Das Laecheln Deines Moerders
überzubraten, schwarzer Gürtel hin oder her. Eine lächerliche Reaktion in Anbetracht der Tatsache, dass er diese Frau nicht einmal eine Woche kannte. Sie konnte ausgehen, mit wem sie wollte. Sie war schließlich ein freier Mensch.
Nein, ist sie nicht. Sie gehört mir.
Der Gedanke kam aus dem Nichts und traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Er schüttelte den Kopf, um ihn wieder loszuwerden. Eine vollkommen unangebrachte Reaktion. Auf der Suche nach Ablenkung wandte er sich wieder Mrs. Kasselbaum zu. »Woher wissen Sie, dass er eine Tätowierung am rechten Arm hat?«
Mrs. Kasselbaum schlug die Augen nieder. »Ich habe ihn einmal gebeten, sie mir zu zeigen. Lieber Himmel, der Mann hat aber auch einen herrlichen Körper.« Sie fächelte sich Luft zu. »Da wünscht man sich doch, zwanzig Jahre jünger zu sein.«
Unter anderen Umständen hätte Steven sicherlich lächeln müssen, doch nun wollten seine Lippen sich einfach nicht freundlich verziehen. Er war wütend. Und gekränkt, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Sie hatte die Verabredung vergessen und war mit irgendeinem Marine mit Tätowierung abgezogen.
So weit zu der Hochspannung, die ich am Sonntagabend zu spüren geglaubt habe.
In ihm brodelte es.
So weit zu ihrer vermeintlichen Integrität.
Seine Kiefermuskeln spannten sich.
So weit zum Thema ›Endlich eine Frau, die anders ist als die anderen‹.
Er sah zu Mrs. Kasselbaum, die ihn alarmiert anstarrte, und begriff, dass man in seiner Miene wie in einem Buch lesen konnte.
Er zwang sich zu einem Lächeln, aber er ahnte, dass es misslang. »Ich muss jetzt jedenfalls wieder gehen.«
Mrs. Kasselbaum machte ein enttäuschtes Gesicht. »O nein, mein Junge, tun Sie das doch nicht. Dieser Karate-Mensch bedeutet ihr gar nichts, das weiß ich. Er –«
Der Zorn kochte hoch und schwappte über, und er spürte, wie seine Wangen heiß wurden. Mitleid war eine Sache, die er ganz und gar nicht ertragen konnte. »Schon gut, Mrs. Kasselbaum«, sagte er steif. »Sie hat es eben vergessen. Sagen Sie ihr einfach nur, dass ich kurz hier war, um ihr das Schloss zu bringen.«
In diesem Moment wurde unten die Tür zum Hausflur aufgerissen. Steven schaute über das Geländer und sah das schwarzhaarige Objekt seiner Begierde hereinrauschen. Sie trug Sandalen und einen weißen Anzug und winkte dem Wagen, der am Bordstein stand. Dann hob sie den Kopf und schaute hinauf. Selbst aus der Entfernung erkannte Steven, dass ihre Augen sich weiteten und der Unterkiefer herabfiel. Steven wartete reglos, während er Mrs. Kasselbaums neugierigen Blick spürte. Er war gespannt, wie Jenna es erklären wollte. Welche Lüge sie ihm auftischen würde.
Jenna schloss die Augen und stieß konzentriert den Atem aus. All die negativen Gefühle, die sie sich durch den Sport aus dem Körper getobt hatte, kehrten mit voller Wucht zurück.
Sie hatte ihn vergessen.
Und das, nachdem sie sich den ganzen Tag über gefragt hatte, was sie anziehen sollte, wie sie auf ihn reagieren sollte, was alles passieren mochte. Das Blut strömte rascher durch ihre Adern, und ihr wurde trotz der Kühle des Abends heiß. Wie hatte sie ihn nur vergessen können! Sie öffnete die Augen und hob den Kopf. Er stand oben und blickte auf sie herab. Selbst aus der Entfernung der drei Stockwerke erkannte sie, dass er wütend war.
Sehr wütend.
Verwirrt zog sie die Brauen zusammen.
Wütender, als es angemessen ist,
dachte sie. Dann tauchte Mrs. Kasselbaum hinter ihm auf, und als Jenna ihre schuldbewusste Miene sah, wurde ihr alles klar.
Alte Klatschtante.
Sie verzog das Gesicht und begann, immer zwei Stufen auf einmal, nach oben zu laufen, wobei sie jedes Mal zusammenzuckte, sobald der linke Fuß ihr gesamtes Gewicht trug. Sie hatte ihn bandagiert, aber die Tritte, die sie dem armen Mark verpasst hatte, hatten das Pochen wieder verstärkt. Als sie ihre Haustür erreichte, warf sie Mrs. Kasselbaum einen verächtlichen Blick zu, und die alte Frau senkte verlegen den Blick.
»Wie Sie sehen, bin ich sicher zu Hause angekommen, Mrs. Kasselbaum. Sie dürfen sich jetzt wieder Ihren Klatschsendungen widmen.«
Mrs. Kasselbaum schaute empört auf. »Ich hatte Nachrichten gesehen.«
»Wie Sie meinen. Jedenfalls haben Sie genug Ärger verursacht.« Jenna zog eine Braue hoch. »Oder denken Sie nicht?«
»Ich habe doch versucht, ihm begreiflich zu machen, dass dieser Karate-Mensch Ihnen nichts bedeutet.«
Jenna biss sich auf die Zunge. »Mrs. Kasselbaum. Bitte.« Sie
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