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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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trotzig geradeaus.
    »Schnall dich ab und steig aus«, sagte Steven.
    »Oder was? Sperrst du mich ein, wenn ich es nicht tue?«
    Steven wandte den Kopf, um das Profil seines Sohnes zu mustern. Der Junge war ihm fremd geworden. Vollkommen fremd. »Muss ich das? Muss ich dich erst einsperren, um zu verhindern, dass du noch mal abhaust?«
    Brad wandte sich ihm zu. In seinen Augen lag Wut. »In vier Monaten werde ich achtzehn.«
    Steven biss die Zähne zusammen. »Ich weiß, wann du Geburtstag hast.«
    Brad blickte weg. »Ja, vermutlich tust du das.«
    »Was soll denn das nun wieder heißen?«, fragte Steven
    scharf.
    Wieder sah sein Sohn ihn an, und diesmal sah Steven auch Verachtung darin. »Nur, dass du es wissen solltest. Ich bin ja auf den Tag genau neun Monate nach deinem Abschlussball geboren worden.«
    Steven spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. »Deine Mutter und ich haben niemals ein Geheimnis aus den … Umständen gemacht, wie … wie du empfangen worden bist. Das konntest du ohne weiteres herausfinden, seit du ins Alter gekommen bist, in dem man addieren und subtrahieren lernt.«
    Brads Lächeln war höhnisch. »Die Umstände, wie ich empfangen worden bin. Das gefällt mir. Klasse Spruch, Dad.« Er blickte aus dem Fenster. »Du bist so ein elender Heuchler.«
    »Hör auf, so mit mir zu reden.« Steven holte tief Luft und zählte bis zehn. Auf Latein. Rückwärts. »Ich weiß nicht, was in letzter Zeit mit dir los ist oder für wen du dich hältst, aber ich sage dir etwas Erstaunliches, Brad: Ich bin dein Vater. Und ich werde auch in den nächsten vier Monaten bis zu deinem heiß ersehnten achtzehnten Geburtstag dein Vater sein. Und ich verlange Respekt aus keinem anderen Grund, als dass ich dein Vater bin!«
    »Ja, klar. Du hast mich auf die Welt gebracht, du kannst mich auch wieder daraus entfernen«, sagte Brad bitter.
    »Ich habe so was noch
nie, nie, nie
zu dir gesagt.« Der hilflose Zorn drohte übermächtig zu werden. »Ich habe in siebzehn Jahren noch nie meine Hand gegen dich erhoben. Obwohl ich zugeben muss, dass der Gedanke daran im Augenblick ziemlich verlockend ist.« Er griff über Brad hinweg, öffnete die Beifahrertür und ließ die kalte Nachtluft herein. »Jetzt hiev deinen Hintern aus dem Wagen, oder ich vergesse mich versehentlich doch noch.«
    »Warum – was soll ich hier? Ins Familiengeschäft einsteigen?«, fragte Brad beißend, und Steven sah rot.
    »Nein, Sohn, ich brauche deine Hilfe nicht. Ich will sie nicht einmal. Aber ich will, dass du dir das da drüben mal ansiehst.« Steven zeigte auf ungefähr zwanzig tanzende Lichter in der Ferne. »Weißt du, was diese Freiwilligen da machen?«
    »Suchen nach ’ner Leiche.«
    »Verdammt, Brad, nein! Sie suchen nicht einfach nach einer Leiche. Sie suchen nach einem
Menschen.
Sie tun etwas für andere. Sie denken nicht an sich. Etwas, was ich bei dir in den letzten Wochen nicht erlebt habe. Weißt du, wen sie suchen? Hat dich das überhaupt schon interessiert?«
    Brads trotzige Haltung fiel in sich zusammen. Steven sah, dass er schlucken musste. »Ein sechzehnjähriges Mädchen.«
    »Genau. Ein Mädchen, dessen Eltern es geliebt haben. Das aus irgendeinem Grund, den wir vielleicht nie erfahren, nachts ihr Zuhause verlassen hat. Was hat sie gewollt? Vielleicht ein Abenteuer, ich weiß es nicht. Aber jetzt suchen wir mit Hunden nach ihr. Weißt du, was das heißt?«
    Brad schluckte wieder. »Dass sie wahrscheinlich tot ist.«
    Steven nickte, der Kloß in seiner Kehle war so groß, dass er schmerzte. »Du kriegst also eine Chance, mein Sohn. Ich habe es satt, dir zuzusehen, wie du dich gehen lässt. Ich habe es satt, dass du nur rumhängst und rumgammelst und dir selbst Leid tust. Aber am meisten habe ich es satt, was du der Familie antust.«
    Brad ballte die Fäuste. »Was
ich
der Familie antue?«, fragte er leise, dann lachte er, und das Geräusch jagte Steven einen eiskalten Schauder über den Rücken. »Du hast vielleicht Nerven, Dad. Ausgerechnet du sagst mir so was.« Er stieg aus dem Wagen. »Ich helfe diesen Typen da, Dad, aber weil ich es will. Nicht weil irgendwas von dem, was du zu sagen hast, bei mir ankommt.«
    Steven umklammerte das Lenkrad und sah seinem ältesten Sohn hinterher. Er war groß und schlank und sah ganz und gar so aus wie vor zwei Monaten. Doch in jeder anderen Hinsicht war er ein Fremder geworden. Brad meldete sich bei Sheriff Rogers, der ihm, nach einem kurzen fragenden Blick zu Steven, eine

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