Selbst als sie sich mehrmals um die eigene Achse gedreht hatte, entdeckte sie keinen von ihnen.
    Sie rief ihre Namen. Immer lauter schrie Mary sie in das wirbelnde Weiß hinaus, aber es kam keine Antwort. Was sollte sie jetzt tun?
    Die anderen suchen? Welche Richtung sollte sie einschlagen?
    Nein, es war besser, an Ort und Stelle zu bleiben und darauf zu hoffen, dass sie von ihnen gefunden wurde. So war es schließlich auch in der Steppe gewesen.
    Es war bitterkalt. Sie musste unbedingt Schutz finden. Die Augen gegen den schneidenden Wind zusammengekniffen, schaute sich Mary um und entdeckte einen großen unförmigen Schatten, der sich aus dem Weiß herauskristallisierte. Ein Haus. Mauern aus Stein. Sie jauchzte auf und warf sich den zweiten Rucksack über die Schulter, bevor sie durch den Schnee darauf zustapfte.
    Das Gebäude wurde immer größer, bis Mary erkennen konnte, dass es bis weit in den wolkenbehangenen Himmel reichte. An der Fassade war ein Schild mit Buchstaben über dem Eingang angebracht. P O T S D A M E R P L A T Z A R K A D E N. Der Eingang bestand aus einer durchsichtigen Front mit einer zersplitterten Tür, die Mary neugierig befühlte. Das Material war klar wie Wasser, aber so hart wie Stein.
    Glas – sie erinnerte sich an den Begriff dafür.

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