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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Ablenkung.
    Er hatte in der Bibliothek alle Artikel über die Entführung von Thatchers jüngstem Sohn gelesen. Ob Thatcher Angst hatte, dass es wieder geschah? Neil wusste, dass er selbst so nicht würde leben können. Er würde es nicht ertragen, sich ständig um einen geliebten Menschen sorgen zu müssen. Das wäre
die
Ablenkung schlechthin. Also war es gut, dass Tracey und er keine Kinder hatten. Und auch Thatcher wäre wahrscheinlich ein besserer Cop, wenn er kinderlos wäre.
    In Parkers Fenster oben ging ein Licht an. Das war wahrscheinlich Mrs. Parkers Schlafzimmer. Wie es sich in diesen Schichten gehörte, würde sie ihr eigenes Zimmer haben, ganz wie in Seattle. Er hätte gerne gewusst, ob auch Parker seine Angewohnheiten beibehalten hatte. In Seattle hatte er sich eine Geliebte gehalten, der er eine Wohnung in der Nähe seines Stadtbüros bezahlt hatte.
    Ein weiteres Licht ging an, dann noch eins und noch eins, als die Familie erwachte und sich für den Tag fertig zu machen begann.
    Neil setzte sich etwas bequemer hin. Er würde warten, bis William herauskam, und ihm dann wieder folgen. Früher oder später würde er sich sein neues Opfer suchen. Er musste das Haus verlassen, um sich mit ihr zu treffen. Und dann würde Neil bereit sein.
    Anschließend würde er Thatcher anrufen und ihm genau erklären, wo er seinen Killer finden konnte. Es würde eine Verhaftung geben, die Presse würde jubeln, und alles würde gut werden. Und, wer weiß, vielleicht würde man Thatcher sogar befördern.
    Neil lächelte, ohne Fröhlichkeit zu verspüren. Vielleicht war es beim letzten Mal so geschehen. Vielleicht hatte man Thatcher zu einem Schreibtischjob befördert, damit er jeden Abend um fünf brav zu seinen Kindern und der schwarzhaarigen Frau zurückkehren konnte.
    Damit er die richtige Untersuchung den Jungs überlassen würde, die nicht so abgelenkt waren wie er.
    Neil nippte am Kaffee, der inzwischen vollkommen kalt war. Andererseits, dachte er, während die Lichter im Parterre von Parkers Haus alle gleichzeitig angingen, hätte ihm eine Ablenkung durch eine Frau wie Thatchers wohl auch gefallen. Er zog die Brauen zusammen. Mit dem Fernglas hatte er sie sich gestern genau ansehen können. Sie war eine klassische Schönheit, wirkte aber ein wenig gehetzt. Eine Weile hatte er sie nur beobachtet und sich bezaubern lassen. Und als er später in seinem Hotelzimmer die Augen geschlossen hatte, hatte er ihr Gesicht noch immer gesehen. Es war eine Erleichterung gewesen, ein Trost sogar, denn zum ersten Mal seit langer, langer Zeit hatte er nicht von den vier Teenagern geträumt, die William Parker umgebracht hatte. Stattdessen war sie da gewesen, Thatchers Frau, und obwohl er nun hellwach im Auto saß und das Parker’sche Haus beobachtete, konnte er ihr Gesicht immer noch vor seinem inneren Auge sehen.
    Abrupt setzte sich Neil auf, als die Haustür aufging, sank jedoch einen Moment später zurück. Mrs. Parker trat in einem abgewetzten Hausmantel auf die Veranda, um die Zeitung hereinzuholen. Wenn dieser Tag wie jeder andere war, würde William gleich zu seiner morgendlichen Jogging-Runde aufbrechen.
    Neil stellte den Kaffeebecher beiseite. Er hätte selbst ein bisschen Bewegung gebrauchen können. In dieser Keksdose zu sitzen verursachte ihm Krämpfe im Hintern. Er würde –
    Als ihm grelles Licht ins Gesicht schien, fuhr er vor Schreck zusammen. Jemand klopfte an die Autoscheibe.
    »Sir, bitte steigen Sie aus dem Wagen. Und halten Sie Ihre Hände so, dass wir sie sehen können.«
    Und Neil wusste, noch bevor er sich umdrehte, dass das kein besonders guter Tag werden würde.
    »Mist«, murmelte er.

Donnerstag, 6. Oktober, 7.45 Uhr
    Jenna blieb vor der Klasse stehen. Ihre Hand zitterte auf dem Türgriff. »Ich trau mich gar nicht hineinzusehen.«
    »Dann mach ich es«, sagte Lucas und drückte die Tür auf. »Zumindest baumelt nichts von der Decke.«
    Jenna spähte um ihn herum. »Und keine neuen Sprühparolen«, fügte sie hinzu.
    »Schau an deinem Tisch nach«, schlug Casey vor. »Nicht, dass die Schublade mit einer Sprengfalle verbunden ist.«
    Doch eine gründliche Überprüfung ergab, dass alles noch so war, wie sie es am Tag zuvor verlassen hatten. In der vergangenen Nacht war ausnahmsweise niemand hier gewesen.
    Mit einem erleichterten Seufzer winkte Jenna ihren Schülern, die sich draußen im Korridor versammelt hatten. »Kommt rein, Leute. Lernen wir mal wieder ein wenig Chemie.«
    Sie kamen nacheinander in

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