Das Laecheln Deines Moerders
Taschenlampe und ein Funkgerät aushändigte. Anschließend zeigte er auf den Waldrand.
Steven schloss die Augen und sog bebend die Luft ein. Dann atmete er noch einmal ein und war sicher zu halluzinieren. Ihr Parfum. So real, als würde sie neben ihm sitzen.
»Steven.«
Seine Lider flogen auf. Sie saß neben ihm. Mit einem konservativen Kostüm bekleidet, das Haar offen. Augenblicklich sah er vor seinem inneren Auge, wie er sie vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden verlassen hatte. Die Hitze, die Lust, das Verlangen, das noch immer nicht verloschen war, wurde nun wieder neu entfacht. Sein Körper reagierte prompt und heftig. Seine Hände umklammerten das Steuer noch fester, damit er nicht in Versuchung kam, sie zu packen und auf seinen Schoß zu ziehen.
»Was machst du denn hier?«, fragte er vorsichtig.
Sie blinzelte mit ihren erstaunlichen Augen, befeuchtete ihre Lippen, schob sich eine Strähne hinters Ohr. »Um ehrlich zu sein, weiß ich das auch nicht genau. Aber deine Tante und dein Priester scheinen zu glauben, dass ich einen Einfluss auf deine Vernunft habe, die ihrer Meinung momentan ein wenig zu wünschen übrig lässt.«
Seine Tante. Er hätte es wissen müssen.
Sein Priester. Gegen den Sandra im Moment ermittelte.
Gott. Er konnte sein Leben gerade gar nicht leiden.
Er wandte sich ihr zu und legte einen Arm über das Lenkrad. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, begann er mit ruhiger Stimme, die im krassen Gegensatz zu der Wut stand, die sich in seinem Inneren aufzubauen begann, »aber ich bin zuversichtlich, dass du mich einweihen wirst.«
Jenna seufzte. »Steven, wann hast du zum ersten Mal eine Leiche gesehen? Während deiner Ausbildung, richtig?«
Jetzt war er an der Reihe zu blinzeln. Das war nicht die Frage, die er erwartet hatte. »Am zweiten Tag. Ein Selbstmord. Gewehr im Mund.«
Sie schauderte. »Und du kannst dieses Bild noch immer sehen, oder?«
Das konnte er – so deutlich, als hätte er den Toten nun vor Augen. Er konnte ihn sehen, riechen und sogar schmecken. Den Tod. Den entsetzlichen Anblick, Gestank, Geschmack des Todes. Noch Wochen danach war er schweißgebadet aufgewacht.
»Wie du deinen Sohn erziehst, geht natürlich niemanden etwas an«, sagte sie leise und legte ihm behutsam eine Hand auf den Arm. »Aber was wird geschehen, wenn Brad tatsächlich über die Leiche stolpert? Das erste Mädchen ist erstochen worden, oder?«
Steven nickte, während ihm die Idiotie dieser Disziplinarmaßnahme zu dämmern begann. »Es wurde mehrfach auf sie eingestochen. Ziemlich wüst.«
Jenna schluckte. »Und ihr geht davon aus, dass es sich mit diesem Mädchen ebenso verhält?«
»Ja.«
»Möchtest du denn, dass dein Sohn für den Rest des Lebens ein solches Bild im Kopf sieht?«
Steven sah zur Seite. Verdammt – sie hatte Recht. Er hatte einen Fehler begangen. Er hasste es, wenn ihn jemand mit der Nase auf einen Fehler stieß.
»Ich gehe jetzt wieder«, murmelte sie. »Soll ich Brad mitnehmen?«
Er nickte knapp und sah zu, wie sie anmutig aus dem Wagen ausstieg und Mike zunickte, der ein Stück entfernt gewartet hatte. Sie zögerte, beugte sich dann noch einmal herab und schaute in den Wagen. Die Deckenbeleuchtung ließ ihr Gesicht im Schatten, aber er sah dennoch die Sorge in ihrem Blick. »Es tut mir Leid, Steven.«
Vor ein paar Tagen noch hatte er ihr Mitgefühl zu schätzen gewusst. Heute war es eine bittere Pille.
»Geh einfach«, presste er heiser hervor. »Lass mich bitte in Ruhe.«
Als sie weg war, als sie mit Mike und Brad in den Wagen gestiegen war, mühte er sich aus dem Volvo und ging auf Harry zu, der der Szene schweigend zugesehen hatte. »Also«, sagte Steven und warnte Harry mit einem Blick, sich ja jeden Kommentar zu verkneifen. »Wo stehen wir?«
Harry seufzte. »Da, wo wir auch vorher waren. Wir sind keinen Schritt weiter. Allerdings haben wir einen Reporter weggescheucht.«
Stevens Nackenhaare stellten sich auf. »Großer Typ? Dunkle Haare, Ende dreißig, Jeansjacke, blaugrüner Dodge Neon?«
Harrys Augen weiteten sich. »Genau.«
»Du hast nicht zufällig das Kennzeichen notiert?«
»Zufällig doch. Ich sage Nancy, dass sie ihn überprüfen soll. Wer ist das?«
»Ich weiß nicht«, sagte Steven. »Aber ich denke, das werden wir früher oder später schon noch erfahren.«
Donnerstag, 6. Oktober, 1.30 Uhr
E s wurde kalt. Er hasste das an den Wintern in dieser Gegend. Es war viel zu kalt. Seine Uhr zeigte, dass es halb zwei war. Sie
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