Das Laecheln Deines Moerders
der Straße zu lassen.
»Mir ist aufgefallen, dass Steven seinen Kindern aus dem Weg geht. Warum, weiß ich allerdings nicht.« Jenna musterte Mikes Profil. Das perfekte Pokerface. »Und Sie werden es mir nicht sagen, obwohl Sie es genau wissen, richtig?«
»Jap.«
Jenna seufzte. »Na gut. Weiter. Steven fährt also nach Hause, aber noch auf dem Weg erhält er einen Anruf von Helen, die ihm sagt, dass Brads Großmutter mütterlicherseits angerufen hat und Brad dort ist.« Sie hielt den dritten Finger hoch.
Mike nickte. »Richtig bis hierhin.«
»Steven wird also sauer – Überraschung! – und denkt sich, er wird seinem ungebärdigen Sohn eine Lektion erteilen, indem er ihn ausgerechnet auf die Suche nach einem vermissten Teenager mitschleppt.« Sie hielt den vierten Finger hoch und sah Father Leone stirnrunzelnd an. »Was denkt der Mann sich?«
»Dass Brad langsam erwachsen werden und auf kindische Wutanfälle verzichten sollte«, erwiderte Mike.
»Na, toll. Zum Teufel mit dieser Art von Erwachsenwerden«, murmelte Jenna, dann biss sie sich auf die Zunge. »Tut mir Leid, Father. Ich glaube nur einfach nicht daran, dass die Suche nach einem Mädchen, das vermutlich irgendwo als Leiche herumliegt, die beste Methode ist, jemanden in einen Zustand der Reife zu versetzen.«
Mike manövrierte den Wagen auf den Highway. »In diesem Punkt sind wir durchaus einer Meinung.«
»Okay, kommen wir zum Ende.« Sie spreizte nun auch den kleinen Finger ab. »Helen wird nervös und ruft Sie an. Sie versucht, auch mich zu erreichen, weil sie anscheinend denkt, ich wüsste einen Zauberspruch, mit dem ich Steven dazu bringen könnte, sich zu benehmen. Und obwohl ich nicht zu Hause bin, findet sie erstaunlicherweise heraus, wo ich sein könnte. Ich möchte wirklich gerne wissen, wie sie das geschafft hat. Und wie sie auf die Idee kommt, ich könnte ihn in irgendeiner Hinsicht beeinflussen.«
»Wen – Steven oder Brad?«
»Sowohl als auch. Beide.«
Father Mike warf ihr einen Blick zu. »Haben Sie für Ihren Doktor auch mehr gelernt als nur zählen?«
Jenna lächelte. »Eine ganze Menge sogar, aber das meiste ist mir in letzter Zeit nicht gerade von großem Nutzen.«
»Ihre Eltern müssen stolz auf Sie sein.«
Jenna zog eine Braue hoch. »Wenn Sie auf diese Art versuchen, mehr über meine Vergangenheit herauszufinden, dann brauchen Sie es nicht so klug anzustellen. Ich erzähle Ihnen, was Sie wissen wollen, und Sie sagen mir, wie Helen mich ausfindig gemacht hat.«
Father Mike grinste. »Das ist nur fair. Wo sind Sie aufgewachsen?«
»Maryland. Vorort von Washington. Untere Mittelklasse. Mein Vater arbeitete für die Regierung.«
»Als was?«
»Weiß nicht.«
Father Mike sah sie überrascht an. »Was soll das heißen, Sie wissen es nicht?«
»Genau das. Dad arbeitete fürs Verteidigungsministerium und unterstand der Schweigepflicht. Ich weiß, in welchem Gebäude er gearbeitet hat, aber das ist alles.«
»Das klingt ganz nach einer interessanten Kindheit.«
Jenna schürzte die Lippen. »Da sagen Sie was.«
»Und Ihre Mutter?«
Jenna überlegte, wie sie antworten sollte. Immerhin war der Mann ein Priester. »Sie unterstand keiner Schweigepflicht«, gab sie schließlich zurück.
»Hm, ich verstehe. Ein Hauch dominant? Fordernd?«
»Ein Hauch«, bestätigte Jenna trocken.
»Sie wurden leistungsorientiert erzogen?«
Jenna musste sich nicht erst erinnern. Sie hörte die Stimme ihrer Mutter so deutlich in ihrem Kopf wie die von Father Mike in diesem Moment. Ihre Mutter hatte immer nur die besten Noten verlangt, und als Jenna sie heranschaffte, ging ihre Mutter davon aus, dass die Kurse und Seminare zu leicht für sie waren. Kritik war der Begleiter ihrer Kindheit. »Auf der High School war ich Jahrgangsbeste, auf der Duke unter den zwei Prozent an der Spitze. Auf der Maryland habe ich
magna cum laude
abgeschlossen und auf der UNC mit Auszeichnung.«
»Und Ihre Mama hat niemals gesagt, dass sie stolz auf Sie war.«
Jenna ärgerte sich, als sich ein Kloß in ihrer Kehle bildete. Sie hatte keine Lust, an ihre Mutter zu denken, und noch weniger, einem entgangenen Lob nachzutrauern. »Nein«, sagte sie knapp.
»Und Sie waren Papas Liebling.«
»Von Kopf bis zu den Riemchensandalen.«
»Die so blank poliert waren, dass Sie sich drin spiegeln konnten.«
Jenna lächelte sehnsüchtig. »Wenn sie nicht schon längst verstorben wäre, würde ich schwören, dass Sie meine Mutter kennen.«
»Ich habe genug Mütter wie
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