Das Labyrinth
Suzuki um sich selbst und schleuderte seinen Helm aus den Flammen. Als Arkadi den Wagen beschleunigte, betätigte Minin den Abzug. Die Stetschkin feuerte nicht. Minin erinnerte sich, daß die Waffe gesichert war, und versuchte, sie zu entsichern, aber Arkadi hob die Nagant und zielte auf ihn.
»Raus hier.« Er verlangsamte auf fünfzehn Stundenkilometer, schnell genug, um Minin die Beine unter dem Leib wegzureißen, wenn er landete.
Arkadi beugte sich zur Seite, öffnete die Beifahrertür und gab Minin einen Stoß. Minin sprang beherzt hinter der aufschwingenden Tür her und klammerte sich von außen an ihr fest. Er zerschlug die Scheibe mit seiner Stetschkin, fand mit seinem Ellbogen Halt und zielte. Arkadi trat auf die Bremse. Minins Schüsse ließen die Scheibe hinter Arkadi bersten. Die Tür schwang zurück, und Minins Hut flog davon. Das Motorrad brannte weit hinter ihnen. Vor ihnen tauchten die Warnlampen der Ringstraßen-Überführung auf. Arkadi stieß die Tür mit dem rechten Fuß erneut auf, während er mit dem linken Gas gab. Minins Gewicht und der Luftwiderstand drückten die Tür wieder zu. Minin begann zu feuern, zerschoß das Rück- und die Seitenfenster, während Arkadi den Wagen auf den Seitenstreifen lenkte und einen Pfeiler der Überführung schrammte.
Die Dunkelheit unter der Brücke war erstaunlich ruhig. Als der Schiguli auf der anderen Seite wieder zum Vorschein kam, hing die Beifahrertür wie ein zerbrochener Flügel in den Scharnieren, und Minin war nicht mehr zu sehen.
Arkadi hatte keinen Führer mehr, aber er wußte jetzt, daß er an einen Ort zurückkehren würde, den er kannte. Er wischte die Glassplitter von der Tasche. Luft zog durch die offene Tür und die zerborstenen Scheiben.
Russische Wagen werden so entwickelt, daß sie immer weniger Extras benötigen, dachte Arkadi.
Sein Schiguli war das neueste Modell.
Als Arkadi das erste Mal durch das Dorf gekommen war, hatten Frauen an der Straße Blumen verkauft. Heute abend taten sie es nicht. Das Dorf schien verlassen, die Fenster waren dunkel, als versuchten selbst die Häuser, sich zu verstecken. Sonnenblumen nickten im Regen. Eine Kuh, durch die Scheinwerfer aufgeschreckt, rannte aus einem Garten.
Auf der Straße hatte sich Regenwasser in den Fahrrillen gesammelt. Panzer hatten die Erde in Matsch verwandelt, und wo sie zu zweit nebeneinander gefahren waren, hatten sie Zäune und Obstbäume überrollt. Der Schiguli war ein Wagen mit Vorderradantrieb, und als Arkadi in den zweiten Gang zurückschaltete, hatte er das Gefühl, ein Motorboot zu lenken.
Die Felder am anderen Ende des Dorfes waren flacher, und die Straße verlief gerader, dennoch war sie jetzt schwieriger zu befahren. Einen halben Kilometer weiter waren die Bankette auf der rechten Straßenseite von Fahrspuren durchfurcht, die aus dem Feld kamen. Die aufgeworfene Erde zeugte davon, wie sich die Panzer auf die Fahrbahn manövriert und eine Kette gestoppt hatten, um mit der anderen die Richtung zu ändern. Es muß wie eine Militärparade ausgesehen haben, dachte Arkadi, abgesehen davon, daß die Panzer aus einem Kartoffelfeld gekommen waren und wohl kaum Zuschauer gehabt hatten.
Der Rest des Weges wies keine Unebenheiten mehr auf, so daß Arkadi das Abblendlicht einschalten konnte. Felder erstreckten sich zu beiden Seiten in Streifen von Grau und Schwarz, und im Regen sah die Straße aus wie ein Damm zwischen zwei Wasserflächen.
Diesmal gab es kein Feuer, das ihn leitete, und als er zwischen den Pferchen in den Hof des Lenin-PfadKollektivs einbog, sah er die rostenden Traktoren und Mähdrescher, die immer noch wie Theaterrequisiten auf ihre Bestimmung zu warten schienen, die Garage, in der er General Penjagins Wagen gefunden hatte, das Schlachthaus und den Schuppen mit den aufgestapelten Kartons. Die Kalkgrube in der Mitte des Hofes, in der er Jaak und Penjagin entdeckt hatte, war vom Regen angeschwollen.
Arkadi stieg aus, steckte seinen Revolver unter der Jacke in den Gürtel und hielt die Segeltuchtasche in Brusthöhe. Bei jedem Schritt drang eine milchige Mischung aus Regenwasser und Kalk in seine Schuhe.
Am anderen Ende des Hofes, hinter der Scheune und dem Schuppen, leuchteten Scheinwerfer. Als er näher kam, sah er, daß der Wagen ein Mercedes war und daß die Scheinwerfer auf eine Gestalt gerichtet waren, die aus einem der Befehlsbunker stieg - demjenigen, der bei seinem letzten Besuch noch verschlossen gewesen war. Borja schwankte unter dem Gewicht
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