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Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition)

Titel: Das Labyrinth von Ragusa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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regnete es nicht.
    Die Kinder befanden sich zum Unterricht bei Lauras Base, wie fast jeden Tag. Morgens hatten wir in der benachbarten Papiermühle gearbeitet und uns am frühen Nachmittag mit einem kargen Mahl im Innenhof des Hauses niedergelassen. Aber es war zu kühl für lange Seßhaftigkeit. Laura schlug vor, ein wenig zu fechten, um uns aufzuwärmen. Wir taten dies und füllten den Innenhof mit Geklirr und Gelächter, als Lorenzo Bellini auftauchte.
    »Wie ich sehe«, sagte er, »hast du nicht nur dich, sondern auch die Herrin des Hauses gewappnet. Alles gegen mich?«
    »Wundert dich das? Seit deinem letzten Besuch ...«
    Bellini wandte sich an Laura. »Fürstin, hat er dir gesagt, was ich will?«
    »Er hat.« Laura ging zu dem kleinen Tisch, auf dem die Scheiden lagen, nahm den Kork von der Spitze des Degens und verstaute die Waffe. »Laßt uns ins Haus gehen«, sagte sie. »Wenn man sich nicht bewegt, ist es zu kalt hier draußen.«
    Wir begaben uns in den großen Wohnraum. Ich fachte das Feuer an, während Laura in der Küche heißen Würzwein bereitete.
    Wieder fragte Bellini mich, ob nicht der Aufenthalt in den sicheren Landen der Serenissima eine Gegenleistung wert sei, und wieder sagte ich ihm, diese hätte ich bereits erbracht und erbrächte sie durch Arbeit und Beschäftigung anderer und das Entrichten von Abgaben immer neu.
    »Du magst also nicht zu einer kleinen Unternehmung aufbrechen?«
    »Ich mag nicht.«
    »Er mag nicht«, sagte Laura. »Und ich mag ihn um so lieber, je weniger er in den Krieg zieht.«
    »Ach was, Krieg.« Bellini runzelte die Stirn. »Der Krieg wird woanders stattfinden. Er soll nicht kämpfen, nur ein paar Fragen stellen und Antworten beschaffen.«
    »Ihr habt doch genug andere reisende Spione – wozu brauchst du da mich?«
    Er stellte seinen Becher ab und starrte mich an. »Die Nachrichten, auf die wir angewiesen sind ...«
    »Warum sind wir auf sie angewiesen?« sagte Laura.
    »Wir müssen wissen, was der Sultan unternehmen wird. Ausnahmsweise lassen der Papst und der Kaiser uns an ihren Ratschlüssen teilhaben, aber ohne Kenntnis dessen, was der Feind beabsichtigt?« Er hob die Schultern.
    »Lorenzo«, sagte ich, »du bist ein schlechter Lügner.«
    »Wann hätte ich je gelogen?« Er grinste. »Ich erzähle jeden Tag hundert verschiedene Wahrheiten.«
    »Willst du heute noch zurück in die Stadt?« Laura blickte zum Fenster. »Bald wird es dunkel.«
    »Wenn ihr ein hartes Lager und altes Brot hättet ...«
    Die Kinder kamen heim. Beim Essen redeten wir über andere Dinge; danach brachte Laura die Kinder ins Bett.
    »Also, all eure Kundschafter sind verstummt?« sagte ich, als Bellini und ich allein waren.
    Er nickte.
    »Seit unserem vorigen Gespräch nichts?«
    »Überhaupt nichts.«
    »Das klingt wie dauerhaftes Schweigen.«
    »Wie klingt dauerhaftes Schweigen?«
    »Wie mangelnde Beweglichkeit einer abgeschnittenen Zunge. Die Gebärden abgehackter Hände.«
    »Das mag so sein.«
    »Und in eine Gegend, in der Hände und Zungen verschwinden, willst du mich schicken?«
    Er starrte auf seine Finger, dann in den Becher, dann hob er den Blick. »Es gibt da noch etwas. Neben den offensichtlichen Gründen.«
    »Offensichtliche Gründe? Welche sind das? Ihr braucht Kenntnisse, und ich bin kein Venezianer, also nicht sofort gefährdet. Noch etwas?«
    »Du hast einige Gefechte überlebt, aus denen die meisten anderen nicht zurückgekommen wären.«
    Ich lachte, nicht besonders fröhlich. »Deshalb glaubst du, ich könnte auch da überleben, wo eure anderen Kundschafter gestorben sind?«
    »Wenn sie gestorben sind. Was wir nicht wissen.«
    »Ich weiß die Wertschätzung zu würdigen. Aber du hast gesagt, es gäbe da noch etwas.«
    Er nickte. Ohne mich anzusehen, sagte er: »Unter den letzten Nachrichten, die wir aus Konstantinopel noch bekommen haben, war der Name eines Mannes, den der Sultan zum Amselfeld schicken will. Ein kluger Mann, der das Hinterland ordnen und die Versorgung der Kämpfer sichern soll.«
    Eine kalte Hand tastete nach meinem Herzen. »Welcher Name?« sagte ich schwach, aber ich ahnte die Antwort schon.
    »Kassem ben Abdullah.«
    Als Laura wieder zu uns kam, saßen wir schweigend da. Ich glaube, Bellini verzichtete auf jede Form spöttischen oder triumphierenden Gesichtsausdrucks; ich weiß, mein Gesicht war leer. Laura blickte mich an, dann Lorenzo, dann wieder mich; sie ließ sich auf einen Stuhl sinken, hob die Hände vor die Augen und sagte dumpf: »O

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