Das Laecheln Deines Moerders
gekränkt war, und diese Erkenntnis war beinahe ein Schock. Er hatte immer geglaubt, dass der Priester immun gegen Verletzungen sei, aber das war anscheinend nicht der Fall. Natürlich nicht. Mike war ein Mensch und sein bester Freund. Er war Trauzeuge gewesen und hatte sowohl Matt als auch Nicky getauft. »Und was würdest du mir als Freund raten?«, fragte er leise.
Mike seufzte. »Versteif dich nicht darauf, nie wieder zu heiraten, Steven. Die Einsamkeit bekommt dir nicht. Du brauchst jemanden, der dir mit den Jungs helfen kann, der bei dir ist, wenn das Leben einmal nicht nach Plan läuft.«
Steven dachte daran, wie gut es ihm getan hatte, nur mit Jenna Marshall zu reden. Er konnte sie sich leicht in dieser Rolle vorstellen – als Person, die ihn unterstützte und ihm bei den Jungen beistand. Aber dennoch … »Ich will nicht, dass die Jungs sich an sie gewöhnen«, sagte er. »Nachher haben sie sie gerne, und wenn es dann doch nicht klappt …«
Mike nickte nachdenklich. »Ich verstehe durchaus. Die Sorge ist natürlich berechtigt. Dann gib dir eine Chance, sie kennen zu lernen, ohne dass die Jungen in der Nähe sind. Führ sie zum Essen aus.« Er zog eine Braue hoch. »Nimm sie mit in die Kirche.«
Steven lächelte. »Ja, Mike.«
»Aber mach dir bewusst, dass du diese Frau einer Überprüfung unterziehst, hinter der enorm aufgebauschte Erwartungen stehen. Ihr gegenüber ist das nicht fair. Es gibt einen Punkt, an dem man damit aufhören muss. Wichtig ist, dass du dir vorher klar machst, wo dieser Punkt liegt.«
Steven dachte über Mikes Rat nach, als die Glocke im alten Turm erklang. Ein Uhr morgens. Wo war die Zeit geblieben? Er stand auf. »Ich muss in ein paar Stunden schon wieder aufstehen. Besprechung im Büro.« Er streckte die Hand aus. »Danke, Mike.«
Mike betrachtete seine Hand einen Moment lang, dann beugte er sich über die Bank und umarmte den anderen. »Du fehlst mir, Steven. Lass mich nicht noch einmal so lange warten.«
»Du kannst ja zu mir kommen. Oder sperrt man dich hier ein?« Steven grinste, doch es fühlte sich gezwungen an.
»Nur am Donnerstag.« Mike tätschelte seinen Bauch unter der schwarzen Robe. »Dann braucht man bei Sal’s Pizza nur einmal zu bezahlen und kann so viel essen, wie man will.« Er brachte Steven zur Tür. »Was ist los, dass du Samstagmorgen ins Büro musst? Ein wichtiger Fall?«
Steven seufzte. »Hast du von den zwei Mädchen gehört, die verschwunden sind?«
Mikes Miene wurde ernst. »Ja. Beide Familien gehören zu meiner Gemeinde.«
Steven blieb stehen. »Du machst Witze.«
Mike schüttelte den Kopf und blickte zum Altar zurück. »Deswegen war ich noch so spät hier. Samantha Egglestons Eltern haben gestern Abend lange für ihre Rückkehr gebetet. Ich dachte, sie würden heute vielleicht wiederkommen.«
»Fällt dir etwas ein, das die beiden Mädchen gemein hatten?«
Mike runzelte die Stirn. »Ich habe über nichts anderes nachgedacht, seit die Egglestons mich gestern Morgen anriefen. Mir fiel nur ein, dass beide Cheerleader waren. Beide waren außerdem ziemlich schüchtern, was mich überrascht hat. Ich war immer der Meinung gewesen, dass Cheerleader extrovertiert und selbstbewusst sein müssten, aber das war keine von beiden. Sie gingen auf verschiedene Schulen und hatten eigentlich nichts miteinander zu tun, wenn sie hier in der Kirche waren. Ich kann den Jugendpfarrer bitten, dich anzurufen, wenn du willst.«
Stevens Gedanken hatten wieder zu rasen begonnen. »Ja, bitte. Und vielen Dank, Mike.« Er wandte sich zum Gehen, doch Mike hielt ihn noch einmal zurück.
»Ich will den Familien helfen, wo immer ich kann, Steven, aber es ist schwer, Hoffnung zu machen. Glaubst du, es gibt eine Chance, dass Sammie wieder auftaucht? Lebend, meine ich?«
Steven zögerte. »Wenn ich ehrlich zu dir sein soll – nein. Aber sag es den Eltern bitte nicht.«
»Verlass dich drauf.«
Steven stieß die Tür auf und trat in die kalte Nacht hinaus. »Danke, Mike.« Er hatte nun mehr Dinge als zuvor, über die er nachdenken musste, aber er empfand auch einen inneren Frieden, wie er ihn lange, lange Zeit nicht mehr erfahren hatte.
Im Augenblick würde er sich auf Brad und Samantha Eggleston konzentrieren, doch die Idee, langsam und behutsam eine Beziehung zu Jenna Marshall aufzubauen, schien ihm unglaublich reizvoll.
Bald,
versprach er sich.
Ich rufe sie bald einmal an und frage sie, ob sie sich zum Essen einladen lässt.
Samstag, 1. Oktober, 7.45 Uhr
S
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