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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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blickte weg. Brad hatte Recht. Sie hatte Nicky keinen Dienst erwiesen. Aber es war richtig, die Beziehung zu Steven zu beenden. Ohne Vertrauen gab es keine gemeinsame Zukunft. Nur dumm, dass sie sich erlaubt hatte, ihn zu lieben.
    Sie holte tief Luft und reichte ihm den Brief. »Tja, ich denke, wir beide haben ziemlich dumme Fehler gemacht.«

Freitag, 14. Oktober, 16.30 Uhr
    Neils Handy begann zu klingeln, als er in den Gang einbog, in dem Stevens Büro lag. Nancy wies ihn zum Konferenzraum. »Davies«, sagte er ins Telefon, als er im Konferenzraum bremste, in dem Thatcher mit seinem Telefon am Ohr stand. Thatcher verdrehte die Augen und beendete das Gespräch.
    »Ich war’s«, sagte er. »Gutes Timing.«
    Neil schüttelte den Kopf. »Großartiges Timing. Schauen Sie mal, was ich gefunden habe.«
    Thatcher betrachtete die Tüte in seinen Händen und zog eine Braue hoch. »Alufolie?«
    Er war zu gut gelaunt, um es sich von Thatcher verderben zu lassen. »Nein. Etwas Besseres.« Er zog sich ein Paar Handschuhe über und holte die Folie aus der Tüte. »Knöpfe.«
    Thatcher sah ihn grimmig an. »Knöpfe.«
    »Ja. Und einen ganz besonderen.« Er suchte den Zinnknopf heraus und hielt ihn hoch. »Erkennen Sie das?«
    Thatcher riss die Augen auf. »Die Tätowierung. Wo haben Sie das her?«
    »Die Katze der Templetons hat ein Knopflager unter einem Sessel im Gästezimmer. Das Muster auf dem Knopf ist das Emblem einer Privatschule außerhalb von Seattle.«
    Thatcher streifte seine eigenen Handschuhe über und streckte den Arm aus. Die Spannung, die von Thatcher ausging, war beinahe greifbar. Behutsam legte Neil den Knopf in seine Hand.
    »Ich nehme an, dass William Parker auf dieser Schule war«, sagte Thatcher ruhig und musterte den Knopf, als handelte es sich dabei um einen Diamanten.
    »Ja.«
    »Und sein Bruder auch?« Thatchers Stimme klang beinahe drohend, wie Neil fand.
    »Ja, aber er –«
    »Sagen Sie mir bloß nicht, dass er minderbemittelt ist«, fauchte Thatcher. »Es ist der Bruder, Neil«, fuhr er beißend fort. »Die ganze Zeit ist es der Bruder gewesen!«
    Neil spürte, wie sein Herzschlag ins Stolpern geriet. »Nein. Er war nie auch nur verdächtig.«
    »Aber er ist es jetzt!« Thatcher zeigte auf den Tisch, auf dem zwei genetische Abdrücke lagen. Der eine aus Seattle, der andere von der Clary-Lichtung. Und direkt daneben Thompsons Analyse.
Nicht identisch. Aber doch sehr ähnlich. Blutsverwandt.
    Nicht identisch. Nicht Parker. Nicht
William
Parker. Blutsverwandt.
Josh
Parker.
    Neil blickte zu Boden. Ihm war, als fiele er in sich zusam
    men. »O mein Gott«, hörte er sich flüstern.
    »Nancy hat die Anwesenheitslisten noch einmal durchgesehen, und tatsächlich hat Josh an diesem einen Tag gefehlt. Wir sind die ganze Zeit hinter dem falschen Bruder her gewesen.« Der mühsam unterdrückte Zorn machte Thatchers Stimme heiser. »Verdammt!«
    Neil starrte fassungslos auf die Blätter auf dem Tisch. Er hatte den falschen Mann gejagt. Die ganze Zeit. All die Jahre.
    »Steven.«
    Neil blickte nicht auf, als er die Stimme an der Tür hörte. Er konnte nicht. Er war wie gelähmt.
    »Lucas«, sagte Steven. »Was für ein Zufall.«
    Lucas Bondioli, der Vertrauenslehrer der Schule. Neil zwang seinen Körper, sich zu bewegen, seinen Verstand, zu funktionieren. Bondioli stand in der Tür und sah durch und durch verstört aus. In den bebenden Händen hielt er einen blauen Hefter.
    »Steven, hier ist etwas, das Sie sehen müssen. Caseys Vertretung hat alle Arbeiten durchgesehen, die die Klasse zum Thema
Verbrechen und Strafe
geschrieben hat. Die hier ist von Josh Lutz geschrieben worden.« Er hielt Steven den Hefter hin, der wie ein Blatt im Wind zitterte. »Casey hat ihm ein A gegeben.«
    Thatcher nahm den Ordner. »Ziemlich gut für einen Schüler mit einem IQ von fünfundachtzig, was?« Er überflog die ersten Seiten, dann warf er den Ordner angewidert auf den Tisch. »Und die ganze Zeit hat er es direkt vor unserer Nase getan«, murmelte er. Er trat an die Tafel, an der die Bilder der Mädchen hingen. »Interessante Meinung, die unser junger Josh da vertritt«, fügte Thatcher gepresst hinzu. »Er findet, dass der Mörder im Recht ist. Dass Menschen mit überdurchschnittlicher Intelligenz über den Gesetzen stehen, die für andere gelten müssen.«
    Vor Neils innerem Auge tauchte plötzlich ein Bild vom vergangenen Abend auf. Josh Parker, wie er vor der liegenden Jenna stand und sich dann zu ihm, Neil, umdrehte.

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