Das Laecheln Deines Moerders
kannst.«
Rudy sah seinen Vater besorgt an. »Und? Ich kann, oder?«
Victor hätte Rudy am liebsten die perfekten Zähne eingeschlagen. »Wahrscheinlich nicht.«
Rudy kam mit einem Ruck im Sessel hoch. »Aber wieso? Du hast doch gesagt, dass er das schon regelt.«
»Tja, aber das war, bevor deine Freunde in der Schule einen Schaden von gut fünftausend Dollar verursacht haben. Sei froh, dass Blackman Angst vor mir hat, sonst wärst du wahrscheinlich jetzt im Knast, verdammt.« Er schüttelte angewidert den Kopf. »Was habt ihr getan?«
Rudy sah ihn beleidigt an. »Ich habe nichts getan. Die Jungs waren das. Du hast doch gesagt, sie sollten.«
Victor schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich sagte, ihr solltet der Lehrerin schaden, nicht der Schule, du Idiot!«
Rudy sah ihn verständnislos an, und Victor verfluchte einmal mehr Noras Gene. Der Junge hatte den Intellekt einer Rübe. Victor beugte sich über den Tisch und hoffte, dass seine Miene die Frustration ausdrückte, die er tatsächlich empfand. »Ihr schaden heißt, sich an
ihren
Sachen zu vergreifen. Wie an den Reifen. Oder an den Tonfiguren auf ihrem Balkon.« Seine Lippen wurden zu einem Strich. »Oder an ihren Hunden.«
Rudys Augen weiteten sich. »Du warst bei ihr zu Hause?«
»Vorbeigefahren. Mehr nicht. Und jetzt sag deinen hirnlosen Kumpels, dass sie aufhören sollen, Schuleigentum zu zerstören. Ansonsten werden sie alle aus der Mannschaft ausgeschlossen.«
Rudy zog eine Braue hoch. »Kenny hat heute Wasser in ihren Tank gekippt.«
Victor nickte. »Das ist schon besser. Zu leicht reparierbar, aber schon besser. Und jetzt lass mich allein und sieh zu, dass deine Freunde begreifen, was sie zu tun haben.«
Als sein Sohn das Zimmer verließ, widmete sich Victor wieder seinen Papieren, als plötzlich ein gequälter Schrei erklang. Josh stand zusammengekrümmt im Flur und presste sich die Hände auf die Körpermitte. Vor ihm spreizte Rudy die Finger einer Faust.
»Er hat schon wieder gelauscht«, murmelte er.
»Lass sie in Ruhe«, stöhnte Josh. »Dr. Marshall hat dir nichts getan.«
Victor sah zur Seite. »Ich will nicht, dass du deinen Bruder schlägst. Du könntest dir deine Wurfhand verletzen.«
Dienstag, 4. Oktober, 18.45 Uhr
»Sie ist doch nicht schon wieder wütend auf Sie, oder?«
Steven fuhr zusammen, als Mrs. Kasselbaums Stimme ihn in die Realität zurückholte. Er hatte, tief in Gedanken versunken, vor Jennas Tür gestanden und sich gefragt, wie sie wohl aussehen mochte, wie sie die Peinlichkeit ihrer letzten Begegnung überwinden sollten, als er so nah dran gewesen war, sie in seine Arme zu reißen und zu –
»Oder etwa doch?«, fragte Mrs. Kasselbaum.
Steven drehte sich um und sah die Nachbarin wie immer durch den ungefähr zwanzig Zentimeter breiten Türspalt spähen. »Eigentlich nicht, Ma’am.« Er hielt die Plastiktüte hoch, die er mitgebracht hatte. »Ich wollte ihr Türschloss auswechseln. Es macht mir Sorgen, dass sie nicht mehr genau weiß, wer alles einen Schlüssel zu ihrer Wohnung hat.«
Mrs. Kasselbaum öffnete ihre Tür ein winziges Stück weiter und nickte zustimmend. »Sehr klug. Ich kann mir ja einen neuen Schlüssel besorgen, wenn Sie fertig sind. Aber sie ist gar nicht da.«
Steven sah sie verständnislos an. »Aber – wieso? Ihr Wagen steht draußen.«
»Ärger«, vertraute ihm Mrs. Kasselbaum mit gesenkter Stimme an. »Ich hörte, wie sie dem Mann, mit dem sie weggegangen ist, erzählte, dass sie es kaum bis nach Hause geschafft hat. Irgendwas mit Wasser im Tank.«
Also hatten Rudy und seine Freunde wieder zugeschlagen, dachte Steven. Er hatte von der mutwilligen Beschädigung des Klassenzimmers gehört. Erzählt hatte es ihm Matt, der es von einem Fußballkumpel wusste, der es wiederum von seinem älteren Bruder gehört hatte, der, wie Matt sagte, wie alle anderen ebenfalls der Meinung war, dass Dr. Marshall »echt scharf« war.
Moment mal!
»Welcher Mann? Mit wem ist sie weggegangen?«, fragte er barsch. »Mit Seth?«
Mrs. Kasselbaum schüttelte den Kopf. Ihre Augen glänzten plötzlich. »O nein. Einer ihrer Karatefreunde. Jung, gut aussehend. Ein Marine mit Tätowierung auf dem rechten Arm. Er hat den schwarzen Gürtel. Ich bin immer beruhigt, wenn Jenna mit ihm ausgeht.«
Steven gab sich Mühe, die Eifersucht, die sich im Handumdrehen in ihm breit machte, niederzukämpfen. Der Gedanke an Jenna mit einem anderen Mann weckte in ihm den Wunsch, dem anderen Mann eins
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