Das Laecheln Deines Moerders
Hausbesuch. Er hatte wirklich keine große Lust, sie zur Scheune zu bringen. Sie war ein ganzes Stück größer als die anderen – verglichen mit Lorraine und Alev eine wahre Amazone. Samantha war auch recht groß gewesen, aber so biegsam. Er lächelte, als er daran dachte, wie hübsch sie gewesen war. Wie hübsch sie alle gewesen waren.
Nein, Hausbesuche waren nicht annähernd so befriedigend. Er würde die Vielfalt der Möglichkeiten vermissen, die ihm die Scheune bot. Aber da es nicht ging, musste er eben diese Nacht mit Miss Marshall voll ausnutzen. Seit Tagen wartete er auf die passende Gelegenheit und hatte heute deswegen sogar Alev allein gelassen, obwohl die Arme ohnehin schon fast verbraucht war. Sein Herzschlag beschleunigte sich in freudiger Erwartung. Jenna Marshall war groß und kräftig und besaß sicherlich einige Energiereserven. Das würde also vielleicht wieder wettmachen, dass er nur diese eine Nacht hatte. Er blieb sitzen, während sie den Hund ausführte. Beobachtete mit dem Fernglas, wie sie sich anschließend in der Küche beschäftigte. Sich das Essen in der Mikrowelle warm machte, sich an ihren Tisch setzte und aß. Er verfluchte die Tatsache, dass er von ihr nicht mehr als den Oberkörper sehen konnte, denn unterhalb der Taille spielte sich viel Spannendes ab. Sein Körper prickelte, als er daran dachte.
Machte es wohl einen Unterschied, ob man eine kluge Frau oder ein naives Mädchen tötete?
Er würde es heute Nacht herausfinden.
Montag, 10. Oktober, 1.00 Uhr
G relles Licht schien ihr in die Augen, und Jenna war schlagartig wach. Die Messerspitze, die gegen ihre Kehle drückte, ließ keinen Zweifel daran, dass sie den geknurrten Worten besser gehorchen sollte.
»Nicht bewegen.«
Verzweifelt versuchte sie, einen klaren Kopf zu bekommen und zu verstehen, was geschah. »Wer –«
»Halt’s Maul.«
Sie hörte das Reißen von Klebeband. Dann wurde ihr der Mund zugeklebt, und sie erkannte, dass diese Person entweder beide Hände frei hatte oder nicht allein war. Doch als das Licht kein einziges Mal wackelte, begriff sie, dass es fest stand. Die Person war allein und hatte ihr Kommen vorbereitet, und diese Erkenntnis erschreckte sie mehr, als wenn sie mehreren Personen ausgeliefert gewesen wäre.
Er ist durch die Tür und an den Hunden vorbeigekommen.
Jim und Jean-Luc!
Wo sind die Hunde?
Panik stieg in ihr auf, doch sie zwang sich zur Ruhe. Zwang sich, durch die Nase ein- und auszuatmen. Dachte an alles, was sie zum Thema Selbstverteidigung gelernt hatte. Sie ballte die Fäuste unter der Decke. Die er fortzog wie ein Magier das Tischtuch. »Jetzt bist du dran,
Miss
Marshall.«
Miss
Marshall. Nur ein Mensch nannte sie so betont
Miss
Marshall.
Victor Lutz. Sein Abbild erschien vor ihrem inneren Auge. Die große Gestalt, die großen Hände. Kalte, schwarze Augen, drohender Blick.
O mein Gott.
Wieder stieg die Panik in ihr hoch.
Er wird mich umbringen. Hätte ich ihn bloß nicht so angefaucht. Jetzt bringt er mich um.
Jenna, stopp. Atme. Denk nach.
Sie stoppte. Atmete. Dachte nach.
Sie wusste, wozu sie körperlich fähig war. Sie war nicht in der Lage, einen Mann von Victor Lutz’ Statur und Kraft zu überwältigen – nicht einmal mit Karate. Aber vielleicht konnte sie ihn überraschen, um genügend Zeit zur Flucht zu gewinnen. Oder um Hilfe zu holen.
Jenna spannte ihren ganzen Körper an. Sie wartete darauf, dass er sie anfasste, dass der Druck der Messerklinge an ihrem Hals nachließ – dass seine Aufmerksamkeit nachließ, denn wenn sie ihn überraschen wollte, würde sie nur eine einzige Chance haben.
Stattdessen erhöhte sich der Druck des Messers. Nur ganz leicht. Aber es tat weh. Sehr weh. Ein Wimmern baute sich in ihrer Kehle auf, und die Angst packte sie.
Er wird mich umbringen. Steven wird mich finden, aber zu spät, viel zu spät. Dann bin ich tot.
Jenna, stopp. Atme. Denk nach.
Eine schwere Hand legte sich auf ihre Brust unter dem alten T-Shirt, das sie zum Schlafen trug. Er kniff ihr in die Brustwarze. Fest. Sie sog durch die Nase die Luft ein. Konnte das Wimmern diesmal nicht unterdrücken.
»Na, gefällt dir das?«, knurrte er. Er schob ihr Nachthemd hoch bis zum Bauch und betastete ihren Slip. Sie hörte, wie sein Atem sich beschleunigte. Schwerer wurde. »Hübsch.«
Automatisch schloss sie die Beine, aber er lachte nur leise. Seine Hand verschwand, und sie hörte das leise Scheuern von … Leder? Nein. Kunststoff? Vielleicht. Eine Tasche? Nein,
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