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Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition)

Titel: Das Labyrinth erwacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Augen…
    »Ja?« Vertrauensvoll blickte Jenna zu ihm hoch.
    Wie gerne würde er sie in den Arm nehmen, ihre Sorgen vertreiben, den Moment vergessen und sie einfach nur küssen.
    »Bitte beeil dich.«
    Er ging mit Jenna zum Abgrund. Das Seil zitterte leicht im Wind, machte aber einen soliden Eindruck. Trotzdem, wer den Halt verlor, stürzte in die Tiefe. In den sicheren Tod. Das war ihnen allen klar.
    Mit den unheimlichen Schreien im Ohr und dem Hagel auf ihren Körper, half Jeb ihr, sich in Position zu bringen. Schließlich kletterte sie los. Mit ihrem Gewicht daran hing das Seil nun ein wenig durch, aber zum Glück hatte Mischa ganze Arbeit geleistet. Jenna erreichte mit eingezogenem Kopf, aber ohne Zwischenfall die andere Seite.
    Mischa griff nach Jennas Hand und zog sie auf die Füße. Er brachte nur ein leichtes Lächeln zustande.
    »Danke«, sagte Jenna. »Du warst einfach großartig!«
    Unermüdlich prasselte das Eis auf sie herunter. Aber plötzlich überkam Mischa ein Glücksgefühl. Eine wohltuende Wärme breitete sich in seinem Oberkörper aus und er konnte nicht anders, als Jenna anzustrahlen. »Ich hab’s geschafft! Verdammt, ich hab’s echt geschafft!«
    Mischa konnte nicht fassen, dass sie tatsächlich weiterziehen konnten. Alle Strapazen waren plötzlich vergessen, bis ein düsterer Gedanke seine ausgelassene Stimmung trübte. Die Auslosung… die Auslosung stand ihnen noch bevor. Was, wenn er kein Tor abbekäme? Er atmete tief durch, versuchte, die aufkommende Verzweiflung zu verdrängen. Er beobachtete Jeb, der sich scheinbar mühelos am Seil entlangzog.
    Kurz darauf stand auch er wohlbehalten neben ihm und Jenna. »Danke, dass du uns nicht im Stich gelassen hast, Mann.« Als Jeb ihm auf die Schulter klopfte, musste er unwillkürlich das Gesicht verziehen.
    »Was ist mit dir?«, fragte Jeb. »Bist du verletzt?«
    »Ihr habt mich zu schnell abgelassen. War ein etwas harter Aufprall. Hoffentlich sind die Rippen nur geprellt und nicht gebrochen.« Er hob die Schultern und wieder durchzuckte ein atemraubender Schmerz seinen Körper.
    »Oh… Entschuldigung, das tut mir leid. Wir dachten, du steckst in Schwierigkeiten und wolltest schneller in die Schlucht runter.«
    »Ja, stimmt schon. Ich wurde von einer Krähe attackiert, die hätte mich fast zum Abstürzen gebracht. Aber vorbei ist vorbei. Hauptsache wir kommen jetzt alle über die Schlucht.«
    Sie drehten sich wie auf Kommando um. Mary hing inzwischen am Seil und kam nur mühsam voran. Immer wieder hielt sie erschöpft an oder versuchte, einzelnen Hagelkörnern auszuweichen, und brachte damit das Seil bedenklich zum Schwanken.
    León auf der anderen Seite brüllte etwas, aber es blieb unverständlich, da der Wind und der rauschende Eisregen seine Worte davontrugen.
    Jeb und Mischa traten an die Abbruchkante heran. Mary war einfach auf halber Länge stehen geblieben.
    »Verdammt, die Zeit wird knapp und da drüben sind noch immer drei Leute von uns. Mary muss weiterklettern. Und zwar sofort.« Mischa war alarmiert.
    »Mary!«, rief Jeb.
    »Was?«, kam es kläglich zurück.
    »Zieh dich vorwärts. Los, mach schon! Du musst dich beeilen.«
    »Ich kann nicht mehr.«
    »Klar kannst du. Auf geht’s, eine Hand nach der anderen. Mach die Augen zu. Die anderen warten.«
    »Ich hasse dich und ich hasse dieses Scheißseil und diese Scheißschlucht. Eigentlich hasse ich alles in dieser Scheißwelt.«
    Mischa konnte ein Lachen kaum unterdrücken. Auch Jenna neben ihm lächelte. Wer so fluchen konnte, hatte eindeutig noch genug Kraft.
    Aufmerksam beobachteten sie, wie Mary eine Hand am Seil entlangschob und sich ein Stück vorwärtszerrte. Die nächste Hand folgte. Zwar war Mary immer noch erschreckend langsam, aber sie schien einen Rhythmus gefunden zu haben. Zehn unendlich lange Minuten später stand sie ebenfalls auf der anderen Seite. Nachdem Jeb sie hochgezogen hatte, ließ sie sich sofort zu Boden sinken.
    »Leckt mich alle am Arsch«, schimpfte sie und verbarg ihren Kopf vor dem Hagel in ihren Armen.
    Nur wenig später hatte auch Kathy die Überquerung der Schlucht geschafft. Als Jeb ihr eine Hand anbot, um sie hochzuziehen, schüttelte sie verächtlich den Kopf. León folgte ebenso rasch. Als er neben die anderen trat, blickten alle erwartungsvoll zu Tian hinüber, der sich nicht rührte und nur regungslos das Seil anglotzte.
    »Was ist mit ihm los?«, fragte Jeb in die Runde. »Warum klettert er nicht?«
    Keiner antwortete. Zwei Minuten später hatte

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