Das Laecheln Deines Moerders
zugemutet, Steven«, rief ihm Mike in Erinnerung.
Als ob er es hätte vergessen können.
»Du hast die Wahrheit unter den Teppich gekehrt und die Welt glauben lassen, was immer sie glauben wollte.« Mike zog die Brauen zusammen. Seine Stimme klang nun streng. »Du hast deine Kinder angelogen.«
Steven kniff die Augen zusammen und ballte die Fäuste. »Das weiß ich. Verdammt, glaubst du denn, ich wüsste das nicht?«
Mike legte eine beruhigende Hand auf Stevens Faust und hielt sie. »Nein, natürlich nicht, Steven. Und ich weiß auch, dass du meinst, es sei richtig gewesen, den Jungs nicht die Wahrheit über Melissas Tod zu sagen.«
»Es
war
richtig«, fauchte Steven. Mit aller Macht kam nun die Erinnerung zurück. Der ganze Schmerz über das, was vor vier Jahren geschehen war, drohte, über ihm zusammenzuschlagen. Und nun wusste er auch wieder, warum er so lange nicht in die Kirche gegangen war. »Wozu hätte es gut sein sollen, ihnen zu sagen, dass sie uns gerade verlassen wollte? Ihnen zu erklären, dass ihr Liebhaber den Unfall verursacht hatte, weil er zu besoffen zum Gehen war – geschweige denn zum Fahren? Dass sie zum Flughafen wollte, um mit ihrem verheirateten
Liebhaber
abzuhauen?« Er spuckte das Wort förmlich aus. »Was hätte es genützt, wenn sie erfahren hätten, dass ihre eigene Mutter sich nicht einmal von ihnen verabschieden wollte? Dass sie mir nur eine knappe Nachricht hinterlassen hat?« Wieder kniff er die Augen zu. Sein Hals schmerzte. »Was hätte all das für einen Sinn gehabt, Mike?«, flüsterte er. »Sag es mir. Bitte sag es mir!«
Mike seufzte. »Das kann ich leider auch nicht, Steven«, murmelte er. »Aber ich weiß, dass all das, was du unternommen hast, um deine Familie zu schützen, keinen Einzigen von euch glücklicher gemacht hat.«
Es gab nichts, was man darauf hätte erwidern können, also sagte Steven nichts. Mike nahm seine Hand von seiner und lehnte sich wieder zurück.
»Wie mir scheint, bin ich noch immer der Einzige, der Bescheid weiß«, sagte Mike nach einer Weile des Schweigens. Steven schlug die Augen auf. »Ja.«
»Hm. Also bin ich auch der einzige Mensch, zu dem du kommen kannst, wenn dir mal wieder auffällt, dass du dir mit diesem albernen, selbst auferlegten Beziehungsverbot das Leben schwer machst.«
»Das ist nicht albern –«
»Hör auf, Steven. Das kannst du dir selbst einreden, denn ich kauf es dir nicht ab. Erzähl mir doch von dieser Jenna.«
»Da gibt es nichts zu erzählen«, sagte Steven trotzig.
»Das wage ich zu bezweifeln. Wie heißt sie mit Nachnamen?«
Steven rutschte in der Bank herum, bis er nach vorne sah, und verschränkte die Arme fest vor seinem Körper. »Marshall.«
»Und was macht sie so?«
»Sie ist Lehrerin.« Er warf Mike über die Schulter einen säuerlichen Blick zu. »Brads Lehrerin.«
»Oh. Nun, so langsam wird das Bild ein wenig deutlicher. Sie ist bestimmt nett.«
»Ja.«
»Hübsch?«
Steven holte verärgert Luft. »Ja.« Atmete aus. »Sie ist nett und hübsch.« Tief in seinem Inneren begann Ärger zu schwelen. »Wollen Sie die Wahrheit wissen,
Father Leone?
Wollen Sie alles wissen? Jeden finsteren Gedanken meiner verderbten Seele? Okay,
fein.
Ich will sie. Ich hatte seit vier Jahren keinen Sex mehr, und ich will sie!« Er stieß den Atem hörbar aus und fühlte sich plötzlich erschöpft. »Nur kann ich sie nicht haben.«
»Weil du sie nicht heiraten willst.«
Steven versteifte sich, als er den missbilligenden Tonfall hörte. »Das ist richtig, Father.«
»Du bist ein Dummkopf, Steven Thatcher.«
»Wieso? Weil ich an Sex in der Ehe glaube? Ich hätte gedacht, dass mir das bei dir den einen oder anderen Bonuspunkt einbringt«, sagte Steven bitter.
»Das bringt dir ein Büßerhemd und die Rute ein«, fuhr Mike ihn an. »Wenn du unbedingt den Märtyrer spielen willst, dann bitte in einer anderen Kirche. Ich kann das jedenfalls nicht mehr hören.«
Steven wandte sich wieder zu seinem Freund um. Erstaunt entdeckte er, dass Mike sichtlich zitterte. Sein Gesicht war rot und erhitzt. »Was genau soll das heißen, Father Leone?«, fragte er kühl.
Mike hob das Kinn. »Das heißt, dass du hartnäckig an einem selbst gewählten Zölibat festhältst, der niemandem etwas nützt, weil er vollkommen unsinnig ist.«
»Und was würden Sie empfehlen,
Father?«
»Falls du mich in meiner Eigenschaft als Priester fragst, habe ich keinen Rat für dich«, erwiderte Mike scharf.
Endlich erkannte Steven, dass Mike zutiefst
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