Das Laecheln Deines Moerders
viel Zeit«, sagte sie ohne Einleitung.
Steven stellte seine Aktentasche auf einen der Stühle und sah sie an. »Dir auch einen guten Morgen.«
Jenna wurde rot. »Tut mir Leid, aber ich habe wirklich kaum Zeit. Ein anderer Lehrer passt auf meine Klasse auf, und ich muss schnell zurück. Lucas hat mir erzählt, dass du mit Josh Lutz sprechen willst.«
Steven nickte – reichlich unterkühlt, wie sie fand. »Das ist richtig.«
»Und warum?«
»Weil er Kelly kannte – kennt, meine ich. Wir reden mit jedem, der sie kennt.« Sein Blick wurde weicher, und er strich ihr mit dem Finger über die Wange. »Was regt dich daran denn so auf?«, murmelte er und sie spürte, wie ihr Ärger dahinschmolz.
»Er ist sehr sensibel«, sagte sie ruhig. »Ich glaube, dass er es zu Hause nicht leicht hat. Ich möchte nicht, dass man ihn hier auf der Schule auch noch herumschubst.«
Etwas blitzte in Stevens Augen auf. »Nancy, schmink dir das mit dem Schlafentzug ab«, rief er über seine Schulter. »Jenna will das nicht.« Jenna blickte an ihm vorbei und sah Nancy Tüten etikettieren und Lucas Becher und Mineralwasser auf Tische stellen. Die ältere Frau wandte sich ab, doch Jenna hatte ihr Grinsen gesehen.
»Okay«, sagte Jenna. »Ich verlass mich darauf, dass ihr ausnahmsweise auf Folter verzichtet. Wie willst du mit ihm reden?«
»Wie mit den anderen auch«, erwiderte Steven, und Jenna hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie das Thema überhaupt aufgebracht hatte.
»Tut mir Leid, Steven. Ich will nur nicht, dass man ihm noch mehr antut. Er ist die ganze letzte Woche über immer wieder wegen der Dinge, die mir zugestoßen sind, angefeindet worden. Es ist nicht fair, ihm eins auf die Nase zu geben, nur weil er Rudys Bruder ist. Er ist ein netter Junge.«
Steven seufzte. »Ich verspreche dir, dass wir sanft mit ihm umgehen werden, Jenna. Nun geh in deine Klasse.«
Donnerstag, 13. Oktober, 15.00 Uhr
»Steven, wir haben ein Problem«, sagte Lennie.
Steven stand an der Tafel und starrte auf die Bilder in der Hoffnung, dass ihn ein Geistesblitz oder eine plötzliche Eingebung ereilte, doch leider geschah nichts. Rudy war nicht ihr Täter. Josh Lutz war absolut keine Hilfe gewesen, und sein Verhalten, seine nervösen, ausweichenden Blicke, hatten nur bestätigt, was Jenna und Lucas ihm schon vorhergesagt hatten. Im besten Fall war Josh einfach nur etwas minderbemittelt, und es war zu vermuten, dass sein Vater und sein Bruder ihn misshandelten.
Nun hatten sie nicht einmal mehr einen Verdächtigen. Kelly wurde noch immer vermisst. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte Al Pullman vor einer Stunde angerufen, um ihm mitzuteilen, dass keiner von Rudys Freunden eine Bisswunde aufwies. Also waren sie auch bei der Lösung von Jennas Fall keinen einzigen Schritt weitergekommen.
Als sein Vorgesetzter nun den Raum betrat, wandte er sich um und zog die Augenbrauen hoch.
»Nur eins?«
Lennie schüttelte den Kopf. »Wir haben in dreißig Minuten einen Termin beim Gouverneur. Er will eine Erklärung, warum vier Mädchen einem Killer zum Opfer fallen können und wir noch keinen Verdächtigen haben.«
Steven bleckte die Zähne. »Weil wir einen kleinen Abstecher nach Seattle gemacht und uns ein wenig verirrt haben.«
»Als Antwort nicht besonders gut.«
Steven sah auf die Uhr. »Ich muss in einer Stunde in der Schule sein und Jenna abholen.«
»Dann würde ich sagen, dass du vermutlich zu spät kommen wirst.« Lennie bedachte ihn mit einem säuerlichen Blick. »Lass das Davies machen. Er tut ohnehin im Augenblick nichts recht Gescheites.«
Stevens Lachen war vollkommen humorlos. »Sagt dir die Phrase ›Nur über meine Leiche‹ etwas?«
Donnerstag, 13. Oktober, 16.30 Uhr
Der Schultag war vorüber, und Jenna wartete auf Steven. Sie korrigierte Arbeiten, um Kopf und Hand zu beschäftigen, und gab sich redlich Mühe, nicht auf Kellys Platz zu sehen. Doch ihre Gedanken schweiften immer wieder ab, und sie musste sich zwingen, sich nicht vorzustellen, welche entsetzlichen Dinge das Mädchen vielleicht gerade durchmachte, als eine Stimme sie zusammenfahren ließ.
»Jenna, ich bräuchte etwas Silbernitrat. Kannst du mir was leihen?«
Jenna schaute auf. Otto Bell, Leiter des Fotolabors, stand in der Tür. Otto gingen ziemlich häufig die Chemikalien für das Fotolabor aus, sodass sie inzwischen schon extra mehr anforderte, als sie für Chemie gebraucht hätte.
»Kann ich.« Sie stand auf, nahm die Schlüssel zum Schrank und
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