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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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er es nicht. Stattdessen zwang er sich zu einem Lächeln. »Vielen Dank, aber ich denke, hier handelt es sich um eine dieser typischen Situation, wo man es erst weiß, wenn man es sieht.«
    »Nun, wie Sie meinen. Aber vielleicht sollten Sie eine Pause erwägen. Ihr Auge zuckt schon.«
    Neil lauschte amüsiert ihrem Akzent. Nur im Süden schafften die Menschen es, einsilbige Wörter derart in die Länge zu ziehen. Neil streckte sich. »Das ist eine gute Idee, Miss Wells. Ich glaube, ich wandere ein wenig durch die Bücherei.«
    Sie stand gleichzeitig mit ihm auf und deutete auf eine Wand. »Die High School hat eine Reihe von Fotos von besonderen Ereignissen hier im Ort zusammengestellt. Vielleicht finden Sie ja dort, wonach Sie suchen.«
    Das würde er nicht, er wusste es. Aber sein Rücken schmerzte und seine Augen verweigerten ihm langsam den Dienst, also war eine Pause wirklich nicht das Schlechteste.
    Miss Wells kehrte zu ihrem Posten am Tisch zurück, und Neil wanderte zu der Wand, auf die sie gezeigt hatte. Die Studenten hatten gute Arbeit geleistet; sie hatten unterschiedliche Aspekte des örtlichen Alltags mit einer geschickten Auswahl an Fotos dargestellt. Die Landwirtschaft war zum Beispiel durch ein getrocknetes Tabaksblatt vertreten, die Gesellschaft durch den ersten Schulball der Saison repräsentiert. Und natürlich der Sport. Er beugte sich vor und betrachtete die Fotos, die als Collage aufgehängt worden waren. Und erstarrte.
    Dort, zwischen all den Fotos der Farmer, der Kommunalpolitiker, Babys und Senioren, zwischen Schülern, Lehrern und Eltern, befand sich das eine Bild, das er gesucht hatte. Das einzige Gesicht, das für ihn von Bedeutung war.
    William Parker. Lächelnd. Es war das Lächeln, das Neil das letzte Mal durch das Fenster eines schwarzen Mercedes an einem nasskalten Tag in Seattle gesehen hatte. Es war das Lächeln, das er jeden Prozesstag im Verhandlungszimmer gesehen hatte, wo Parker mit makellos gebundener Krawatte, akkurat gekämmtem Haar und trotzigem Blick am Tisch der Verteidigung gesessen hatte. Es war das selbstgefällige, widerwärtige Lächeln gewesen, das Neil ihm damals am liebsten aus dem Gesicht geschnitten hätte.
    Und an diesem Wunsch hatte sich nichts geändert.
    Um Fassung bemüht, ging Neil zurück zum Computer und rief eine Suchmaschine auf, tippte ein paar Worte ein und bekam schon beim ersten Versuch genau das, was er brauchte. Es war erstaunlich, wie leicht Recherche war, wenn man wusste, nach wem man suchte.
    Er räumte seinen Tisch auf, dankte Miss Wells für ihre Hilfe und verließ die öffentliche Bibliothek von Pineville in der absoluten Sicherheit, dass er William Parker gefunden hatte, und in der absoluten Überzeugung, dass William Parker wieder zu morden begonnen hatte.
    Das Problem war, dass er keinen noch so kleinen Beweis dafür hatte.
    Dann verschaff dir einen.

Montag, 3. Oktober, 17.15 Uhr
    Steven setzte seinen Volvo in die allerletzte freie Parklücke. Na ja, theoretisch war es gar keine Parklücke, dachte er mit einem flüchtigen Blick über die Schulter, als er im Laufschritt auf den Fußballplatz zusteuerte. Es war ein Rasenstück neben einem Schild, auf dem »Parken verboten« stand. Theoretisch verstieß er gegen das Gesetz. Er kam eine Viertelstunde zu spät zum Fußballspiel seines Sohnes. Das erste wichtige Match, bei dem Matt dabei war.
    Theoretisch hatte er es völlig vermasselt.
    »Vergiss es nicht, okay?«, hatte Matt ihn heute Morgen beim Frühstück gebeten.
    »Nie im Leben«, hatte er geantwortet. Matt hatte nicht besonders überzeugt ausgesehen und seinem Vater das Versprechen abgerungen, nicht einmal zu spät zu kommen.
    Tja, verdammt. Er
war
zu spät. Aber er war immerhin hier. Er blieb an der Seitenlinie stehen, wo ein Grüppchen Eltern gerade ein Tor bejubelten. »Wie steht’s?«, fragte er einen der Väter.
    »Thatcher!« Der Mann grinste und schlug ihm kräftig auf den Rücken. »Sie hab ich ja ’ne Ewigkeit nicht gesehen. Es steht eins zu null für unsere Jungs.«
    O Gott, lass bloß nicht Matt das Tor geschossen haben. Bitte lass mich nicht so was verpasst haben.
Steven zwang sich zu einem Lächeln. »Und wer hat das Tor geschossen?«
    Der Mann spreizte sich wie ein Pfau. »Meiner.« Steven stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Aber Ihrer hat die Vorlage geliefert«, fügte der andere hinzu.
O nein.
    Er hatte es verpasst. Matt hatte ihn nur um dieses eine Spiel gebeten, und er hatte bereits den wichtigsten Moment

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