Das Laecheln Deines Moerders
beschwert hatte, sodass Steven behaupten musste, sie würden nach den Tätern suchen, die in der Schule Klassenzimmer demolierten, weil ja niemand offiziell wissen durfte, dass Rudy Lutz William Parker war. Dafür hatte er dann erneut wie ein kleiner Junge eine demütigende Standpauke über sich ergehen lassen müssen, weil er die Gelder der Gemeinde für solch eine Banalität verschwendete.
Er dachte an die neuesten Attacken der Medien, die sich eine Stunde zur Hauptsendezeit über die Unfähigkeit der Polizei auslassen durften. Und er dachte an den Berg Papierkram, den er zwar abgearbeitet hatte, der aber morgen früh wieder zur ursprünglichen Höhe angewachsen sein würde. Hatte er also Fortschritte gemacht? »Nein, nicht wirklich«, sagte er schließlich.
»Tu das nicht«, sagte sie leise.
»Was?«
»Mich ausschließen. Als ob du irgendwo anders hingehst und mich hier stehen lässt.«
Er versteifte sich. Das war ein Kommentar, der auch von Melissa hätte stammen können, aber Jenna hatte es nicht boshaft gemeint. Noch nicht. Aber wer weiß, wie es in fünf Jahren klingen würde? In zehn? »Das ist Teil der Arbeit, Jen. Teil des Menschen, der ich bin.«
Sie verarbeitete das schweigend, ohne den Blick von ihm zu nehmen. »Okay«, sagte sie schließlich.
»Okay? Nur okay?«
Sie lächelte, und er spürte, wie sich der Knoten in seinen Eingeweiden ein ganz klein wenig lockerte. »Nur okay. Wahrscheinlich werde ich einfach lernen müssen, nicht gekränkt zu sein, wenn du die Schotten dicht machst.« Sie stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn sanft auf die Lippen. »Aber wahrscheinlich solltest
du
lernen, nicht allzu oft die Schotten dicht zu machen. Oder sie nach nicht allzu langer Zeit wieder aufzumachen.«
Das klang nach einem vernünftigen Vorschlag. »Damit kann ich wohl leben. Und du?«
»Ich auch«, flüsterte sie, noch immer dicht an seinen Lippen.
Aber für wie lange?,
wollte er fragen. Doch er beherrschte sich. Er hatte kein Recht, sie das zu fragen. Sie kannten einander kaum eine Woche. Sie hatten bisher noch nicht über die weitere Zukunft gesprochen. Ganz sicher hatten sie nie so tief greifende Gespräche geführt, dass das Wort »Liebe« dabei erwähnt wurde.
O doch, und ob, Steven Thatcher. Du hast ihr gesagt, dass du dich in sie verlieben könntest,
rief er sich in Erinnerung.
Ja, das habe ich. Und vielleicht ist es schon passiert. Vielleicht.
»Steven, du siehst fix und fertig aus. Geh was essen und dann ins Bett.«
Ihr sanfter Befehl ließ ihn plötzlich spüren, wie müde er wirklich war. »Tut mir Leid, Jenna. Ich bin heute Abend wirklich keine gute Gesellschaft.«
Sie legte ihm eine Hand in den Nacken. »Ruh dich aus, Steven. Ruf mich morgen an, dann können wir weiterreden. Ich fahre jetzt nach Hause.«
Nach Hause. In ihre Wohnung. Sein Denkapparat begann, sich in Bewegung zu setzen, bis wieder alle Sorgen auf ihn einstürmten. Solange er Rudy Lutz und seine Freunde noch nicht festgenagelt hatte, wollte er sie nicht allein wissen. »Jenna, ich habe darüber nachgedacht. Mir wäre es lieber, wenn du hier übernachtest.«
Ihre Lippen zuckten. »Das kann ich mir vorstellen, Agent Thatcher, aber ich glaube nicht, dass Sie das verkraften.«
Trotz seiner Erschöpfung musste er grinsen. »Wenn es hier um eine Wette geht, fürchte ich, dass du schon gewonnen hast. Nein, es geht mir um Lutz und Konsorten. Pullman hat nichts an deinem Wagen gefunden, das auf sie hinweist, und mir ist nicht wohl bei der Sache. Für dumme Jungen, die nur Mädels und Football im Kopf haben, sind sie mir dieses Mal viel zu geplant vorgegangen.«
Jenna kaute auf ihrer Unterlippe. »Ich sehe aber nicht ein, dass diese Typen mich von meiner Wohnung fern halten. Mach dir keine Sorgen. Ich passe auf, und ich habe die Hunde.«
Sonntag, 9. Oktober, 22.25 Uhr
Sie war zu Hause. Endlich. Mit dem Wagen ihrer Freundin. Schade um den Jaguar. Jemand hatte ziemlich viel Zeit damit verbracht, die Kiste zu restaurieren. Sie hätte getötet werden können, dachte er und kicherte. Wenn er mit ihr fertig war, würde sie sich wünschen, an Stelle ihrer Freundin im Auto gesessen zu haben.
Er beobachtete, wie sie die zwei Stockwerke zu ihrer Wohnung hinauftrabte. Betrachtete die Konstruktion der Balkone, die nach vorne hinausgingen. Sie würden sein Gewicht und die Ausrüstung problemlos tragen. Er runzelte leicht die Stirn. Er würde ziemlich viel Ballast mitschleppen müssen, aber das war der Preis für einen
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