Das Laecheln Deines Moerders
Was nicht unbedingt stimmte, aber er fand diese Regung selbst so unerträglich, dass er sie unbedingt im Keim ersticken wollte. »Darf ich fragen, woran er gestorben ist?« Sie begegnete kurz seinem Blick, bevor sie das Foto wieder an seinen Platz hängte. »Sie dürfen. Ich bin inzwischen so eine Art Fachfrau dafür geworden. Obwohl ich Sie warnen muss, denn die meisten Männer schaudern, wenn sie es hören. Adam hatte Hodenkrebs.« Steven zog den Kopf ein, und Jenna hob eine Augenbraue. »Sehen Sie? Aber als Vater von drei Jungen haben Sie eine Verantwortung, was Ihre Gesundheit betrifft.«
Steven spürte, wie sein Gesicht erneut warm wurde. Er war ziemlich sicher, dass Hoden nicht auf der Liste seiner Lieblingsthemen für das erste Date standen. »Da haben Sie wohl Recht.«
»Wussten Sie, dass Hodenkrebs vor allem junge Männer zwischen achtzehn und fünfunddreißig Jahre befällt?«
Das hatte er nicht gewusst. »Nein.«
»Und wussten Sie, dass der Krebs, wenn man ihn nur früh genug erkennt, leicht zu behandeln ist?«
Auch das hatte er nicht gewusst. »Und Adams Krankheit ist nicht früh genug diagnostiziert worden?«
Ihre Augen blitzten auf. »Nein. Und zwar, weil es ihm zu peinlich war, zum Arzt zu gehen. Sein Krebs war ein ungewöhnlich schnell wuchernder, aber man hätte trotzdem etwas tun können, wenn er sich früher hätte behandeln lassen. Als er es endlich tat, war sein ganzer Körper befallen. Wir hatten noch zehn Monate.
Zehn verdammte Monate!«
Sie schaute zur Seite und rang um Fassung. Als sie ihn wieder ansah, war ihr Blick wieder etwas ruhiger. »Tut mir Leid, Steven, aber das Thema ist ein wunder Punkt. Ich habe versucht, in der Schule mehr Aufklärungsarbeit zu leisten, aber die meisten Jungen weigern sich zuzuhören. Ich habe auch Informationsblätter zusammengestellt, aber keiner will mit so einem Ding in der Hand gesehen werden.«
»In gewisser Hinsicht kann ich das verstehen.« Er betrachtete die Frau vor ihm mit verändertem Blick. Nun konnte er noch ›weiblicher Kreuzritter‹ auf die stetig wachsende Liste ihrer positiven Eigenschaften setzen. »Das macht es nicht besser, aber ich verstehe es irgendwie.«
Ein zaghaftes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Das tun die meisten Männer. Wenn Ihnen einfällt, wie man die Hemmungen umgehen kann, lassen Sie es mich bitte wissen. In meinem Schrank lagert ein Karton Informationsblätter, die nur darauf warten, gelesen zu werden. Aber genug davon. Ich habe wirklich Hunger.« Sie holte eine Jacke aus dem Garderobenschrank und zog sie an. »Also, wenn Sie so weit sind …«
Er öffnete die Tür und sog genussvoll die Luft ein, als sie vorbeiging. Sie hatte das Haar wieder mit dem Kokosshampoo gewaschen und wieder dachte er unwillkürlich an Sonnenmilch, Strände, Palmen,
Bikinis.
Er ließ die Tür zufallen und sagte das erste Unverfängliche, das ihm in den Sinn kam.
»Ich bin jetzt mit zwei Entschuldigungen im Rückstand.«
»Stimmt nicht.« Sie schaute grinsend zu ihm auf. »Sie haben sich eben für Ihre Neugierde entschuldigt. Jetzt haben Sie nur noch eine gut.«
Steven lachte laut auf. »Jenna, Sie sind unverbesserlich.«
Sie nickte. »Ja, danke. Ich gebe mir größte Mühe.«
Dienstag, 4. Oktober, 20.00 Uhr
D ie Fahrt zum Restaurant verlief in einem Schweigen, das Jenna nur als nachdenklich bezeichnen konnte. Sie hätte gerne gewusst, warum er sie kurz zuvor in ihrer Wohnung nicht geküsst hatte. Er hatte es eindeutig genauso gewollt wie sie. Und dann hatte er wissen wollen, ob sie Adam geliebt hatte. Ob er seine Frau, die Mutter seiner Söhne, noch liebte? Sie wünschte, sie hätte sagen können, was in ihm vorging. Was in
ihr
vorging, wusste sie nur allzu gut. Und wenn seine Gedanken auch nur annähernd so wirr und so … lustbetont waren wie ihre, dann würde es sicherlich ein spannender Abend werden. Wo immer er hinführen mochte.
Im Moment führte er zum Essen. Er hatte ironischerweise den neuen Italiener am Capitol ausgesucht. Er hielt ihr den Stuhl hin und begegnete ihrem Blick, als er sich ihr gegenüber niederließ. Seine schönen braunen Augen ließen ihr Herz schneller schlagen. Am liebsten wäre sie aufgesprungen, hätte sich ihm auf den Schoß gesetzt und sich endlich den Kuss geholt, den er ihr eben in der Wohnung noch verwehrt hatte.
Oh, um Himmels willen, Jen. Jetzt reiß dich mal zusammen. Du wirst hier im Restaurant keinen Sex mit diesem Mann haben. Also sprich jetzt endlich mit ihm, bevor er noch
Weitere Kostenlose Bücher