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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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tatsächlich nichts an, aber aus irgendeinem Grund hatte Steven das Bedürfnis zu sprechen. »Schon okay. Ich bin mir einfach nicht sicher, das ist alles.«
    Rogers sah aus, als ob er diese Information mitsamt dem Nussbrot erst verdauen musste. »Schien mir sehr nett, die Frau.«
    Steven nahm noch einen großen Schluck Kaffee, obwohl er genau wusste, dass er sich erneut verbrühen würde. Vielleicht wollte er sich tatsächlich selbst bestrafen, wie Mike vermutete.
Büßerhemd und Rute.
»Ja, das ist sie. Das ist sie wirklich.«
    Rogers kaute einen Moment nachdenklich. »Nette Frauen, die in einem Wall-Street-Kostüm so gut aussehen, laufen einem nicht alle Tage über den Weg.«
    Sheriff Rogers schien Meister der Untertreibung zu sein. »Nein, das tun sie wohl nicht.«
    Rogers stieß sich vom Wagen ab und strich sich die Brotkrümel von der breiten Brust. »Meine Jungs müssten jeden Moment hier eintrudeln. Ich hole die Funkgeräte.«
    »Danke, Sheriff.« Steven blickt hinauf in den noch dunklen Himmel, an dem bald ein Hubschrauber erscheinen würde, und versuchte, das Bild von Jennas besorgter Miene, Jenna im Wall-Street-Kostüm, Jenna, die ›Kopf hoch, Steven‹ flüsterte, aus seinem Kopf zu vertreiben. Doch er wusste, dass es im Grunde sinnlos war. Jenna Marshall hatte sich in sein Bewusstsein eingenistet und ließ sich daraus auch nicht mehr verdrängen.
    Und sein Herz? Auch dort hatte sie sich eingeschlichen. Er wusste, dass es so war, selbst wenn er es zu leugnen versuchte. Welche Frau würde sich schon darauf einlassen, zwischen ihm und Brad zu vermitteln, wenn sie einen Abend zuvor noch so unmöglich behandelt worden war? Er hatte sie am Dienstagabend ohne ein Wort der Erklärung sitzen lassen. Und sie interessierte sich noch immer für ihn. Steven seufzte tief.
    Das tat er auch.

Donnerstag, 6. Oktober, 6.15 Uhr
    Neil versuchte, in der Enge des Dodge Neon eine bequeme Position zu finden. Was hatte er sich bloß dabei gedacht, als er diese kleine Keksdose gemietet hatte?
    Nun, er hatte sein Budget strecken wollen, das hatte er sich gedacht. Sein Lohn hatte gereicht, als Tracey und er zusammengelegt hatten, aber als Alleinverdiener und mit dem Unterhalt, den er zu zahlen hatte … Er schüttelte den Kopf und griff ohne hinzusehen nach dem Styroporbecher mit Kaffee, der langsam kalt wurde. Diese Unterhaltszahlungen waren wirklich happig.
    Dennoch: Jedes Mal, wenn er an seine Ex-Frau dachte, war es Reue und Bedauern, das er empfand; er konnte beim besten Willen keinen Ärger oder gar Hass aufbringen. Sie war eine gute Frau, die es einfach nicht ertrug, dass ihr Mann besessen davon war, einen Mörder zu fassen. Die es nicht ertrug, dass er nicht mehr schlafen konnte und dass er Albträume hatte, wenn er schließlich doch endlich einschlief. Sie war einfach nicht damit fertig geworden, dass sich der Mann, den sie geheiratet hatte, vor ihren Augen in einen Fremden verwandelte.
    Also war sie gegangen. Im Grunde ganz simpel und verständlich. Er konnte ihr nicht böse sein. Er konnte nicht einmal sagen, dass er sie vermisste, was vielleicht der Grund war, weswegen er keine Wut und keinen Hass empfand. Nur Bedauern.
    Barrow hatte das nie verstanden. Als treuer Freund hatte er gerne ein paar Bemerkungen zu Traceys Loyalität gemacht, aber Neil hatte ihm nicht zustimmen können. Wie immer hatte es damit geendet, dass Barrow ein verächtliches Schnauben ausstieß. »Na ja, wenigstens kannst du froh sein, dass du keine Kinder hast.«
    Dem
konnte Neil zustimmen, und zwar aus ganzem Herzen. Er war immer schon der Meinung gewesen, dass er einen miserablen Vater abgegeben hätte. »Parker-Besessenheit« hatte Tracey es genannt. Und damit konnte man keine Kinder aufziehen. Insofern war es gut, dass er keine hatte. Und er vermisste auch keine. Nicht wirklich.
    Nun ja, manchmal vielleicht. Es hätte ihm sicher Spaß gemacht, seinen Kindern beim Baseball zuzusehen. Oder beim Fußball. Er dachte an den stolzen Blick von Agent Thatcher am Montagabend, als sein Sohn das Tor geschossen hatte. Thatcher war bestimmt ein guter Vater. Ging zu den Spielen seiner Kinder. Feuerte sie an.
    Aber es lenkte ihn auch von seiner Arbeit ab. Neil erinnerte sich an die vergangene Nacht, als er aus seinem Versteck zwischen den Bäumen beobachtet hatte, wie Thatcher weggefahren war, um seinen Sohn zu holen, den er letztendlich wieder in die Obhut der Frau mit den schwarzen Haaren gegeben hatte. Ein anderer Sohn als der vom Montag. Noch eine

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