Das Laecheln Deines Moerders
gebracht. Er fragte sich, ob er William Parker kommen oder gehen sehen würde. Er fragte sich, was er sagen, was er tun würde, wenn er den Mann sah, dessen selbstgefälliges Lächeln ihn seit drei Jahren nicht mehr losließ.
Er wusste, was er nicht tun würde. Er würde keine Dummheit begehen. Und er würde unter Garantie nichts tun, was einem widerwärtigen Rechtsverdreher die Möglichkeit gab, einen Beweis, den er anbrachte, zurückzuweisen.
Dieses Mal würde er sich nach Lehrbuch verhalten. Dieses Mal würde alles richtig laufen.
Dienstag, 4. Oktober, 8.03 Uhr
M orgen«, sagte Steven, und das Murmeln und die gedämpften Unterhaltungen um den Tisch verstummten. Die Stimmung war leicht gereizt. Harry und Sandra kabbelten sich, Kent wirkte, als könnte er einen frischen Anzug gebrauchen, Meg starrte aus dem Fenster und Nancy pusselte um sie alle herum, was sie zwar sonst auch tat, bei Stress aber verstärkt. Nancy war wie Helen, nur dass sie nicht versuchte, ihre Mitmenschen zu verkuppeln, dachte er und sah sie dankbar an, als sie seine Tasse mit Kaffee füllte. Nancy lächelte mütterlich und ging mit der Kanne zur nächsten leeren Tasse.
»Also – wo stehen wir?«, fragte Steven sein Team. »Sandra?« Sandra schüttelte den Kopf. »Keiner meiner Kontakte in der Szene hat eine Ahnung. Dafür habe ich drei sehr interessante Angebote erhalten. Leider sah keiner der Kerle so aus, als ob sich eine Beziehung lohnen würde, also habe ich abgelehnt.«
Steven verbiss sich ein Lächeln, als er den Bericht nahm, den Harry ihm über den Tisch schob. »Was – sag bloß, du suchst nach Beständigkeit und Aufrichtigkeit? Wirklich, Sandra, auf welchem Planeten lebst du denn?«
»Beständigkeit? Ach, du meine Güte, nein. Ich würde mich schon mit einem Kerl zufrieden geben, der nicht auf Bewährung draußen ist, weil er was getan hat, das zur besten Sendezeit nicht gezeigt werden darf.«
»Wird Zeit, dass du aus der Gosse rauskommst, Sandra«, sagte Nancy. »Such dir einen netten Buchhalter.«
Steven stöhnte innerlich. So weit zum Thema Nancy, dachte er.
Du brauchst niemanden mehr, der dich verkuppeln will,
fiel ihm plötzlich ein.
Du bist heute Abend mit Jenna verabredet.
Mit gewaltiger Anstrengung riss er sich zusammen, verdrängte das Bild von Jenna mit riesigen, von Leidenschaft verschleierten veilchenblauen Augen aus seinem Kopf und blickte auf Harrys Bericht herab. »Das Ketamin und die möglichen Quellen.«
Harry nickte. »Bis auf zwei Firmen haben mir alle Veterinärlieferanten bereitwillig Auskunft zu Bestellungen und Lieferungen gegeben. Nur sehr wenige Neukunden im Umkreis von hundert Meilen und keiner mit irregulären Bestellmustern. Und es ist auch keiner dabei, der nicht eine eindeutige Verwendung für das Zeug hat.«
Steven überflog die Liste. »Wann erwartest du die Antworten der anderen beiden Firmen?«
»Ich rufe sie nachher noch einmal an.«
Steven gab ihm die Liste zurück. »Bleib dran, Harry. Ich will wissen, wie unser Bursche sich eindeckt.«
»Und ich würde noch immer gerne wissen, wozu er es braucht«, meldete sich Meg leise zu Wort. »Es gibt viele Möglichkeiten, ein Opfer bewegungsunfähig zu machen. Warum gerade Ketamin?«
»Das werden wir wohl spätestens dann erfahren, wenn wir ihn gefasst haben«, sagte Steven grimmig. »Nancy?«
Sie schüttelte den Kopf. »Keine Treffer bei der Eingabe der Tätergruppe plus Ketamin. Einen Haufen Crack, Haschisch und Heroin, aber kein Ket.«
Steven seufzte. »Ich hatte auch nicht ernsthaft damit gerechnet. Und außer der Tatsache, dass die beiden Opfer zur selben Kirchengemeinde gehören und Cheerleader sind, sehe ich auch keine Gemeinsamkeiten. Die Rushes sind nicht mal besonders häufig in die Kirche gegangen. Samantha war letzte Woche noch da, aber Lorraine schon Monate zuvor nicht mehr.« Er kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel, aber der Kopfschmerz hatte bereits eingesetzt. »Ich bin die bekannten Fährten noch einmal abgegangen und habe mit allen Freunden gesprochen, aber nichts passt.«
»Was ist denn mit dieser Cheerleader-Geschichte?«, fragte Sandra. »Sie waren vielleicht Konkurrentinnen, sind möglicherweise zusammen in Trainingscamps gewesen.«
Harry sah sie fröhlich an. »Sag bloß, du warst in deiner Schulzeit auch Cheerleader.«
Sandra verzog das Gesicht. »Lass gut sein, Harry. Das gehört zu meiner vergeudeten Jugend. Wenn ich nur tief genug grabe, finde ich bestimmt ein paar Dinge, von denen du
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