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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Gesicht zu einem Grinsen verzogen. Er ließ Arkadi in die Wohnung und schloß die Tür, bevor er eine Stetschkin hinter dem Rücken hervorholte. Die Stetschkin war eine Maschinenpistole wie die Skorpion, aber nicht so häßlich. Tatsächlich war sie der am besten aussehende Teil Minins.
    Das Kabinett hinter Arkadis Rücken öffnete sich, und Kim trat hervor. Sein Gesicht war flach wie ein Pfannkuchen, und er hielt eine Malysch in der Hand - dieselbe Waffe, die er getragen hatte, um einst Rudi zu beschützen. Er mußte sie unter seiner Lederjacke versteckt gehalten haben. Arkadi war durchaus beeindruckt. Es war, als werde er von einer Artillerieeinheit in Empfang genommen.
    »Geben Sie mir die Tasche«, sagte Minin. »Nein.«
    »Geben Sie sie mir, oder ich schieße.«
    Arkadi hielt die Tasche schützend vor seine Brust. »Das Bild ist Millionen von Dollar wert. Sie wollen es doch nicht durchlöchern. Es ist empfindlich. Ich brauche nur draufzufallen, und es ist hin. Wie wollen Sie das dem Oberstaatsanwalt erklären? Und noch eins: Ich will ja nicht Ihre Autorität untergraben, Minin, aber ich kann mir wirklich nichts Dümmeres vorstellen, als einen Mann zwischen zwei automatische Waffen zu plazieren.« Er fragte Kim: »Sie etwa?«
    Kim trat einen Schritt zur Seite.
    »Ich warne Sie zum letztenmal«, sagte Minin.
    Arkadi preßte die Tasche noch fester gegen die Brust und öffnete den Kühlschrank. So etwas wie Moos hatte sich am Verschluß der Kefir-Flasche angesetzt. Er schloß die Tür, als der Geruch ihm in die Nase stieg.
    »Ich bin neugierig, Minin. Wieso glauben Sie eigentlich, daß Sie mit diesem Bild der Partei helfen können?«
    »Das Bild gehört der Partei.«
    »Der gehört vieles. Wollen Sie jetzt abdrücken, oder nicht?«
    Minin ließ die Waffe sinken. »Es spielt keine Rolle, ob ich Sie erschieße. Sie sind ohnehin längst ein toter Mann.«
    »Sie arbeiten mit Kim zusammen. Ist die Vorstellung nicht etwas beängstigend für Sie, mit einem mordgierigen Irren durch die Gegend zu fahren?« Als Minin nicht antwortete, wandte Arkadi sich an Kim. »Und ist es Ihnen nicht unangenehm, mit einem Bullen gemeinsame Sache zu machen?« Kim lächelte, aber Minin kochte vor Wut. »Ich habe mich schon immer gefragt, Minin, was Sie eigentlich gegen mich haben.«
    »Es ist Ihr Zynismus.«
    »Mein Zynismus?«
    »Wie Sie über die Partei denken.«
    »Nun ja.« Minin hatte nicht ganz unrecht.
    »Chefinspektor Renko, General Renkos Sohn. Ich hatte gedacht, Sie müßten ein Held sein. Daß es eine großartige Erfahrung für mich sein müßte, Schulter an Schulter mit Ihnen zusammenzuarbeiten, bis mir klar wurde, wie korrupt Sie sind.«
    »Wieso?«
    »Wir hatten die Aufgabe, gegen Kriminelle zu ermitteln, aber Sie haben die Ermittlungen gezielt so geführt, daß sie der Partei schadeten.«
    »Es hat sich nun einmal so ergeben.«
    »Ich habe versucht herauszufinden, ob Sie Geld von der Mafia nehmen.«
    »Das habe ich nicht.«
    »Nein. Sie sind so korrupt, daß Sie sich nichts aus Geld machen.«
    »Das hat sich geändert«, sagte Arkadi. »Jetzt will ich Geld sehen. Rufen Sie Albow an.«
    »Wer ist Albow?«
    »Sonst verschwinde ich mit dem Bild, und Sie haben fünf Millionen Dollar verloren.«
    Als Minin nicht reagierte, zuckte Arkadi mit den Schultern und wandte sich zur Tür.
    »Warten Sie«, sagte Minin. Er ging zum Wandtelefon in der Diele, wählte und zog den Hörer bis zurück ins Wohnzimmer. Arkadi musterte die Bücher im Regal und zog Macbeth hervor. Die Pistole, die hinter dem Buch hätte liegen müssen, war weg.
    Minin lächelte selbstgefällig. »Ich war hier, als Sie in Deutschland waren. Ich habe alles durchsucht.« Jemand hatte sich am anderen Ende der Leitung gemeldet. Minin erläuterte die Lage und sprach von Arkadis mangelnder Kooperationsbereitschaft. Er blickte auf. »Zeigen Sie mir das Bild.«
    Arkadi zog das Bild aus der Tasche und entfernte einen Teil der Plastikumhüllung.
    »Das muß ein Irrtum sein«, sagte Minin in den Hörer. »Es ist gar kein Bild, nur eine Leinwand. Rot angestrichen.« Er runzelte die Stirn. »Das ist es? Sind Sie sicher?« Er reichte Arkadi den Hörer. Arkadi nahm ihn, nachdem er das Bild wieder in die Tasche geschoben hatte.
    »Arkadi?«
    »Max«, sagte Arkadi, als hätten sie sich seit Jahren nicht gesprochen.
    »Ich freue mich, Ihre Stimme zu hören. Schön, daß Sie das Bild mitgebracht haben. Wir haben mit Rita gesprochen. Sie war stocksauer und dachte, Sie wollten sie der

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