Das Laecheln Deines Moerders
es auch.
Moment, Steven.
Ach, verdammt.
Er hasste es, wenn sein Gewissen Recht hatte. Aber natürlich ging es nicht anders. Er zwang sich zu einem breiten Grinsen und schob beide Hände in die Taschen. »Natürlich.«
Jenna blinzelte. Sie war sicher gewesen, dass er sich vorbeugen und sie küssen würde. Beinahe hätte sie sich auf die Zehenspitzen gestellt, um ihm entgegenzukommen. »Einfach so?«, fragte sie. Irgendwie ärgerte es sie, dass die Stimmung plötzlich so anders geworden war.
Er nickte fröhlich, und sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt. »Einfach so«, sagte er. »Aber ich hoffe, Ihnen ist klar, dass es jetzt zwei zu eins steht. Damit wir wieder quitt sind, muss ich mich auch noch einmal entschuldigen.«
»Da hätte ich gerade einen guten Grund parat«, murmelte sie kaum hörbar.
Er runzelte die Stirn und beugte sich vor, sodass sie sein Aftershave wahrnehmen konnte. Er roch verflixt gut. »Was haben Sie gesagt?«, fragte er.
Du riechst gut, und wieso küsst du mich nicht endlich?,
schrie eine Stimme in ihr. »Nichts«, brummelte sie. »Hören Sie, ich könnte in einer Viertelstunde ausgehfertig sein, wenn Sie immer noch mit mir essen gehen wollen.«
Sie sah, wie seine Nasenflügel sich blähten und seine Wangen sich färbten. Seine braunen Augen schienen plötzlich zu glühen. »Ich will immer noch«, sagte er heiser, und ein Schauder lief ihr über den Rücken.
»Dann … dann gehe ich … mal … und …« Ihre Stimme verklang, aber ihre Füße hatten sich nicht bewegt. Er schluckte und zog die Hand aus der Tasche. Hob sie an ihr Gesicht und schob ihr zärtlich eine Haarsträhne hinters Ohr. Flüchtig strichen seine Finger über ihre Wange, bevor er die Hand wieder in die Tasche schob. Ihre Blicke hatten sich nicht voneinander gelöst, und Jenna glaubte plötzlich, nicht mehr atmen zu können.
Mit beinahe übermenschlicher Anstrengung trat sie einen Schritt zurück, obwohl sie sich ihm am liebsten in die Arme geworfen hätte.
»Lassen Sie sich Zeit«, murmelte er. »Ich warte.«
Steven verharrte reglos, als sie den Rückzug antrat. Erst als sie außer Sicht war, stieß er den Atem aus, aber es half nicht viel. Die enorme körperliche Spannung blieb ihm erhalten. Mit einem Blick und ein paar gehauchten Worten hätte sie es beinahe geschafft, dass er sich vollkommen vergaß. Wie mochte es wohl sein, wenn sie sich unter ihm befand, sich unter ihm wand, seinen Namen stöhnte …
Er hob den Blick und sah, dass die beiden Schäferhunde ihn wachsam musterten. Behutsam näherte er sich ihnen. Hier bot sich ihm eine willkommene Möglichkeit, sich abzulenken. Außerdem konnte er versuchen, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Wenn diese Sache sich entwickelte, dann würde er den beiden öfter begegnen.
Er ging in die Hocke, hielt den Hunden die Hand hin, und der rechte schnupperte, dann leckte er sie. Der Hund zur Linken wollte anscheinend nicht außen vor bleiben, sprang auf und leckte sein Gesicht. Steven nahm an, dass er in gewisser Hinsicht akzeptiert war. »Platz, Kumpel«, befahl er dem Hund, welcher es auch war, und erstaunlicherweise gehorchte das Tier. Er zupfte an der Hundemarke und runzelte die Stirn. »Captain«, stand darauf. Er sah sich die andere Plakette an und las auch hier »Captain«. »Wie kommt es, dass ihr beide Plaketten tragt, auf denen nicht euer richtiger Name steht?«, fragte er, und beide Hunde setzten sich schwanzwedelnd und erwartungsvoll auf. Zu ihrer zweifellos guten Ausbildung gehörte anscheinend nicht die Kunst der höflichen Konversation. »Na ja, wenigstens sabbert ihr nicht.«
Steven sah sich um. Die Wohnung war aufgeräumt, der Stil tendierte zu rustikal. Ihre Wände waren ein Fall für sich. Beinahe jeder Zentimeter Tapete war zugehängt, und jede Wand war, wie er feststellte, nachdem er sich einmal um die eigene Achse gedreht hatte, einem besonderen Thema gewidmet. An einer Wand hingen gerahmte Fotografien; von Großportraits bis Automatenschnappschüsse war alles vertreten. Eine andere Wand war mit Urkunden und Diplomen zugehängt, der Esszimmerbereich mit einer Reihe farbenfroher Masken geschmückt. Am interessantesten jedoch war für ihn die Fotowand. Von den Bildern erhoffte er sich Einblicke in die Person Jenna Marshall.
Und die bekam er. Während er ein Foto nach dem anderen betrachtete, wurde ihm klar, dass sie eine Frau mit vielen Interessen war. Zum einen war da natürlich Karate. Er zählte ein halbes Dutzend Fotos von ihr und ihrem
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