Das Laecheln Deines Moerders
habe einmal ehrenamtlich im Tierheim gearbeitet, und eines Tages lieferte jemand eine trächtige Schäferhündin, die ausgesetzt worden war, bei uns ab. Sie brachte acht Welpen zur Welt, und ich nahm einen.« Sie zeigte auf den linken Hund. »Jim, Schuhe.« Der Hund stand auf und trabte ins Schlafzimmer. »Jean-Luc hier wurde uns immer wieder reingegeben, weil er ein krankes Auge hatte, und irgendwann war sein Zeitlimit um.« Sie seufzte. »Ich konnte ihn nicht sterben lassen – ich hatte doch von Anfang an für ihn gesorgt. Also nahm ich auch ihn mit nach Hause.« Sie schnippte mit den Fingern. »Jean-Luc, Pantoffel.« Der zweite Hund stand auf und folgte dem ersten. »Jean-Lucs Auge ist letztendlich wieder gesund geworden. Ich darf hier nur einen Hund haben, stehe aber auf der Warteliste für eine andere Wohnung.« Sie zuckte schuldbewusst die Schultern. »Also gehe ich immer nur mit jeweils einem Hund und hoffe, dass die Nachbarn glauben, es sei immer derselbe.« Ihre Miene verdüsterte sich. »Mrs. Kasselbaum hat aber, glaube ich, einen Verdacht. Es würde mich nicht wundern, wenn die mich demnächst beim Hauseigentümer anschwärzt und ich auf die Straße gesetzt werde.«
Steven schüttelte den Kopf, ohne ein Lächeln zurückhalten zu können. »Heute erzählen Sie kleine Notlügen, morgen rauben Sie eine Bank aus. Der Pfad des moralischen Abstiegs ist rutschig, Dr. Marshall.«
»Jenna«, korrigierte sie ihn. Dann verengte sie die Augen. »Sie verraten mich doch nicht, oder? Ich müsste Sie sonst töten und an die beiden Jungs hier verfüttern.«
Steven schauderte. »Nein. Ich schwöre, dass Ihr Vermieter von mir nichts erfährt.«
Sie nickte knapp. »Na gut. Nur, damit wir uns richtig verstehen. Oh, fein, da sind sie ja. Warum habt ihr so lange gebraucht, ihr zwei?«
Zu Stevens Erstaunen kam der eine Hund mit ein Paar Laufschuhen in der Schnauze, der andere mit riesigen Plüschpantoffeln im Tweety-Design zurück. »Ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Die beiden müssen aber eine lange Zeit in der Hundeschule verbracht haben.«
Sie grinste, und sein Herz setzte aus. »Ich habe versucht, ihnen beizubringen, Pizza und Bier aus der Küche zu holen, aber sie behalten immer einen Teil der Güter ein.« Sie kraulte beide Hunde hinter den Ohren.
»Aber in der Hundeschule werden die Tiere nicht zu Schutzhunden ausgebildet.«
Sie schüttelte den Kopf, während sie ihren bandagierten Fuß in einen Tweety-Pantoffel schob. »Nein. Als ich einzog, gab es hier eine Einbruchsserie, daher suchte ich mir einen Hundetrainer, der sie abrichten konnte. Am Rand von Pineville.« Sie band sich den Sportschuh an ihrem gesunden Fuß zu und schaute kurz auf. »Ich hasse Waffen. Ich fand es besser, die beiden Burschen hier für ihr Futter arbeiten zu lassen.«
Pineville. Steven blickte auf die Uhr und zog eine Grimasse, als sie aufstand und zu ihrer Garderobe hinkte. Er musste noch Unmengen Papierkram erledigen, bevor er ins Bett gehen konnte, und er hatte noch immer nicht mit Brad gesprochen. »Und? Sind Sie jetzt bereit, das Notwendige in Angriff zu nehmen?«, fragte sie. Da sie halb im Schrank steckte, klang ihre Stimme dumpf.
Steven zog die Brauen zusammen. »Was meinen Sie damit?« Sie tauchte mit einem Golfschläger in der Hand wieder auf. »Sie schieben das Gespräch mit Brad vor sich her.« Ihr Lächeln nahm dem Vorwurf alle Schärfe. »Machen Sie sich nichts draus. Ich schiebe auch gerne Unangenehmes auf. Heute hab ich’s gleich zweimal getan: Erst habe ich mich davor gedrückt, Brads Arbeit zu korrigieren, dann, Sie anzurufen. Eine gewisse Angst ist absolut normal. Es hat mir auch nichts ausgemacht, als vorübergehende Ablenkung zu fungieren, Steven, aber nun ist es Zeit, nach Hause zu gehen.« Sie nahm eine Leine vom Beistelltisch und schnalzte mit der Zunge. Einer der Hunde sprang auf, und sie befestigte die Leine am Halsband. »Braver Junge.« Dann öffnete sie die Tür und hielt sie einladend auf.
»Ich schiebe gar nichts auf.«
Sie zuckte die Achseln. »Okay. Aber könnten Sie die Tür fest zuziehen?«
Er tat wie geheißen und folgte ihr die Treppe hinunter. Der Hund sprang fröhlich neben ihr her. Unten angekommen, hielt sie auf dem Gehweg neben seinem Volvo an.
»Ich schiebe nichts auf«, wiederholte er, diesmal weniger überzeugend. »Glaube ich jedenfalls nicht.«
Sie lächelte wieder. »Nun, wenn nicht, dann würde das bedeuten, dass ich enorm
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