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Das Laecheln Deines Moerders

Das Laecheln Deines Moerders

Titel: Das Laecheln Deines Moerders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Team – posierend, kämpfend oder Ziegelsteine zerschmetternd. Aber sie hatte auch schon Softball und Volleyball gespielt. Außerdem hatte sie, wie er entdeckte, als er in die Knie ging, um die Fotos weiter unten zu betrachten, ein Mädchenteam trainiert: Auf einem Foto strahlten ihm einige Achtjährige entgegen, die sich um Jenna und einen beeindruckend aussehenden Pokal geschart hatten. Außerdem fünf Fotos – eins für jedes der vergangenen fünf Jahre – mit Jenna, die unter dem Emblem der Special Olympics mit einem behinderten Kind posierte. Er konnte nicht anders, als Bewunderung zu empfinden, auch wenn sich in ihm gleichzeitig die Gewissheit verfestigte, dass diese Frau nicht für flüchtige Affären ohne Verpflichtungen gemacht war.
    Sie war eine nette Frau. Eine Frau, die Bindungen entwickeln konnte, die sich Jahr um Jahr »ihren« Wohltätigkeitsorganisationen widmete. Sie war einfach zu gut. Zu gut, um ihr auch nur vorzuschlagen, ein Verhältnis ohne Verpflichtungen zu beginnen.
    Steven erstarrte, als er den nächsten Schnappschuss betrachtete. Und angeln konnte sie auch! Mein Gott. Er beugte sich blinzelnd vor. Der Fisch, den sie stolz in die Kamera hielt, war ein gutes Stück dicker als alles, was er in den vergangenen Jahren aus dem Wasser gezogen hatte. Sie war eine nette Frau, die angelte und gut zu Kindern und Welpen war.
    Und die in ihm den Wunsch nach hemmungslosem, schwitzigem Sex weckte, wann immer er sie sah.
Und
die übrigens genau in diesem Moment unter der Dusche stand. Er kniff die Augen zu, als das nur allzu deutliche Bild in sein Bewusstsein flutete. Er musste damit aufhören. Es war lächerlich und außerdem demütigend, sich wie ein brünftiger Sechzehnjähriger zu benehmen. Hastig suchte er die Wand nach einem Bild ab, das etwas … dämpfender wirkte.
    Und er fand es. Jenna im Arm eines anderen Mannes vor einem Weihnachtsbaum. Ihr verstorbener Verlobter, nahm Steven an. Ein großer Mann, mit wirren schwarzen Haaren und einer schwarzen, drahtgefassten Brille. Eine erwachsene Version von Harry Potter. Auf diesem Foto blickte eine jüngere Jenna mit so unverhohlener Freude zu ihm auf, dass Steven gleichzeitig scharfe Eifersucht und große Sehnsucht verspürte. Er hatte sich immer gewünscht, dass eine Frau ihn so glücklich ansah. Aber Melissa hatte das nie getan, nicht einmal in ihren guten Jahren.
    Er nahm das Bild von der Wand und betrachtete es aus der Nähe. Das Paar hatte sich an den Händen gefasst, und der Mann hielt Jennas Hand so in die Kamera, dass man den bescheidenen Diamantring erkennen konnte. Der Mann selbst trug einen Silberring mit keltischen Ornamenten – denselben Ring, den Jenna nun an ihrem Daumen trug. Wieder verspürte er Eifersucht, doch im gleichen Atemzug schämte er sich. Gut – er konnte den Ring an ihrem Daumen nicht ausstehen, aber ihr Verlobter war tot, unwiederbringlich tot. Wie verzweifelt war er denn, dass er auf einen Toten eifersüchtig war?
    Offenbar verdammt verzweifelt.
    »Das war Adam.«
    Steven fuhr schuldbewusst zusammen und drehte sich um. Jenna stand ein paar Schritte hinter ihm. Sie hatte etwas mit ihrem Haar gemacht, hatte es geflochten und aufgesteckt, sodass es altmodisch und sexy zugleich aussah und den Nacken freiließ. Sie trug ein schlichtes schwarzes, ärmelloses Kleid, das vom Hals bis zum Saum durchgeknöpft war und leider viel zu viel von ihren fantastischen Beinen verdeckte. Ob sie wieder echte Strumpfbänder trug? Nein, er weigerte sich, näher darüber nachzudenken, und senkte den Blick rasch zu ihren Füßen, die in flachen Schuhen steckten.
    »Keine Wolkenkratzerpumps heute?«, fragte er lächelnd.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube mich zu erinnern, dass ich ein Pfadfinderehrenwort gegeben habe, obwohl ich dabei nicht in meine Hand gespuckt habe.« Sie zog ein Gesicht. »Brr, das ist ekelig.«
    Sie blickten einander einen Moment lang an, dann räusperte Steven sich und hielt das Foto hoch. »Entschuldigen Sie. Ich war neugierig.«
    Sie nahm ihm das Foto ab. Steven beobachtete sie genau, suchte nach einem Anzeichen übrig gebliebener Leidenschaft, doch sie lächelte nur und strich den Staub vom Glas. »Das ist Adam.«
    »Ihr Verlobter.«
    »Hm-mm.«
    »Sie haben ihn geliebt.« Die Worte waren heraus, bevor er sich dessen bewusst war.
    Ihr Kopf fuhr herum, ihre Augen musterten ihn überrascht. »Natürlich. Er war ein guter Mensch.«
    Steven schoss das Blut in die Wangen. »Schön zu hören. Das freut mich.«

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