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Das Labyrinth

Das Labyrinth

Titel: Das Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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irgendwo verrotten würden, denen wäre das gleichgültig. Aber denken Sie daran: Die größte Mafia ist immer noch die Partei. Vergessen Sie das nicht.«
    Arkadi öffnete den Sender und klopfte die Batterien heraus. Durch das Fenster sah er, daß die Leute in der Schlange langsam unruhig wurden, aber Rudi schien keine Eile zu haben. Nach seiner anfänglichen Nervosität befand er sich jetzt in ausgeglichener, ja heiterer Stimmung.
    Die Schwierigkeit lag darin, daß der Sender aus Militärbeständen stammte und nicht sehr zuverlässig war. Arkadi drehte an den Verbindungsbuchsen. »Sie haben keine Angst?«
    »Ich bin in Ihrer Hand.«
    »Sie sind nur in meiner Hand, weil wir genügend Beweismaterial haben, um Sie in ein Lager zu stecken.«
    »Zufällig zusammengetragene Beweise für gewaltlose Unternehmungen. Nebenbei gesagt, andere Leute sprechen da von Geschäften und nicht von Verbrechen. Der wirkliche Unterschied zwischen einem Verbrecher und einem Geschäftsmann liegt darin, daß der Geschäftsmann Phantasie hat.«
    Rudi warf einen Blick auf den Rücksitz. »Ich hab hier genügend Technik für eine Raumstation. Das einzige in diesem Wagen, das nicht funktioniert, ist Ihr Sender.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Arkadi drückte die Kontaktklammern hoch und schob die Batterien vorsichtig zurück an ihren Platz.
    »Da war eine Frau in Ihrem Wagen. Wer ist sie?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Sie hatte etwas für mich.«
    »Was?«
    »Einen Traum. Große Pläne.«
    »Die mit Habgier zu tun haben?«
    Rudi ließ ein bescheidenes Lächeln auf seinem Gesicht aufleuchten. »Das hoffe ich doch. Wer möchte schon einem armen Traum nachlaufen? Jedenfalls ist sie eine Freundin.«
    »Sie scheinen keine Feinde zu haben.«
    »Abgesehen von den Tschetschenen, nein, ich glaube nicht.«
    »Bankiers können sich keine Feinde erlauben, was?«
    »Arkadi, wir zwei sind nun mal verschieden. Sie wollen Gerechtigkeit. Kein Wunder, daß Sie Feinde haben. Ich verfolge kleinere Ziele wie Profit und Vergnügen, genau wie fast alle vernünftigen Leute auf dieser Welt. Wer von uns hilft den anderen mehr?«
    Arkadi schlug auf den Sender.
    »Ich liebe es zuzuschauen, wenn Russen etwas reparieren.«
    »Sie studieren die Russen?«
    »Das muß ich, schließlich bin ich Jude.«
    Die Spulen begannen sich zu drehen.
    »Er funktioniert«, verkündete Arkadi.
    »Was soll ich sagen? Da bin ich wohl wieder mal baff.«
    Arkadi legte Sender und Recorder zurück unter die Banknoten.
    »Seien Sie vorsichtig«, sagte Arkadi. »Wenn es Schwierigkeiten gibt, melden Sie sich.«
    »Kim sorgt dafür, daß ich keine Schwierigkeiten bekomme.« Und als Arkadi die Wagentür öffnete, um auszusteigen, fügte Rudi noch hinzu: »Sie sind es, der vorsichtig sein sollte. An so einem Ort.«
    Die Menschen, die draußen anstanden, drängten sich vor, aber Kim schob sie mit schnellen Bewegungen zurück. Als Arkadi an ihm vorbeiging, starrte Kim ihn mit leerem Blick an.
    Jaak hatte sich ein Kurzwellenradio gekauft, das ihm wie ein Reiseutensil zukünftiger Raumzeitalter am Handgelenk hing. Jetzt wollte er seine Erwerbung im Schiguli verstauen.
    Auf dem Weg zum Auto fragte Arkadi: »Was bekommst du damit rein? Kurzwelle, Langwelle, Mittelwelle? Ein deutsches Fabrikat?«
    »Alle Wellen.« Jaak wand sich unter Arkadis Blick. »Japanisch.«
    »Gab’s auch Sender zu kaufen?«
    Sie kamen an einem Krankenwagen vorbei, aus dem Ampullen mit Morphinlösung und Einwegspritzen in sterilen amerikanischen Zellophanverpackungen angeboten wurden. Ein Motorradfahrer aus Leningrad verkaufte LSD, das er in seinem Beiwagen verstaut hielt. Die Leningrader Universität stand im Ruf, die besten Chemiker zu haben. Jemand, den Arkadi vor zehn Jahren als Taschendieb kennengelernt hatte, nahm Aufträge für Computer entgegen, zumindest waren es russische. Reifen rollten aus einem Bus direkt zu den Kunden. Damenschuhe und -sandalen waren auf einem eleganten Schal ausgestellt. Schuhe und Reifen befanden sich auf dem Marsch, wenn nicht ins Tageslicht, so ins Zwielicht.
    Hinter ihnen in der Mitte des Marktes blitzte weißes Licht auf. Glas splitterte. Vielleicht das Blitzlicht einer Kamera oder eine zerbrochene Flasche, dachte Arkadi, trotzdem kehrten Jaak und er um und gingen in Richtung des Geschehens. Ein zweiter Blitz zerriß das Dunkel und erleuchtete schlagartig die entsetzten Gesichter der Umstehenden. Dann verblaßte das grelle Weiß zu einem alltäglichen Rot, dem Orangerot des

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