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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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faszinierend und eine großartige Unterhalterin wäre – und dass das nicht stimmt, weiß ich ganz gut.« Sie zögerte einen Moment, dann legte sie ihm die Hand auf den Arm und drückte leicht. »Kopf hoch, Steven.«
    Sie stand so nah bei ihm, dass er wieder ihren Kokosduft wahrnahm. Ohne die halsbrecherischen Schuhe befand sich ihr Scheitel auf der Höhe seines Kinns. Sie würde sich perfekt in seinen Arm schmiegen, dass wusste er instinktiv. Genau wie er wusste, dass sie sich in einem Punkt irrte. In seinen Augen
war
sie enorm faszinierend. Sie hatte ihr Gesicht ihm zugewandt, und ihre Stirn war nur wenige Zentimeter von seinen Lippen entfernt. Er sah ihr in die Augen und erwog einen Moment lang, sie auf die Stirn zu küssen, doch dann trat er innerlich einen Schritt zurück. Das war dumm. Reiner Wahnsinn. Aber er wollte es so gerne.
    Tja, man bekam im Leben nun einmal nicht immer, was man wollte.
    »Danke.« Seine Stimme war heiser. »Wegen Brad.«
    Auf ihren Golfschläger gestützt, ging sie ein paar Schritte zurück, der Hund immer an ihrer Seite. »Fahren Sie nach Hause, Steven. Und passen Sie auf sich auf.«

Freitag, 30. September, 19.30 Uhr
    Steven parkte den Wagen in seiner Auffahrt und saß einen Moment lang einfach nur da, während seine Gedanken umherwirbelten. Er dachte an Brad, dann wieder an Samantha Eggleston, schließlich an Jenna Marshall und ihre veilchenblauen Augen, an ihre sanfte Stimme, die ihm Mut zu machen versucht hatte. Dann kehrten seine Gedanken zu Brad zurück, und der ganze verflixte Kreislauf begann von vorne. Ein rhythmisches Pochen an seinen Schläfen untermalte das Chaos in seinem Kopf. Er legte die Stirn auf das Lenkrad und schloss die Augen.
    Brad. Sein Sohn, der sich vor seinen Augen verändert hatte. Sein Sohn, der momentan der wichtigste Mensch auf der Welt war. Sein Sohn, der ihn brauchte. Der im vergangenen Monat auf jede Annäherung mit Feindseligkeit und Trotz reagiert und einen Schutzwall um sich errichtet hatte, den Steven nicht überwinden konnte.
    Ein Klopfen am Autofenster ließ ihn zusammenfahren. Doch als er das kleine sommersprossige Gesicht sah, die an der Scheibe platt gedrückte Nase und die alberne Grimasse, die sein jüngster Sohn mit Hilfe von beiden Zeigefingern zog, musste er lächeln. Steven zog die Brauen zusammen und antwortete mit Schlitzaugen, gefletschten Zähnen und heraushängender Zunge.
    Beide verharrten in ihren Posen, jeder gewillt, länger als der andere durchzuhalten, bis Nicky aufgab und sich vom Fenster zurückzog. Eine lange Zeit hatte Nicky überhaupt nicht mehr spielen können, und noch immer sah man ihn selten lächeln. Steven konnte nur hoffen, dass diese schreckliche Zeit sich bald dem Ende zuneigen würde. Er stieg aus dem Wagen, nahm seinen kleinen Sohn in die Arme und drückte ihn fest an sich. Sofort stemmte Nicky sich gegen ihn und versuchte sich aus seiner Umarmung zu winden. Hastig ließ Steven locker. Seit dem »Vorfall« vor sechs Monaten ließ der Junge sich nicht mehr umarmen. Obwohl körperlich unversehrt, hatte Nickys Seele großen Schaden genommen. Steven vermisste Nickys Albernheiten und sein ansteckendes Lachen so sehr.
    Aber noch mehr vermisste er die Zärtlichkeiten.
    Steven hob seinen Sohn hoch in die Luft.
    »Tut mir Leid, mein Baby.«
    Nicky schürzte die Lippen. »Ich bin kein Baby mehr.«
    Steven seufzte. »Stimmt, ich hab’s vergessen. Du musst ja immer wachsen und wachsen, egal wie oft ich dir sage, du sollst damit aufhören.«
    Nicky hob die Brauen. »Das Buch hat auch nicht geholfen.«
    Steven grinste. Im Moment war das ihr Lieblingsscherz. Er drohte manchmal, Nickys Wachstum mit einem Buch auf dem Kopf aufzuhalten, und Nicky holte dann stets das schwerste Buch, das er schleppen konnte. Seine kleinen Arme wurden immer kräftiger – letzte Woche hatte er das dickste Lexikon aus Stevens Regal hochgestemmt. »Ach was. Wir brauchen einfach nur mehr Gewicht.«
    »Geht nicht, Daddy. Wir haben kein schwereres Buch mehr im Haus.«
    »Tja, dann müssen wir wohl mal in die Bücherei.« Er hob Nicky auf die Schultern und trabte zum Haus, sodass der Junge auf und nieder hopste. »Kopf einziehen«, befahl er, kurz bevor sie durch die Eingangstür traten. Drinnen sog Steven die Luft ein. »Hm, riecht gut. Was gibt es?«
    »Gulasch mit Kartoffelbrei.« Nicky rutschte unruhig hin und her, bis Steven ihn auf dem Holzboden absetzte. »Tante Helen hat dir was aufbewahrt. Sie sagt, du wirst zu dick, wenn du nur Fastfood

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