Das Laecheln Deines Moerders
trat zur Tafel, an dem die Fotos hingen. »Davies, irgendwelche Fortschritte, was die Tätowierung betrifft?«
Davies’ Lächeln verblasste. »Nein. Ich habe jeden Cop gefragt, den ich kenne. Aber er ist es trotzdem. Ich weiß es.«
Steven biss die Zähne zusammen. »Wir haben einen Hauptverdächtigen, und wir kommen nicht an ihn ran. Verdammt noch mal.« Er atmete tief durch. »Ich denke, wir alle brauchen eine kleine Pause. Ich weiß jedenfalls, wo ich heute lieber wäre. Wir sehen uns morgen.« Die Teammitglieder packten ihre Sachen zusammen und gingen hinaus.
Davies blieb zurück. »Ich habe Jenna heute Morgen angerufen. Wollte wissen, ob alles in Ordnung ist nach gestern Abend.«
Steven stellten sich die sprichwörtlichen Nackenhaare auf. »Was war denn gestern Abend?«
»Sie waren ziemlich wütend, als Sie die Bar verließen. Ich wollte mich vergewissern, dass sie okay ist. Dass nichts passiert ist. Aber sie war nicht da.«
Steven konnte das selbstgefällige Grinsen nicht unterdrücken. »Was passiert oder nicht passiert ist, geht Sie überhaupt nichts an«, sagte er und sah, wie Davies’ dunkle Augen zornig aufblitzten. »Aber wenn Sie es unbedingt wissen wollen – Jenna ist nicht zu Hause, weil sie mit meinen Söhnen angeln gegangen ist. Was ich jetzt auch tun werde.«
Er war schon bis zur Tür gekommen, als Davies sprach. Voller Bitterkeit.
»Hat sie den Ring ihres Verlobten abgenommen, als Sie es miteinander getan haben?«
Steven erstarrte. Das hatte sie nicht. Es war auch ihm aufgefallen. Aber er hatte sich gesagt, dass sie es tun würde, wann immer sie dazu bereit war. Steven mochte auf Davies eifersüchtig sein, aber es wäre doch ziemlich jämmerlich, sich wegen eines Toten aufzuregen. Ohne Davies einer Antwort zu würdigen, machte er auf dem Absatz kehrt und ging.
Er lief über den Parkplatz und hatte sein Auto beinahe erreicht, als sich jemand hinter ihm räusperte. Er wandte sich um und sah einen Geistlichen, der eine besorgte Miene zur Schau trug.
»Agent Thatcher? Ich bin Reverend Monsignor Brennan von der Diözese von Raleigh. Hätten Sie vielleicht ein paar Minuten Zeit, um über Father Mike Leone zu sprechen?«
Steven seufzte. Er hatte sich schon gedacht, dass das früher oder später kommen würde. »Natürlich, Monsignor Brennan. Gehen wir in mein Büro hinauf.« Er machte sich nicht die Mühe, auf seine Uhr zu sehen. Es würde vermutlich bis Mittag dauern, Mikes Namen reinzuwaschen. Nun gut. Dann mussten die Fische eben warten.
Sonntag, 9. Oktober, 20.25 Uhr
Unendlich müde betrat Steven sein Haus, nur um von Helen, Matt und Brad mit den Fingern an den Lippen empfangen zu werden. Die drei standen am Fuß der Treppe, und Helen deutete hinauf. »Jenna bringt Nicky ins Bett. Sch.«
»Aber ich bin noch gar nicht müde«, kam Nickys Jammern von oben, und Stevens Herz schien plötzlich aussetzen zu wollen. Die meisten Eltern hassten diesen Jammerton, aber er hatte ihn nicht mehr gehört, seit Nicky entführt worden war. Sein jüngster Sohn hatte so lange ohne Protest gehorcht, dass sich sein Greinen in Stevens Ohren wie himmlischer Gesang anhörte.
»Aber ich schon«, sagte Jenna lachend. »Du hast mich den ganzen Tag auf Trab gehalten. Wer musste denn jeden Fisch vom Haken pulen?«
»Das hätte ich auch selbst gemacht«, wandte Nicky schelmisch ein. »Das kann ich nämlich.«
»Ach nein, das sagst du mir jetzt! Bist du übrigens sicher, dass du auf dem harten Boden schlafen willst? Sieht nicht wirklich gemütlich aus.« Eine lange Pause entstand, und Steven begegnete Helens Blick. Er sah ihr an, dass sie genau wie er um ein kleines Wunder betete – dass Nicky zum ersten Mal seit sechs Monaten vielleicht wieder in seinem Bett schlafen würde. »Na ja, du musst es selbst wissen«, sagte Jenna, und Steven stieß geräuschvoll den Atem aus. Rom war auch nicht an einem Tag erbaut worden. Sie würden das schon schaffen. Bestimmt. »Kann ich dich wenigstens zudecken?«, fragte Jenna jetzt. Erst war es still, dann war Nicky zu hören.
»Kannst du singen?«
»Ich?«
Jennas entsetzte Reaktion ließ alle grinsen. »Du willst, dass
ich
dir was vorsinge?«
»Musst du ja nicht.« Steven sah, dass Helen über Nickys dramatischen Tonfall lächeln musste.
»Na, wenn ich nicht muss, dann tu ich’s auch nicht«, erwiderte Jenna, und Matt kicherte leise. »Im Übrigen hab ich aus meiner Kindheit so gut wie keine Schlaflieder mitgebracht. Bei uns hat nie einer gesungen. Mein Vater kannte
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